Socken aus dem Erzgebirge: Mit Herzen und Ökosiegel
Einst das Rückgrat der Wirtschaft war die Textil-Branche nach der Wende in der Region angeschlagen. Neue Marktchancen bieten Nischenprodukte. Dittersdorf. Fäden in allen Farben laufen von Spulen ab. Die Maschine verstrickt Elasthan und Baumwolle, nach sieben Minuten spuckt sie einen bunt-verknautschten Schlauch in einen Korb: Herzen auf Streifen. Das Stück Stoff wird einmal Bein einer Kinderstrumpfhose sein. Textilien aus dem Erzgebirge waren einst Normalität, heute haben sie Seltenheitswert. Gegen das Dröhnen, das den Saal erfüllt, schreit Johannes Breitfeld an: "Wir produzieren hier keine Massenware." Der agile Mann mit dem grauen Haar ist Geschäftsführer der Firma Breitex, was für Breitfeld Textilien steht. Und die Herzchen sind bei weitem nicht das ausgefallenste Motiv, das in dem Flachbau an der Dittersdorfer Straße in Amtsberg produziert wird. "Hier stehe ich und kann nicht anders", verkündet eine Socke. Pilgerfußbekleidung mit Luther, Jakob und Moses geht an einen Pfarrer - der vertreibt sie weltweit. Und auch mit Tuba, Akkordeon oder Trompete verzierte Modelle verkauft der Auftraggeber, eine Musikboutique, bis nach Japan. Breitex erfüllt Sonderwünsche, auch in Kleinstauflagen. Die Garne kommen aus Deutschland und der EU, sie haben ein Ökosiegel. Kunden mit Bewusstsein - für Produktionsbedingungen, gegen Schadstoffe und Uniformität - sind die Nische der Dittersdorfer, ansonsten hätten sie keine Chance gegen Massenware aus Asien. Quelle: Freie Presse vom 15.06.2017, Ulrike Abraham