Wo die Hühner hinterm Haus campen

Endlich ist Urlaubs- und Reisezeit. Die Legehennen auf dem Biohof Meyer in Rittersgrün verbringen sogar das ganze Jahr im Wohnwagen und werden herumkutschiert. Und das ist nicht alles, was diese Landwirte anders machen.

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Das junge Ehepaar hat einen Bio-Hof in Rittersgrün, der schon 2014 für Schlagzeilen sorgte. Damals haben sich die Meyers ein erstes Hühnermobil gekauft. Denn bei ihnen "campen" die Hennen hinterm Haus. Was witzig klingt, ist preiswürdig. Das hat ihnen jetzt sogar das Landwirtschaftsministerium Sachsen schriftlich gegeben. Im Beisein der Gäste aus Tschechien übergab Annett Bugner, Referatsleiterin für tierische Erzeugnisse vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, die Stallplakette "Betrieb mit ausgezeichneter Tierhaltung".

Jetzt haben die Meyers noch in ein zweites Hühnermobil investiert. "Das haben wir erst wenige Tage", sagt Isabell Meyer, die für den Bauernhof ihren eigentlichen Beruf als Sozialpädagogin aufgegeben hat. Ehemann Lars hingegen arbeitet nach wie vor noch stundenweise in den Kliniken Erlabrunn im Bereich der inneren Logistik.

Gemeinsam bewirtschaften sie rund 70 Hektar Land, von denen etwa 20 Hektar unmittelbar hinterm Haus liegen. Allerdings sind das Wiesen in Hanglage. Für die rund 800 Hühner, die sie besitzen, ist das ein grünes Paradies. In einem Mobil gackern etwa 220 Hühner. Zwei Mobile haben sie, dazu noch einen festen Stall in dem weitere 300 Tiere wohnen. Und dann ist da noch der alte Bauwagen, den Lars Meyer selbst zu einem Hühnermobil umgebaut hatte, alles zertifiziert versteht sich. Aus allen Behausungen kann das Federvieh von selbst ins Freie und zurück. Die Hühnermobile sind durchaus mit Wohnmobilen vergleichbar: Sie haben Frischwasser- und Stromanschluss. Durch diese Hightech-Behausungen für das liebe Federvieh ist naturnahe Tierhaltung möglich. Denn morgens öffnen sich die Klappen automatisch, und die Hennen können auf ihrem Rasenplatz spazieren gehen, nach Würmern picken und scharren, wie es ihnen beliebt. Der Auslauf wird mit einem niedrigen Weidezaun abgesteckt, und ist der Rasen abgegrast, wird das Mobil umgesetzt. Das erfolgt mit dem Traktor, etwa alle zwei Wochen rollt der gackernde Truck auf ein neues Terrain.

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Quelle: Freie Presse vom 22.06.2018, Beate Kindt-Matuschek