Hundshübler machen Rasieren zum Kult

Die Marke Mühle ist Anhängern der Rasierkultur ein Begriff. Der neue Hobel der Firma sorgt im Internet für Furore.

VON MARIO ULBRICH

HUNDSHÜBEL - Schon Tage bevor der neue R-41 auf den Markt kam, tippten sich Fans in diversen Internetforen die Finger wund. Würde die Neuentwicklung aus dem Erzgebirge halten, was die ersten Fotos versprachen? "In der Nacht zum 16. Juni haben wir den R-41 in unserem Shop freigeschaltet", sagt Andreas Müller , Geschäftsführer der Hans-Jürgen Müller GmbH in Hundshübel. "Die ersten Bestellungen gingen kurz nach Mitternacht ein. Das war ein tolles Lob für uns."

Der neue R-41 ist kein Sportwagen, sondern ein Rasierhobel, obwohl manche Männer ihn mit einem Luxusauto vergleichen. Sich damit zu rasieren, sei wie Lamborghini fahren, schrieb ein Nutzer. Der R-41 verzeihe keinen Fehler. Kurz: Ein Hobel für Profis. Rasieren als Wissenschaft, als Kult.

Andreas Müller freut sich diebisch, wenn er so etwas liest. Mit geschickten Marketingmaßnahmen sorgen er und sein Bruder Christian dafür, dass sich der Kult des Rasierens weiter verbreitet. Ihre Firma stellt alles her, was man(n) dazu benötigt: Pinsel, Halter, Hobel. Hinzu kommen Pflegeprodukte, Tiegel, Schalen, Spiegel und Seifendosen. Das Unternehmen lebt von Kunden, für die der Rasierapparat mehr ist als ein Gebrauchsgegenstand.

"Wir profitieren von der Renaissance des Nassrasierens", sagt Müller. Seit 1945 ist die Hundshübler Manufaktur unter ihrem Markennamen Mühle für Rasierpinsel aus hochwertigen Materialien bekannt, Dachshaar etwa. Vor drei Jahren nahmen Andreas und Christian, die die Firma heute leiten, Rasierhobel ins Programm. Im ersten Jahr verkauften sie gut 1000 Stück. Inzwischen fast das Zehnfache.

Eine Nachfrage, die sie beispielsweise durch Kurse im Nassrasieren ankurbeln. "Wir sehen uns nicht nur als Hersteller", erläutert Andreas Müller. "Wir tun selbst etwas dafür, um Rasierkultur zu verbreiten." Aus einem scheinbar hoffnungslos veraltetem Ritual ist ein lukratives Geschäft geworden, von dem in Hundshübel heute 35 Mitarbeiter leben. 4,7 Millionen Euro Umsatz machte das Unternehmen 2010, das Kunden in aller Welt beliefert. Ein Teil der Erzeugnisse sind Auftragsproduktion für Drogerieketten oder andere Hersteller. Die Premium-Produkte aber werden unter dem Markennamen Mühle verkauft. Ein Luxus-Set aus Dachshaarpinsel und Rasierhobel mit Karbongriff kann mit 600 Euro zu Buche schlagen.

Und was ist nun das Besondere am neuen R-41, der übrigens für 32 Euro zu haben ist? "Sein Zahnkamm ist so gestaltet, dass er Haare und Schaum rasch abtransportiert", erklärt Müller. "Man sollte mit dem Hobel nicht aufdrücken; er rasiert allein durch sein Gewicht." In den Internetforen wird der R-41 kontrovers diskutiert: Die einen schwören auf ihn, andere Nutzer bleiben lieber bei ihrem altem Apparat. Was für Andreas Müller völlig in Ordnung ist. "Jedes Modell hat sein eigenes Rasierverhalten", sagt er. "Das kann man mit dem Fahrwerk eines Autos vergleichen. Man muss herausfinden, was man bevorzugt."

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 06.07.2011