Wolfsgrüner Betrieb steigert Umsatz und packt neue Ideen aus
VON CHRISTIAN GESELLMANN
WOLFSGRÜN - So sieht wohl der Traumtannenbaum vieler Männer aus: 2,50 Meter hoch, sattes Grün, gerader Wuchs - nur statt Lametta und Christbaumkugeln thronen satte 432 Flaschen Bier in den Ästen. Für Privatpersonen ist die Biertanne allerdings bisher nicht erhältlich. Die Firma Bretschneider Verpackungen aus dem Eibenstocker Ortsteil Wolfsgrün hat den extravaganten Werbeaufsteller aus Pappe für die Bitburger Gruppe entworfen und gefertigt, zu der unter anderem die Brauereien Wernesgrüner und Köstritzer gehören. Nun steht er in Supermärkten und bei Getränkehändlern in ganz Deutschland.
"Wir sind ein gutes Barometer dafür, wie es der Wirtschaft geht."
Ulrike Seidel Geschäftsführerin
Bretschneider produziert Verpackungen aus Wellpappe und Kartons aus Vollpappe. "Wir sind ein gutes Barometer dafür, wie es der Wirtschaft in der Region geht", sagt Ulrike Seidel , die den Familienbetrieb in fünfter Generation führt. Auf Verpackungen könne niemand verzichten. Offensichtlich geht es der Wirtschaft ziemlich gut: Seidel rechnet für 2011 mit einem Rekordumsatz von 4,6 Millionen Euro. Vor drei Jahren waren es schon 4 Millionen Euro. Dann kam die Finanzkrise, 2009 brach der Umsatz um eine Million ein. Seidel musste drei Mitarbeiter entlassen, auf Kurzarbeit umstellen. Inzwischen ist die Angestelltenzahl wieder auf 34 gestiegen. Dazu kommen zwei Auszubildende.
Die Biertanne war übrigens aus mehreren Gründen ein sehr guter Auftrag. Für die 850 Papp-Tannen übernahm die Firma erstmals auch den Versand. 1700 Pakete wurden geschnürt, eine Verpackungslösung gefunden, die die zwei Pakete, die eine Tanne ergeben, zusammenhält und gleichzeitig die Baumspitze schützt. "Wir sind als Team zusammengewachsen, weil wirklich jeder an dem Auftrag beteiligt war, vom Bedrucken über das Stanzen bis zum Konfektionieren", sagt Seidel. Noch wichtiger aber: mit kreativen, leicht transportier- und aufstellbaren Papp-Regalen hat die Firma eine Nische gefunden, in der Ulrike Seidel viel Potenzial für die Zukunft sieht. Das Hauptgeschäft sind zwar weiterhin Industrieverpackungen für Automobilzulieferer, Textilunternehmen, Werkzeugmacher und Möbelfirmen. Die meisten Kunden stammen übrigens aus der Region.
"Inzwischen verstehen wir uns aber auch als Dienstleister für die Auftraggeber. Wir organisieren alles vom Design bis zu logistischen Lösungen, die mit Pappe nichts mehr zu tun haben", sagt Seidel. So habe man ein Netzwerk zu Herstellern der Region aufgebaut, die Holzkisten, Folien oder Schaum liefern.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 21.12.2011