Sächsische Unternehmen suchen nach neuen Chefs
VON CHRISTOPH ULRICH
CHEMNITZ - Die Sicherung der Unternehmensnachfolge stellt für die Wirtschaft in Sachsen eine zunehmende Herausforderung dar. Nach Schätzungen müssen mehr als 25.000 Unternehmer bis zum Jahr 2020 einen Nachfolger für ihren Betrieb finden. Über 300.000 Arbeitsplätze sind von diesem anstehenden Generationswechsel betroffen. Um diese Herausforderung stärker in den Blickpunkt zu rücken, hatten die Bürgschaftsbank Sachsen (BBS) und das sächsische Wirtschaftsministerium im Mai dieses Jahres erstmals einen Preis ausgelobt, mit dem beispielhafte Unternehmensübergänge ausgezeichnet werden.
Die Jury unter Vorsitz des ehemaligen Florena-Chefs Heiner Hellfritzsch begutachtete die besten Nachfolgekonzepte aus insgesamt 80 Einsendungen. Die Möbelbau Sayda GmbH überzeugte das Fachgremium mit einem erfolgreich umgesetzten Übernahmekonzept. Am Montagabend wurde das Unternehmen in der Handwerkskammer Chemnitz mit dem ersten Platz und einem Preisgeld von 5000 Euro ausgezeichnet. Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) betonte in seinem Grußwort die Bedeutung eines erfolgreichen Generationswechsels in den Unternehmen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Freistaates. "Wir wollen anstehende Übergaben aktiv unterstützen, damit der Unternehmenserfolg auch nach der Übergabe nachhaltig gesichert ist", sagte der Minister, der gleichzeitig als Schirmherr des Wettbewerbs fungierte. Bei der Möbelbau Sayda GmbH, einem Fachbetrieb für Klinikmöbel, wurde der Generationswechsel bereits 2008 vollzogen. Nach einigen Versuchen, eine externe Nachfolgelösung zu finden, entschied sich der ehemalige Geschäftsführer Volker Kurzweil für eine interne Übergabe. Bereits im Jahr 2007 verständigte er sich mit seinem Mitarbeiter André Uhlig auf eine Nachfolgeregelung. Auf diese Weise konnte sich Uhlig schrittweise auf seine Chef-Rolle vorbereiten. "Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir es gemeinsam anpacken wollen und dabei mit offenen Karten spielen", erklärte Uhlig, wie wichtig eine solide Vertrauensbasis bei einem Unternehmensübergang ist.
"Eine Unternehmensübergabe erfordert von beiden Seiten viel Fingerspitzengefühl und eine strategische Planung."
Markus H. Michalow Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Sachsen
Die Nachfolge ist dem Unternehmen auch wirtschaftlich gut bekommen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg seit der Übergabe um vier auf 56 Beschäftigte. Der Möbelhersteller konnte seine Marktposition festigen. Der Jahresumsatz stieg von damals 5,7 Millionen Euro auf 7,5 Millionen Euro. Zudem wurden seit der Übergabe im Jahr 2008 rund 700.000 Euro investiert. "Eine Unternehmensübergabe erfordert von beiden Seiten viel Fingerspitzengefühl und eine strategische Planung. Die Gewinner geben ein hervorragendes Beispiel ab, wie eine Nachfolge des Unternehmens erfolgreich gemeistert wurde", sagte Markus H. Michalow, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank. Den zweiten Platz erhielt die Firma Tischlerei & Rolladenbau Fabian Kühnert aus Oberhermsdorf (Preisgeld 3000 Euro). Platz 3 erreichte die Landmetzgerei Reiche aus Beucha (Preisgeld 2000 Euro). Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 30.11.2011