Vom Olymp in die Leipziger Tiefebene
VON STEFAN GEYLER
DRESDEN - Bodenlanges schulterfreies schwarzes Abendkleid, die blonden Haare zu einer tollen Frisur gestylt, ein stets sympathisches Lächeln - Claudia Nystad genoss es am Sonnabendabend sichtlich, der Star bei der sächsischen Sportgala im Dresdner Congresszentrum zu sein. "Ich habe mich sehr auf diese Veranstaltung gefreut, doch mit solch einer Welle der Sympathie hatte ich nicht gerechnet", gestand die erfolgreichste deutsche Skilangläuferin der letzten Jahre. Die gebürtige Zschopauerin hatte im vergangenen Jahr ihre erfolgreiche Laufbahn bei den Winterspielen in Whistler gekrönt. Mit Evi Sachenbacher-Stehle wurde sie Olympiasiegerin im Teamsprint und gewann zusammen mit Katrin Zeller, Evi Sachenbacher-Stehle und Miriam Gössner in der Staffel Silber. Dies war zugleich ihr letztes Rennen. Im Juni 2010 gab Claudia Nystad ihren Rücktritt vom Leistungssport bekannt.
Studium und Jogging in Leipzig
Seit einem halben Jahr ist die ehemalige Athletin vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal
nach den Gipfeln des Ruhms in den Mühen der Ebene angekommen. Und das im
wörtlichen Sinne. In Leipzig hat sie mittlerweile eine kleine Wohnung bezogen und studiert an der Hochschule für Telekommunikation Wirtschafts-Informatik. "Natürlich ist das eine riesige Umstellung für mich. Doch ich wollte das und bin überzeugt, dass ich das Bachelor- Studium in den nächsten drei Jahren erfolgreich abschließe", sagt die 32-Jährige, die bereits 2007 die Wahl gewonnen hatte. In ihren Worten ist dabei jener Ehrgeiz zu spüren, der sie als Langläuferin bis auf den sportlichen Olymp führte. Vor allem das aus den vielen Wettkampfjahren gewohnte Zeitmanagement sei es, das ihr jetzt beim Studium helfe, die neuen Anforderungen zu bewältigen.
Die Langlaufbretter hat Claudia Nystad jetzt erst einmal in die Ecke gestellt. Stattdessen
ist sie oft beim Joggen in der Messestadt anzutreffen. "Das macht mir viel Spaß. Ab und
zu treffe ich sogar Leute, die mir zuwinken, weil sie mich von den zahlreichen
Fernsehübertragungen meiner Wettkämpfe aus den vergangenen Jahren kennen", erzählt die sächsische Sportlerin des Jahres, die bei der Gala von ihrem Partner Andreas Bredau begleitet wurde. Der Leipziger gehört als Bobfahrer zum Team des frisch gebackenen deutschen Meisters Manuel Machata. Noch in diesem Monat reist Claudia Nystad zur Fulda-Challenge in den Norden Kanadas, wo vier Prominente, darunter Detlef D. Soost und Tim Lobinger, beim arktischen Zehnkampf einer harten Bewährungsprobe unterzogen werden.
Auer Fußballer und Steiner fehlen
Die weiteren Sieger konnten auf der Sport-Gala nicht anwesend sein. Die Fußballer des
Zweitligisten FC Erzgebirge Aue weilten noch im Trainingslager in der Türkei.
Aufsichtsratsmitglied Bertram Höfer, der den Preis stellvertretend in Empfang nahm,
versprach, die Veilchen würden trotz aller Erfolge auch künftig auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Er ließ sich aber entlocken, dass bei dieser guten Ausgangsposition mit Rang vier zur Halbzeit ein einstelliger Tabellenplatz am Saisonende das Ziel sei.
Zum zweiten Mal nach 2008 wurde Matthias Steiner mit der sächsischen Sportkrone
ausgezeichnet. Der Olympiasieger und Weltmeister im Gewichtheben vom Chemnitzer AC konnte nicht kommen, da er sich gegenwärtig im intensiven Trainingsprozess am Bundesstützpunkt in Leimen befindet und wegen der schmerzlichen Erfahrungen nach seinem Olympiasieg nicht mehr so viele offizielle Termine wahrnehmen will. Dennoch wird er in der kommenden Woche nach Sachsen kommen. Nicht nur, um am Semperopernball teilzunehmen, sondern auch um für seinen Verein in der Bundesliga gegen den AC Meißen an die Hantel zu treten.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 10.01.2011