Emotionale Achterbahnfahrt

Die ersten Dresdner Zwingerfestspiele wollen nicht mit Superlativen geizen. Starregisseur Dieter Wedel setzt auf eine pompöse Kulisse und ein Großaufgebot deutscher Schauspielhochkaräter. In der Titelrolle der Inszenierung "Die Mätresse des Königs" wird die gebürtige Zwickauerin Teresa Weißbach als Gräfin Cosel zu sehen sein.

VON SEBASTIAN MÜNSTER

DRESDEN - Der Dresdner Zwinger ist ein architektonisches Gesamtkunstwerk. Es ist nur eines der vielen Bauwerke, die von der Regentschaft des damaligen Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen im 18. Jahrhundert zeugen - wahrscheinlich aber ist er das Eindrucksvollste. Glaubt man den Geschichten, die sich um "August den Starken" ranken, so ist der Zwinger auch ein Zeugnis seiner Liebe zu einer ganz bestimmten Frau. August hatte viele Schwächen. Auf dem Schlachtfeld war er nie besonders erfolgreich. In seinen politischen Versuchen blieb der Herrscher meist glücklos. Vor allem aber, wurde er schwach bei Anna Constantia von Hoym, der späteren Gräfin Cosel. Gespielt wird sie in Dresden von Teresa Weißbach.

"Ich weiß, was ich kann. Am Ende geht es nicht ums Alter, sondern um die schauspielerischen Qualitäten."

Teresa Weißbach Schauspielerin

Die gebürtige Zwickauerin ist in Stollberg aufgewachsen und steht bereits seit ihrem neunten Lebensjahr auf der Bühne. Nach dem Studium in Rostock folgten viele erfolgreiche Engagements, unter anderem in Hamburg und am Wiener Burgtheater. Dennoch wird sie zuallererst immer mit ihrer Rolle als die blonde Miriam in Leander Haußmanns Kino -Kassenschlager "Sonnenallee" in Verbindung gebracht. Der Film stammt aus dem Jahre 1999, damals war Teresa Weißbach 17 Jahre alt. Genervt sei sie davon dennoch nicht. "Im Gegenteil", fügt sie hinzu, "ich finde den Film nach wie vor toll. Die Menschen brauchen einfach eine Möglichkeit, mich schnell einordnen zu können."

Zum ersten Mal seit ihren Tagen im Kindertheater in Stollberg treibt es die quirlige Blondine nun zurück auf sächsische Theaterbühnen - ein ganz besonderes Gefühl beschreibt sie. "Es ist eine ganz große Freude hier auftreten zu dürfen", sagt sie gerührt. "Dass ich als gebürtige Sächsin ein Stück Landesgeschichte von derartiger Bedeutung verkörpern darf, das ist eine große Herausforderung."

Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit derartig vielen Hochkarätern. Neben Götz Schubert in der Rolle des August sind auch Helmut Zierl ("Graf Hoym"), Agata Buzek ("Fürstin Teschen") und Showgrößen wie Dirk Bach ("Hofnarr Fröhlich") und Bohlen-Ex Estefania Küster mit dabei. Egotrips gebe es dennoch keine, so Weißbach. "Gerade das macht die Inszenierung doch so spannend. Jeder bringt einen ganz anderen Hintergrund mit", erklärt sie. Sie genieße das kreative Potenzial, das sich entwickle, wenn so viele verschiedene Typen zusammen arbeiten. Vor allem aber genieße sie es, inspiriert zu werden und dazu zu lernen. "Götz Schubert ist ein großartiger Schauspieler. Er hat so viele tolle Ideen", schwärmt sie vom August-Darsteller.

Gräfin Cosel war eine geistreiche und temperamentvolle Frau mit vielen Talenten, heißt es. Sie liebte die Jagd, das Reiten und auch das Fechten. Und so musste Teresa Weißbach natürlich auch das Degenschwingen lernen. Keine leichte Aufgabe, gibt die 30-Jährige zu. "Es macht Spaß, immer wieder etwas Neues dazu zu lernen. Nur irgendwie schade, dass man es hinterher nie wieder wirklich braucht."

Die Inszenierung solle aber vor allem unterhalten und den Stoff modern adaptieren. Es gehe um die Aktualität des Stoffes und die emotionale Achterbahnfahrt zwischen August und Anna Constantia. "Wir wollen nicht historisch rekonstruieren, was genau damals geschehen ist, sondern wir wollen große Emotionen wecken", so Weißbach.

Doch letztlich fühle sie sich geschmeichelt und auch ein wenig geehrt, eine historisch so wichtige Figur verkörpern zu dürfen. Dabei hatte Dieter Wedel zunächst gezweifelt, ob sie nicht doch zu jung für diese Rolle sei, denn in der Tat sieht sie wesentlich jünger aus, als sie ist. Letztlich aber habe sich der Regisseur überzeugen lassen. "Ich weiß was ich kann. Am Ende geht es nicht ums Alter, sondern um die schauspielerischen Qualitäten", sagt sie selbstbewusst.

Schließlich hat sie den Star-Regisseur nicht zum ersten Mal für sich gewinnen können. Bereits bei den diesjährigen Nibelungenfestspielen in Worms hatte er sie engagiert. Für Teresa Weißbach ist es ein ungemein erfolgreiches Jahr. Sie ist vollkommen aus dem Häuschen, wie gut es momentan bei ihr läuft. Mit ihrem theatralischen Liederabend "In der Bar zum Crocodil" tourt sie derzeit durch Deutschland. Im Stile der 20er-Jahre gibt die Schauspielern dabei die selbstbewusste Femme fatale. Damit habe sie sich einen kleinen Traum verwirklicht, erklärt sie. Im November wird sie mit ihrem Projekt wieder in Dresden und in Leipzig zu Gast sein. Auch Fernsehprojekte wird sie dieses Jahr noch drehen, unter anderem eine Produktion für eine Heimatkrimiserie des bayrischen Rundfunk mit dem Namen "Bamberger Reiter".

Das sei der Luxus, den sie sich als freiberufliche Schauspielerin leisten könne, so Teresa Weißbach. Sie habe die Freiheit, nur zu machen, was sie auch interessiere. Natürlich berge das auch den Nachteil der ständigen Unsicherheit, das mache ihr aber nichts aus. "Ich mag mein Leben spontan. Ich plane nur ungern", erklärt sie.

Für die Premiere der Dresdner Zwingerfestspiele am fünften August freut sie sich nun aber zunächst vor allem darauf, Freunde, Verwandte und Familie wiederzusehen. "Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch. Ich besuche meine Eltern fast jeden Monat."

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Stollberger Zeitung, 02.08.2011