Projektgruppe lotet Chancen für mögliche Welterbe-Objekte aus

Die Stadt Schwarzenberg will mitwirken an einem bedeutsamen Versuch: Die Montanregion Erzgebirge soll auf eine Liste, auf der die Unesco einzigartige Zeugnisse der Geschichte der Menschheit und der Natur zusammenfasst. Womit aber könnte Schwarzenberg

VON FRANK NESTLER

SCHWARZENBERG - Über Jahrhunderte haben Gewinnen und Verarbeiten von Eisenerz die Schwarzenberger Region geprägt. Genau an dieser Tatsache knüpft die Projektgruppe Montanregion Erzgebirge an. Im Ringen um den Unesco-Welterbetitel will sie möglichst alle Facetten erfassen, die sich durch über- und untertägige Montandenkmale bieten. Altenberg ist für Zinnbergbau bekannt, Marienberg Beispiel einer planmäßigen, auf Bergbau basierenden Stadtanlage. Sicher gibt es auch übergreifende Aspekte, die in mehreren Städten oder Gegenden gelten, doch die Befürworter des Welterbe-Projekts wollen nichts überfrachten. Und so steht auch Schwarzenberg für einen, seinen speziellen Teil.

Professor Helmuth Albrecht von der TU Bergakademie Freiberg warb am Montagabend im Schwarzenberger Stadtrat sachkundig und wortgewaltig für das Projekt. Er treibt seit Jahren die Vorbereitung voran, so auch im Förderverein, der den bei der Unesco einzureichenden Antrag mit vorbereitet. Ob der Welterbe-Status wirklich etwas bringt, fragten mehrere Räte mehr oder weniger direkt. Albrecht: "Das Unesco-Gütesiegel ist international viel wert, lockt Touristen. Wer den ideellen Titel offensiv vermarktet, für den kann er sich ökonomisch auszahlen."

Projektmitarbeiter Jens Kugler nannte drei Objekte, die in Schwarzenberg und den Ortsteilen aus jetziger Sicht in die engere Wahl kommen: Der Pfeilhammer mit Herrenhaus in Pöhla, den die Projektgruppe favorisiert, die Eisengießerei mit Herrenhaus in Erla sowie ein Teilbereich der Schwarzenberger Altstadt, einst Sitz der bergtechnischen Verwaltung, mit Schloss und Kirche. Sie erfüllen ein wichtiges, unabdingbares Kriterium: Aufzunehmende Objekte müssen unter Denkmal-, Natur - oder Landschaftsschutz stehen. Deshalb sind zum Beispiel die größten Zinnkammern Europas in Pöhla nicht mit vorgeschlagen. Das bedauert nicht nur Frank Weißflog, Stadtrat und Vorsitzender des Vereins, der das Besucherbergwerk betreibt.

"Wer den ideellen Titel offensiv vermarktet, für den kann er sich ökonomisch auszahlen."

Helmuth Albrecht stellv. Vorsitzender des Fördervereins Montanregion Erzgebirge

Abgesegnet vom Stadtrat, erarbeitet die Projektgruppe jetzt eine Umsetzungsstudie für potenzielle Welterbe-Objekte im Stadtgebiet. Dabei werden auch andere Vorschläge und Ideen, wie die benachbarte Silberwäsche Antonsthal, diskutiert. Was den schlechten Zustand einiger vorgeschlagener Bauwerke angeht, sagt Professor Albrecht: "Der Welterbe-Status ermöglicht auch bei problematischen Objekten Unesco-Förderung für Erhalt und Entwicklung."

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 30.03.2011