Von der Wohnzimmerfirma zum Marktführer

26.10.2018

Das Rundum-Sorglos-Paket von Wittig Electronic

In Brand-Erbisdorf türmen sich palettenweise sich die Kartons mit Dioden, Kondensatoren, Widerständen, Temperaturschaltern und noch unzählig mehr elektronischen Bauelementen in der neuen Lagerhalle. Mittendrin steht ein Hightech-Gerät, noch glänzend neu: ein industrielles voll automatisches Kamerasystem – „stock incoming“. Über eine Milliarde elektronische Bauteile verlassen jährlich die Hallen des Unternehmens Wittig Electronic GmbH in Brand-Erbisdorf. Ein Rundum-Sorglospaket kaufen die Kunden automatisch mit. Sich an der Stelle mit dem Service dort ins Zeug zu legen, wo ihre Wettbewerber aufhören, gehört schon immer zum Erfolgsrezept des Familienunternehmens, das gerade einen Generationswechsel durchlebt.

„Mein Preis hört direkt an der Maschine auf – nicht schon im Wareneingangslager des Kunden“, so erklärt Harald Wittig das Erfolgsgeheimnis von Wittig Electronic. Dieses Credo stand von Beginn an über der Geschäftsidee des Gründers und heutigen Gesellschafters. Das war so in den ersten Monaten im Jahr 1990, als der Wohnzimmertisch in Freiberg tagsüber als Büro für den Handel mit passiven elektronischen Bauteilen herhielt und abends den Platz fürs Abendbrot in Familie bildete. Und das ist noch heute so, wo im Gewerbegebiet Brand-Erbisdorf seit 2004 ein funktional schicker Bau Raum für immer neue Ideen und Investitionen gibt, die sich in einer Paketleistung von Design-In über die Prüfung der Bauelemente im hauseigenen Labor bis zum Einbau in den Maschinen beim Kunden vor Ort niederschlägt.

wittig Electronic GmbH

Gewerbegebiet Süd Nr. 5

09618 Brand-Erbisdorf

Fon : +49 37322 / 5280-0

Email : info@wittig-electronic.de

www.wittig-electronic.de

Dank des voll automatisierten Kamerasystems geht es nun noch zügiger und zuverlässiger, mögliche Fehlerquellen festzustellen. Denn das System erfasst blitzschnell den Barcode der Produkte mit dem Ziel, künftig Warenprozesse noch reibungsloser abzuarbeiten, was in der hart umkämpften Branche unablässig ist. Die Kunden des europäischen Marktführers kommen aus der Automobilelektronik, der Telekommunikation, der Medizin- und Haustechnik und aus der Luft- und Raumfahrt. Neben einem zuverlässigen Handel mit den Elektronikbauteilen schätzen die Kunden Wittig Electronic vor allem ihrer individuellen Lösungen wegen. So entwickeln Ingenieure technische Baugruppen, von denen vor allem Kunden ohne eigenen Elektronikbereich profitieren. „Wir arbeiten dafür auch eng mit Forschungseinrichtungen der Westsächsischen Hochschule Zwickau und der TU Bergakademie Freiberg zusammen. Die Experten dort haben immer die Nase bei Innovationen ganz vorn“ erklärt Harald Wittig.

Nicht nur am Standort Brand-Erbisdorf, sondern auch in der Unternehmensstruktur selbst war in all den Jahren viel Bewegung. 2007 wurden Wettbewerber aufgekauft, die Mitarbeiterzahl wuchs auf über 100 - und schließlich wurde die Firma erst kürzlich wieder auf zwei Standbeine reduziert. So sind heute am erzgebirgischen Standort 45 Mitarbeiter beschäftigt und 15 Fachkräfte in einer tschechischen Tochterfirma, um von dort aus den Ostmarkt noch optimaler bedienen zu können. Außerdem gibt es noch ein Büro in China, in Shanghai, um besser mit Lieferanten und Kunden in Asien kommunizieren zu können.


Unterwegs als Botschafter

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Mitarbeiter schlagen Wurzel im Familienunternehmen

„Ich bin stolz, wenn ich sehe, was sich aus dem damaligen Wunsch nach Selbständigkeit bis heute entwickelt hat. Wir gehören heute zu den Spitzenunternehmen in Europa auf dem Sektor der elektronischen Bauteilfertigung. Die Leistung, die wir anbieten, kann so keiner – auch deshalb nicht, weil uns immer der persönliche Kontakt wichtig ist“, sagt Geschäftsführerin Elke Wittig und verschweigt auch nicht, dass sie ihre Wurzeln - ohne Eigenkapital am Wohnzimmertisch sitzend -, nie vergessen haben. So spielt das Thema Familie bis heute in mehrfacher Hinsicht für sie eine große Rolle. „Wir sehen unsere Mitarbeiter als Teil einer großen Familie.“ Sichtbar wird dieser Zusammenhalt auf einer Wiese, wo jede Familie, die Nachwuchs erwartet, einen Baum pflanzen darf. Einige von den Bäumchen sind schon ganz groß, haben bereits vor Jahren Wurzeln bei Wittig Electronic geschlagen. Die meisten ihrer Angestellten hätten bei ihnen gelernt und sind geblieben. So haben sie nach und nach ihre eigenen Fachkräfte im Bereich Groß- und Außenhandel selbst ausgebildet – immer nach Bedarf. Das Thema Fluktuation tangiert die Unternehmer nicht - künftiger Fachkräftebedarf dennoch. Die logistisch unbequeme Lage zur Berufsschule in Burgstädt hält oftmals junge Leute ab, die Ausbildung anzugehen. Ihren eigenen Unternehmensnachfolger, Sohn Michael, haben Elke und Harald Wittig stetig aber behutsam von Kindesbeinen an zumeist per Ferienjobs mitgezogen.

Bepackt mit fünf Jahren Erfahrung in der Fremde zurück im Erzgebirge

Die Automotive-Branche macht den größten Anteil am Kundenstamm der Wittigs aus. „Man muss ein ganzes Fahrzeug verstehen und was Elektronik und Mechanik verbindet“, erklärt der 34jährige Michael Wittig. Mit dem Studium „KfZ-Elektronik“ an der Westsächsischen Hochschule Zwickau schuf er nach dem Abitur die beste Basis, das Unternehmen der Eltern zu übernehmen – irgendwann. Zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule, verschlug es ihn dann Richtung Franken. Dort, in der gleichen Branche wie seine Eltern tätig, lernte er auch Unternehmen kennen, die heute zu seinen Wettbewerbern gehören. „Kinder müssen nach der Ausbildung woanders hin, um andere Unternehmensabläufe kennenzulernen“, respektierte Harald Wittig die Entscheidung seines Sohnes, nicht sofort ins elterliche Geschäft einzusteigen. Nach fünf Jahren Nürnberg kam er vor zwei Jahren zurück ins Erzgebirge . „Hauptgrund, so ehrlich muss man sein, war schon das elterliche Unternehmen. Denn ich habe die Zeit in der Stadt sehr genossen. Aber hier, im Erzgebirge, habe ich doch meine Heimat und gehe jeden Tag glücklich nach Hause“, erzählt der passionierte Motorradfahrer, der die Landschaft der Region auch für seine Kurven durch Wälder und Täler schätzt. Und: „Die Grundstückspreise sind im Erzgebirge viel günstiger, da beneiden mich meine Freunde in Bayern.“

Noch teilen sich Mutter und Sohn den Geschäftsführerposten. Bis Ende 2019 möchte Elke Wittig aber den Staffelstab komplett an die nächste Generation übergeben: „Technisch ist Michael absolut fit. Jetzt braucht es noch ein bisschen, um ein Gefühl für das große Ganze hier zu entwickeln. Auch wenn für immer viel Herzblut am Unternehmen hängt: Wir Eltern hatten unsere Zeit hier.“ Gebraucht zu werden ohne sich einzumischen, das ist die hohe Kunst, vor der viele Geschäftsleute in der Phase der Übergabe des Staffelstabes stehen. Elke Wittig wird auch nach 2019 im Unternehmen gern gesehen sein: „Du kannst ja dann bei mir noch einen 450 Euro-Job machen“, meint Geschäftsführer Michael Wittig mit einem Augenzwinkern und baut auch künftig auf den soliden Erfahrungsschatz seiner Eltern.