Die Rückkehr zu einer alten Liebe
Von Stefan Geyler
Zschopau . Max Neukirchner hat sich einen heimlichen Traum erfüllt. Als kleiner Junge bestaunte er zu Hause in Thalheim die MZ-Maschinen, die sein Vater Lothar, in den 80er Jahren einer der erfolgreichsten Rennfahrer in der DDR, pilotierte. Mehr als 20 Jahre später kehrt der heute 27-Jährige zu seiner alten Liebe zurück und wird selbst auf einer grün-weißen MZ-RE Honda in der Moto2-WM an den Start gehen.
"Jeder hilft jedem. Das gefällt mir bei den Zschopauern."
Max Neukirchner Rennfahrer
"Ich freue mich wahnsinnig, dass diese Zusammenarbeit zu Stande gekommen ist. Ein sächsischer Fahrer auf einem Motorrad aus Sachsen, das hat es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben", sagte der Stollberger gestern in Zschopau. Am Abend vorher so gegen 22.30 Uhr hatten beide Seiten die Unterschrift unter den Einjahresvertrag gesetzt.
Auch Martin Wimmer, Geschäftsführer von MZ, strahlte mit der Herbstsonne um die Wette. "Wir erhoffen uns, dass dadurch die Rennsportaktivitäten von MZ einen weiteren Schub erhalten", meinte der ehemalige Rennfahrer. Wimmer sieht seinen neuen Schützling dabei sowohl als sportliche Speerspitze als auch als neues Gesicht der Marke MZ für die geplante Serienfertigung des Motorrollers "Emmely" mit Hybridantrieb. Max Neukirchner selbst hat sich in den vergangenen Wochen den Wechsel von der Superbike-WM in die Moto2-Klasse nicht leicht gemacht. Obwohl in dieser Saison als Honda-Werksfahrer die erhofften Ergebnisse ausgeblieben sind, wollte er gern in dieser Rennserie mit 1000-ccm-Maschinen bleiben. Doch die Verhandlungen zogen sich in die Länge, einige Absichtserklärungen erwiesen sich als heiße Luft. Ein ausschlaggebender Faktor für ein Engagement bei MZ war für den Erzgebirger, dass Marco Nicotari mit ins "MZ-Boot" geholt wurde. Der Italiener, der in Lucca das Pro-Ride-Superbike-Team leitet, wird künftig als Technikchef die Geschicke des Rennstalls aus Zschopau leiten. Nicotari bringt seinen Stab an Technikern mit und stellt auch die gesamte Ausrüstung für MZ. "Es war mir wichtig, dass Marco mit ins Team kommt. Ich kenne ihn seit vielen Jahren aus der Superbike-Szene und vertraue ihm hundertprozentig. Er verfügt über viel Erfahrung in Sachen Fahrwerksabstimmung", erläuterte Neukirchner. Gerade in dieser Hinsicht haben die Zschopauer in dieser Saison große Probleme. Ihr Fahrer Anthony West klagte oftmals über das zu hohe Gewicht der Maschine und den zu geringen Top-Speed. Deshalb soll in den kommenden Monaten im
Werk in Hohndorf bei Zschopau ein neuer Rahmen entwickelt werden, der wiederum aus Stahlrohr besteht. Die Konkurrenz von Suter, Moriwaki, Kalex und einigen anderen verwendet dagegen Alu-Rahmen. Um nichts dem Zufall zu überlassen, soll noch am 9. November nach dem WM-Finale im spanischen Valencia mit den Testfahrten begonnen werden. Offen bleibt weiterhin, wer der Teamkollege von Max Neukirchner wird. Nach Aussage von Martin Wimmer ist der erste Kandidat dafür der Glauchauer Arne Tode. Damit wäre in der WM erstmal ein komplettes deutsches Team am Start. Im Gespräch ist auch der Österreicher Michael Ranseder. Der 24-Jährige fährt in dieser Saison für das Team CBC Corse aus Italien in der Moto2-Klasse. Auch dem derzeitigen Piloten Anthony West liegt ein Angebot vor. Ob der Australier nach den vielen technischen Problemen in dieser Saison noch Lust auf MZ hat, bleibt dahingestellt. Tatsache ist aber, dass im Gegensatz zu Neukirchner alle drei Kandidaten Sponsorengelder mitbringen müssen. Die WM-Saison 2011 beginnt am 20. März mit dem Grand Prix von Katar in Doha. Für die Moto2-Klasse ist das Teilnehmerfeld auf 40 Fahrer begrenzt. MZ hat dafür zwei Plätze bekommen. Das Racing Team Germany steht noch auf der Warteliste.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Auer Zeitung, 30.10.2010