SERIE: LEHR- ODER LEERSTELLEN - Lehrstellen im Handwerk kaum noch attraktiv?

Die Freiberger Landschaftsgestaltung, Straßen-, Tief- und Wasserbau GmbH gehört zu den vorbildlichen Ausbildungsbetrieben. Für das neue Lehrjahr sind drei Plätze noch frei. Auch deshalb fand gestern der Tag des Ausbildungsplatzes statt.

VON ASTRID RING

FREIBERG - Für ihr jahrelanges Engagement in der Ausbildung junger Menschen ist die Freiberger Landschaftsgestaltung, Straßen-, Tief- und Wasserbau GmbH (LSTW) gestern von der Arbeitsagentur Chemnitz mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung 2011 geehrt worden. Jens Burow, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Chemnitz, überreichte die Auszeichnung an LSTW-Geschäftsführer Volker Lützner. Der Freiberger Betrieb bildet derzeit neun Lehrlinge aus und hat 120 Beschäftigte. Allerdings: Die von LSTW für das neue Lehrjahr bereitgestellten drei Plätze für künftige Straßenbauer sowie Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik sind bisher unbesetzt.

Bisher konnte für zehn Bewerber eine Lehrstelle gefunden werden."

Michaela Barthel

Pressesprecherin Arbeitsagentur

"Wir hatten Bewerbungen aus entfernten Regionen und von zwei Jugendlichen aus Freiberg. Die beiden von hier haben abgesagt, den anderen haben wir abgesagt, weil wir jungen Menschen aus der Umgebung eine Chance geben möchten", erklärte Volker Lützner. Die Freiberger Firma ist damit ein aktuelles Beispiel für die allgemeine Situation auf dem Lehrlingssektor.

Um jungen Leuten in bislang überbetrieblicher Ausbildung, darunter auch leistungsschwachen, die Chance für eine betriebliche Ausbildung zu geben, nutzten Berater der Arbeitsagentur Chemnitz den gestrigen Tag des Ausbildungsplatzes für Gespräche in Firmen. "Wir wollen Jugendliche aus geförderter überbetrieblicher Ausbildung in Betriebe vermitteln, die noch freie Plätze haben. So könnten auch Leistungsschwächere vielleicht nach der Lehre übernommen werden, wenn sie sich bewähren", fasste Michaela Barthel, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Chemnitz, den Versuch der Behörde zusammen. Die sogenannte assistierte Vermittlung ist ein neues Feld. Praktisch vereinbarte die Arbeitsagentur im Vorfeld Termine für Schüler in Firmen. Dort saßen sich gestern Bewerber, Firmenchefs und Vertreter der Arbeitsagentur gegenüber. "Wir haben 150 Gespräche geführt. Bisher konnte für zehn Bewerber eine Lehrstelle gefunden werden, unter anderem im Metall- und Bürobereich", fasste Michaela Barthel den Tag zusammen. Darunter seien auch Freiberger.

Barthel zeigte sich zufrieden mit dem Start des neuen Angebotes, obgleich einige der angesprochenen Jugendlichen diese Chance noch nicht verstanden hätten. "Doch wir werden die Gespräche fortsetzen, um auch vom eigentlichen Berufswunsch abweichende Chancen aufzuzeigen." Zugleich sei klar geworden, dass sich die Zahl der freien Ausbildungsstellen in den nächsten Wochen reduziere. "Die Unternehmen, darunter kleinere Betriebe, haben signalisiert, dass sie Lehrlingsbewerbungen haben und jetzt Entscheidungen fällen, denn der Ausbildungsbeginn rückt näher", sagte die Pressesprecherin.

Für die Freiberger LSTW scheint sich das Problem aber noch nicht zu klären. Volker Lützner: "Selbst auf unsere Schreiben in Schulen, den Tag der offenen Tür in der Firma und weitere Aktionen erfahren wir wenig Resonanz. Es sind auch die Eltern gefordert, die ihren Kindern erklären müssen, dass das Handwerk gebraucht wird." Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 19.05.2011