Sachsen ist jetzt fürs Welterbe

Der Freistaat geht nach einigem Zögern beim Welterbeprojekt "Montanregion Erzgebirge " auf Tschechien zu.

VON UWE KUHR

CHEMNITZ - Sachsen wird für das Weltkulturerbe-Projekt "Montanregion Erzgebirge" nun doch auf Tschechien zugehen, um eine gemeinsame Bewerbung um den Titel bei der Unesco in Paris zu prüfen. Das erklärte gestern Innenminister Markus Ulbig (CDU) während eines Redaktionsgesprächs bei der "Freien Presse" in Chemnitz. Damit hat der Freistaat in Sachen Welterbe eine Kehrtwende vollzogen. Noch vor zehn Tagen ließ das Innenministerium verlauten, dass Sachsen sein Vorhaben allein vorantreiben wolle. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat während einer Kabinettssitzung am Dienstag Ulbig nun "grünes Licht" gegeben, um auf die Regierung des Nachbarlandes zuzugehen. Die Nachricht wurde im Erzgebirge als Durchbruch gewertet.

Ulbig will zunächst mit dem Prager Kulturministerium klären, inwieweit das Nachbarland sich mit Sachsen gemeinsam um den begehrten Titel bewerben möchte. Auch der Stand der Vorbereitung auf beiden Seiten werde erörtert. Ulbig versicherte, dass die Landesregierung dem Projekt wohlwollend gegenüberstehe. Ihn beeindrucke, sagte er, "dass große Teile des Erzgebirges das Welterbevorhaben als Identifikation und als Chance für sich verstehen". Inzwischen haben sich zwei Landkreise sowie 31 Städte und Gemeinden offiziell zu einem Antrag auf den Welterbetitel bekannt. Dafür werden etwa 50 Einzelobjekte in beiden Ländern ausgewählt.

Mittelsachsens Landrat Volker Uhlig (CDU) würdigte gestern Abend auf der ersten Tagung des Welterbe-Konvents Erzgebirge in Freiberg die Entwicklung als Ergebnis des beharrlichen Arbeitens an dem Projekt. Auch prominente Zweifler hätten ihren Widerstand eingestellt. So sei Steffen Flath , CDU-Fraktionschef im Landtag, auf die Befürworter zugegangen.

Der Sinneswandel im Freistaat - so wurden Behinderungen für Investitionen im Erzgebirge befürchtet - sorgt auch diplomatisch für Bewegung. Dem Vernehmen nach wären sogar direkte Kontakte Sachsens zur Unesco in Paris denkbar. Dabei sollten letzte Irritationen rund um die Aberkennung des Welterbetitels für das Dresdner Elbtal 2009 ausgeräumt werden.

Um Reibungsverluste rund um Unesco-Projekte auszuschließen, kündigte Ulbig ein neues Auswahlverfahren in Sachsen an. So werde künftig eine Expertenkommission über die Nominierung neuer Welterbe-Projekte entscheiden. Derzeit ist von sechs Kandidaten in Rede. Darunter sind der Steinerne Wald von Chemnitz, die Bach-Stätten von Leipzig und die Sächsisch-Böhmische Schweiz.

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 18.08.2011