Espresso, Expressionismus, Erzgebirge – da steckt Aroma drin

29.09.2021

Jörg Oertel hat bis vor kurzer Zeit am liebsten Tee getrunken. Als einen typisch erzgebirgischen Brühkaffeetrinker würde er sich nicht bezeichnen, denn so richtig geschmeckt hat ihm der Wachmacher nie. Es ist eher eine wissenschaftliche Neugier, die ihn antreibt, sich mit der Faszination des Getränkes zu beschäftigen. Und schnell merkt er: die Möglichkeiten, die den Geschmack, das Aussehen und den Geruch des Kaffees beeinflussen, sind unendlich.

Sein Ehrgeiz und erzgebirgischer Tüftlersinn sind geweckt und so vergehen Monate: er röstet, filtert und brüht sich durch sämtliche Variationen. Schnell ist klar, dass es mehr als nur ein flüchtiges Hobby ist und die Wohnung im Erdgeschoss wird allmählich zur Lagerstätte und Rösterei mit Probiertresen. Im Freundes- und Bekanntenkreis erfreut sich der Kaffee schnell großer Beliebtheit und die (Stamm-) Kunden werden immer mehr. Es wird damit Zeit, dem Ganzen einen Namen zu geben: Im „kaffinski“ wird nicht irgendein Kaffee gekauft, hier gibt es die Beratung in jedem Fall dazu. „Jeder will einfach eine gute Tasse Kaffee trinken,“ stellt Jörg Oertel fest. Und in dieser Einfachheit liegt auch das Grundprinzip von kaffinski: „Jedem schmeckt etwas anderes und jeder nimmt Kaffee anders wahr.“ So ist das auch mit der Kunst. Und deshalb hat das kaffinski ein eingängliches Konzept.

Jeder will einfach eine gute Tasse Kaffee trinken

Den Kaffeekenner Oertel begeistern die Expressionisten des frühen 20. Jahrhunderts. So stellt er beim Kaffeegeschmack auch den Bezug zum Expressionismus her: „Expressionistische Werke sind nicht auf den ersten Blick für jeden gleich schön, für manchen ist es gar keine Kunst. Jeder sieht in den Bildern etwas anderes und wird umgekehrt von den Bildern anders angesprochen.“ So ist das auch beim Kaffeetrinken: Nicht jeder verbindet mit Kaffee das Gleiche. Deshalb sind die Verpackungen der erzgebirgischen Kaffeerösterei aus Oelsnitz weiß – wie eine leere Leinwand ohne Einfluss auf den Inhalt. Und deshalb heißen die Kaffeekreationen Wasilly, Max, Lotte, Maria oder Anna – benannt nach expressionistischen Künstlern wie Wasilly Kandinsky und dessen Frau Anna Tschimiakin, die er wegen einer jüngeren Kunststudentin verlassen hat, oder nach Max Pechstein und seinem geliebten Modell Lotte Kaprolat. Bewegte Geschichten also, die hinter den Kaffeenamen stecken.

Schwarz und heiß oder beige und mild – es muss kein teurer Kaffeevollautomat sein, um das Beste herauszuholen. Typisch erzgebirgisch eben kann man laut Jörg Oertel auch den Filterkaffeegenuss mit wenigen Handgriffen optimieren. Seine Tipps: Den Filter anfeuchten, um den Papiergeschmack auszuwaschen oder noch besser einen Dauerfilter für die Filterkaffeemaschine benutzen. So behält man die Aromen und Öle bei, die das Geschmackserlebnis intensivieren.

„Die Karriere eines Kaffeetrinkers endet bei hell geröstetem Kaffee.“, weiß Oertel. Denn je dunkler geröstet umso weniger Aromen bleiben übrig. Die hell gerösteten Kaffees transportieren diese viel besser und ähneln dabei auch eher einem Tee. Der Sprung von Tee zu Kaffee ist also gar nicht so groß.

Der Sprung in die Selbstständigkeit dagegen schon. Mit hohen Investitionen, viel Zeitaufwand und mit der Frage, ob sich alle Mühen lohnen, betreibt der IT-Experte sein kleines Kaffee-Start-up nun nebenberuflich. Einen großen, entkoffeinierten, dreifachen Vanille-Soja-Latte mit Crema, extraheiß, im personalisierten Plastik-Togo-Becher wird es im kaffinski nicht geben, sondern immer einfach guten Kaffee, weil Passion das wichtigste Extra bei Jörg Oertel ist. Aber für einen richtig guten Kaffee muss man eben auch nicht in die nächste Großstadt fahren.

kaffinski

A.-Bebel-Str. 6

09376 Oelsnitz

Fon : +491774950942

Email : info@kaffinski.de

https://www.kaffinski.de/

Nähe, ein Gesicht und das direkte Erleben gehören zum Kaffeeverkauf in einer kleinen Stadt wie Oelsnitz dazu. Hier kennt man seine Kunden, die gerne auch Sonntagmittag im Geschäft klingeln, um für die Kaffeetafel noch die Basis für ein erlesenes Heißgetränk zu kaufen. Und nicht selten wird der freundliche Kaffeemann dann gleich noch mit eingeladen. Ein gutes regionales Netzwerk und die vielen Menschen, die er auf seinem Weg kennengelernt hat, bestärken ihn in seinem Vorhaben. „Jeder, der mit Kaffee arbeitet, macht dies mit Leidenschaft und Hingabe. Da lernst du keine langweiligen Leute kennen, dafür ist das Heißgetränk viel zu cool.“

weil Passion das wichtigste Extra ist