SERIE: BOTSCHAFTER DES ERZGEBIRGES: Werbung für Region funktioniert auch ohne Erzgebirgisch

54 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport rühren für die Region die Werbetrommel. Unter ihnen: Katja Hillenbrand - eine Schwäbin, die im Erzgebirge heimisch geworden ist.

VON VIOLA GERHARD

OELSNITZ - Auf dem langen Fensterbrett in Katja Hillenbrands Büro stehen unter anderem Fotos ihrer Kinder. Zumindest ihre Tochter kann sie aber zuweilen auch draußen spielen sehen, wenn sie aus dem Bürofenster schaut: Die Fünfjährige besucht den firmeneigenen Kindergarten "Pfiffikus".

Katja Hillenbrand ist Vorstandsvorsitzende der Micas AG am Turleyring in Oelsnitz. Auf die Idee, einen Betriebskindergarten zu gründen, kam sie mit den eigenen Kindern. Denn als sie für den heute siebenjährigen Sohn eine Ganztagsbetreuung suchte, stieß sie an die Grenzen öffentlicher Kitas - die schlossen damals 16 Uhr. Da sowohl sie als auch ihr Lebenspartner viel unterwegs seien und keine Großeltern zur Betreuung zur Verfügung stünden, habe sie in einem Betriebskindergarten mit flexiblen Betreuungszeiten die Lösung gesehen.

"Die Leute hier sind eigentlich denen in meiner Heimat sehr ähnlich."

Katja Hillenbrand, Erzgebirgsbotschafterin

Auch wenn von der Idee bis zur Eröffnung einige Zeit ins Land ging - der Sohn konnte nur das Jahr vor dem Schuleintritt im "Pfiffikus" betreut werden - so hat sie die Entscheidung nicht bereut. "Man kann sich in Ruhe um seine Arbeit kümmern und weiß seine Kinder in guten Händen. Und wenn es mal länger dauert, reicht ein Anruf." Das sei nicht nur für sie, sondern auch die Firmenmitarbeiter wichtig. Und auch für das Unternehmen selbst. Denn, so sagt Hillenbrand: "Nur wenn man den Kopf frei hat, ist gute Arbeit möglich."

Vom "Pfiffikus" profitieren aber nicht nur Micas-Mitarbeiter, sondern auch Nicht-Firmenangehörige. Die derzeit 14 Kinder zwischen ein und sechs Jahren werden in zwei Gruppen von drei Erzieherinnen individuell betreut. Weil die Kita nicht in den Bedarfsplan der Stadt aufgenommen wurde und es somit keinen kommunalen Zuschuss gibt, zahlen die Eltern etwas mehr für einen Platz, aber auch die Micas AG legt dazu. "Aber", so schätzt Katja Hillenbrand ein: "Es lohnt sich."

Die 40-Jährige wuchs in der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg auf. Nach ihrem Studium in München, Brüssel und Montreux kam sie Mitte der 1990er-Jahre ins erzgebirgische Oelsnitz, wo sie zunächst in die Firma einstieg, die ihre Eltern von der Treuhand übernommen hatten. Kurz danach gründete sie die Micas Elektronik GmbH & Co. KG und im Jahr 2000 schließlich die Micas AG.

Das Unternehmen ist in der Elektronikbranche/Sensorik tätig. Die rund 50 Mitarbeiter entwickeln, bauen und vertreiben Sensoren und Steuerungen beispielsweise für Türen, Tore und Schranken, für die Sanitär- und die Licht- und Leuchtenbranche. Außerdem gehören der Bereich Kollisionsschutz und Abstandskontrolle für Industrieanwendungen zu den Schwerpunkten der Firma, darüber hinaus werden auf Kundenwunsch spezielle Sensorlösungen entwickelt und produziert. "Wir sind weltweit aktiv", sagt Katja Hillenbrand.

Das war wohl auch der Grund, warum die Vorstandsvorsitzende durch das Regionalmanagement Erzgebirge angesprochen wurde, ob sie als Erzgebirgsbotschafterin aktiv sein würde. Sie war zunächst überrascht von dem Ansinnen. "Ich spreche weder sächsisch noch erzgebirgisch ", sagt sie und die Aussprache des "s" als "sch" verrät sie tatsächlich sofort als Schwäbin. Aber das Argument, sie wohne ja hier und habe hier eine Familie gegründet, sei dann doch schlagkräftig gewesen. Denn es stimmt: Sie sei hier heimisch geworden und fühle sich wohl im Erzgebirge. Die Landschaft gefalle ihr. Und: "Die Leute hier sind eigentlich denen in meiner Heimat sehr ähnlich."

Ihre Aufgabe als Erzgebirgsbotschafterin stecke im täglichen Geschäft - sie lade Kunden generell nach Oelsnitz ein, weise sie auf regionale Gegebenheiten hin oder spreche mit ihnen über die Region und die Menschen hier. Auf Messen und im Besprechungszimmer der Firma zeige sie den Geschäftspartnern den Image-Film des Erzgebirges "Gedacht - Gemacht", in dem auch die Micas AG eine Rolle spielt. Auch Weihnachtsgeschenke an Kunden seien immer an hiesige Traditionen gekoppelt: Da gab es erzgebirgischen Stollen mit einer kleinen Erläuterung zu dem Backwerk, aber auch Schnaps aus Lauterbach oder Räuchermännchen . Gerne lade sie Kunden auch gerade in der Vorweihnachtszeit ein. "Das erlebt man ja nirgends woanders so - und das kann man auch ganz schlecht beschreiben."

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Stollberger Zeitung, 11.01.2011