"Welterbetitel lässt sich gut vermarkten"
EIBENSTOCK - Einer der Schwerpunkte der gestrigen Tagung des BVMW in Eibenstock ist das Projekt von Landkreisen und Kommunen gewesen, fürs Erzgebirge den Welterbetitel der Unesco, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen, zu erringen. Gunter Niehus sprach mit Andreas Beyer, Landesbeauftragter des Verbands.
Freie Presse: Kritiker äußern die Befürchtung, mit dem Titel würde eine Käseglocke über das Erzgebirge gestülpt und die wirtschaftliche Entwicklung gefährdet. Teilen Sie diese Bedenken?
Andreas Beyer: Auf keinen Fall. Eine Käseglocke sollte der Welterbe-Titel gerade nicht sein. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass das Erzgebirge nicht nur als Tourismusregion, sondern auch als starker Wirtschaftsraum wahrgenommen wird. Der größte Teil des sächsischen Bruttosozialprodukts wird im Chemnitzer Raum erwirtschaftet. Und das Erzgebirge trägt einen großen Zeil dazu bei. Dies muss man besser vermarkten. Die Region besteht eben nicht nur aus Eibenstock und Oberwiesenthal.
Sie gehen also davon aus, dass der Welterbetitel die industrielle Entwicklung eher unterstützen könnte?
Natürlich. Mit diesem Titel könnte man sehr gut werben. Ich bin viel im asiatischen Raum unterwegs. Gerade in Ländern wie China und Japan zählen Tradition und Kultur sehr viel. In Russland und Frankreich übrigens auch. Da kann man mit dem Verweis auf eine jahrhundertealte, reiche Tradition auf alle Fälle punkten. Der Welterbetitel der Unesco könnte in diesem Zusammenhang wirklich unglaublich starke Effekte haben. Die Firmeninhaber müssten dies dann aber auch besser nach außen tragen.
Sind die Erzgebirger oft zu bescheiden?
Leider ja. Der ganze Mittelstand im Erzgebirge ist zu bescheiden. Auf unserem Forum war ein Kollege aus der Schweiz, der zeigte sich total überrascht, was hier für tolle Sachen gemacht werden. Und er hatte noch nie davon gehört. Nach der Wende sind in der Region kleine Firmen entstanden, die damals kaum über Kapital verfügten. Heute sind diese Betriebe weltweit tätig. Das kann man nicht nur, das sollte man sogar mit Stolz verkaufen. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 06.09.2011