Wenn Metallteile aus dem Drucker kommen
Halsbrücke. Die Schicht ist so dünn wie ein Haar. Um die 50 Mikrometer Metallpulver werden aufgetragen, dann fliegt ein Laserstrahl über das Pulverbett und schmilzt an den Stellen den Edelstahl, die eine dreidimensionale digitale Zeichnung vorgibt. Schicht für Schicht wachsen so die Metallteile in einer Gas-Atmosphäre in die Höhe. Sieben Gehäuseteile sind es, die hier gerade bei AM Metals in einem Gewerbegebiet bei Freiberg produziert werden. Ein Mitarbeiter hat die Maschine am frühen Nachmittag angestellt, sie wird die ganze Nacht laufen.
3D-Metalldruck, das sogenannte selektive Laserschmelzen, ist der neueste Schrei des Industriezeitalters - ein Fertigungsverfahren, das Formen ermöglicht, die keine Fräsmaschine herstellen könnte und die Metallteile in einer Qualität liefert, dass sie von herkömmlichen Verfahren nicht zu unterscheiden sind. Die EOS GmbH in München (Electro Optical Systems) ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Technologieanbieter. Ihre Maschinen gelten als Mercedes unter den 3D-Metalldruckern.
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Erst vor drei Jahren wurde die Firma gegründet. Geschäftsführer Florian Wendt war zuvor Chef bei Actech, einem Freiberger Hersteller von Gußteile-Prototypen. Er berichtet: "Im letzten halben Jahr haben wir vier Patente angemeldet."
AM Metals ist heute eine hundertprozentige Tochter von EOS und bedient einen speziellen Markt. 3D-Druck mit Metall lohnt sich vor allem bei sehr komplexen Bauteilen in kleinen Stückzahlen. Die Maschinen arbeiten langsam, schaffen maximal 20 Kubikzentimeter in der Stunde - und sie sind sehr teuer.
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"Der 3D-Druck sucht noch seine Nischen", sagt Martin Krinke. Dazu gehörten etwa Luft- und Raumfahrt, aber auch Medizintechnik und Motorsport. Felix Bauer von EOS berichtet: "Es gibt in der Formel 1 heute keinen Rennstall mehr, der keinen 3D-Druck einsetzt." Inzwischen gehe der Trend aber auch immer mehr dahin, dass die Technologie im Mittelstand Anwendung findet - "aus den Hightech-Branchen hin zu den in Deutschland typischen Anwendungen wie Maschinenbau".
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Quelle: Freie Presse vom 15.06.2019, Oliver Hach