"Vermarktung kommt vor Produktion"

Juniorchef begleitet Umstrukturierungsprozess der Carl-Dietrich GmbH in Streckewalde

 

Von Anne-Marie Schmidt

Steckewalde. Mit einer starken eigenen Marke will sich der Streckewalder Serviettenhersteller Carl-Dietrich GmbH künftig auf dem Markt behaupten und die Auftragslage stabilisieren. Junior-Chef Benjamin Kieser setzt auf eine gezielte Vermarktung der eigenen Produkte und möchte sich damit als Zulieferer für andere Firmen weiter abkoppeln. Seit reichlich einem Jahr hält er zusammen mit seinem Großvater Klaus Kieser die Fäden in dem Streckewalder Unternehmen zusammen, das heute zu den drei führenden Serviettenherstellern in Deutschland zählt. Hauptabnehmer sind namhafte Großhändler wie der Drogeriemarkt Müller und Karstadt.

Mit der Firmenübernahme 1990 von der Rotadruck W. Kieser KG erfolgte die Umstellung auf die Serviettenproduktion. Damals arbeitete die Firma ausschließlich für externe Auftraggeber. "Wir können aber nur stark sein, wenn wir eine eigene Marke haben", ist Benjamin Kieser überzeugt. Deshalb wurde 1996 die Marke "Home Fashion" ins Leben gerufen, die inzwischen weitere Tischprodukte wie Decken und Läufer umfasst.

Die Übergangsphase ist nach den Worten des Juniorpartners inzwischen abgeschlossen. Nur noch ein kleiner Teil an Auftragswerken werde angefertigt. Dafür wendet sich das Unternehmen mit einem Online-Shop direkt an den Endverbraucher. "Wir wollen in erster Linie als Home Fashion und nicht mehr als Carl-Dietrich GmbH bekannt sein", gibt Kieser, der mit14 Jahren nach Übersee zog, die Richtung vor. Von seinem Studium in den USA und Kanadabeeinflusst, habe er erkannt, dass die Vermarktung das wichtigste sei. Die Produktion stehe eher im Hintergrund. Zudem baut Kieser auf die Meinung seiner Mitarbeiter. Viele Entscheidungen würden in kleinen Teams getroffen. "Wenn jeder seine Ideen einbringt, können wir immer etwas Neues schaffen", findet der 23-Jährige.

In der Carl-Dietrich GmbH arbeitet ein vierköpfiges Designerteam. Vom gezeichneten Motiv auf dem Computerbildschirm bis zur fertigen Serviette vergehen etwa sechs Wochen. Dabei tauchen immer wieder beliebte Motive wie die Seiffener Kirche in den Kollektionen auf, die in diesem Jahr reichlich 300 Designs umfasst. Während im Heimatland die 33 mal 33 Zentimeter große Serviette beliebt ist, werden für den Export Formate von 40 mal 40 und 40 mal 30 Zentimeter hergestellt.

Das Unternehmern beliefert fast alle Kontinente - neben Europa hauptsächlich Nordamerika. Derzeit macht der Export 70 Prozent vom Umsatz aus. Künftig soll der Fokus aber mehr auf Deutschland liegen, erklärt Kieser. In den vergangenen Jahren lag der durchschnittliche Umsatz bei 12 Millionen Euro.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise machte unterdessen auch um die Carl-Dietrich GmbH keinen Bogen. Personelle Einschnitte waren unter anderem die Folge. Doch die Krise wurde berwunden. "Inzwischen haben wir vom zeitweiligen Zweischichtbetrieb wieder auf drei Schichten umgestellt", berichtet Kieser. Zur Kernmannschaft gehören 70 Mitarbeiter.

In den zurückliegenden zwei Jahren wurden zwei Millionen Euro in moderne Maschinen investiert. Mit der Aktion "Wir denken grün" verwendet das Unternehmen zum Teil umweltfreundliches Papier und Strom aus dem eigenen Wasserkraftwerk. Nach eigenen Angaben gibt es keine Schulden. Alle Hallen, Maschinen und Fahrzeuge befinden sich in Firmeneigentum. (mit mik)

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Marienberger Zeitung, 09.09.2010