Nachfrage nach Fachkräften steigt
VON MARTINA BRANDENBURG
AUE / SCHWARZENBERG - "Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich im Erzgebirgskreis
bei Weitem nicht so dramatisch ausgewirkt wie in anderen Regionen." Der Blick von
Gerhard Rohde, Leiter der Annaberger Arbeitsagentur, in die Zukunft ist optimistisch:
"Nach einem dem Winter geschuldeten Anstieg der Erwerbslosenzahlen zu Jahresbeginn
gehe ich davon aus, dass das gute Ergebnis von 2010 nochmals getoppt wird. Einstellige
Quoten, wie erstmals im September, Oktober und November registriert, gibt es sicher
auch in diesem Jahr."
Seit dem Höchststand im Jahr 2003, als 39.873 Frauen und Männer ohne Job waren, ist
diese Zahl bis auf einen geringen Anstieg 2009 stetig rückläufig gewesen. Im Vorjahr
waren im Schnitt 22.130 Menschen ohne feste Beschäftigung - reichlich 15 Prozent
weniger als 2009 und weniger als im Jahr vor der Krise.
Verarbeitendes Gewerbe boomt
Nicht nur volle Auftragsbücher lassen die Fachkräftenachfrage steigen. Weil zahlreiche
Arbeitnehmer in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen, werden Stellen frei.
Den größten Bedarf an ungeförderten Arbeitsplätzen hat im Vorjahr das verarbeitende
Gewerbe mit 1919 Beschäftigungsverhältnissen gemeldet, gefolgt von den
Zeitarbeitsfirmen, die 1575 Arbeitskräfte anforderten. "Auch unter den Zeitarbeitern war
ein nicht unbeträchtlicher Anteil, der in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes zum
Einsatz kam", legte Gerhard Rohde dar.
Zeitarbeitsfirmen suchen Leute
"Mittlerweile gehen auch der Zeitarbeitsbranche die Beschäftigten aus, da gute Mitarbeiter
Festeinstellungen erhalten." Zahlreiche Stellen meldeten zudem Kfz-Handels- und
Instandhaltungsfirmen, das Bau- und das Gastgewerbe sowie das Gesundheits- und
Sozialwesen.
"Bereits heute stellen wir fest, dass es Unternehmen immer schwerer haben, geeignete
Mitarbeiter zu finden", sagte Rohde. Die Annaberger Agentur will beitragen, Jugendliche in
der Region zu halten, Beschäftigungspotenzial besser zu nutzen und Rückkehrer zu
gewinnen. Unter dem Motto "Hier spielt die Musik" sollen am 18. März an einem
Aktionstag in der Agentur Ausbildungsplätze vermittelt werden. Auch auf ältere
Beschäftigte könnten Unternehmen nicht verzichten. Deshalb werde das Programm zur
Fortbildung gering qualifizierter und älterer Beschäftigter fortgesetzt.
Großen Handlungsbedarf sieht die Agentur, Rückkehrwillige wieder für eine Tätigkeit im
heimischen Erzgebirge zu begeistern. "Wir denken in erster Linie an Erzgebirger, die in
Chemnitz oder im Zwickauer Raum ihr Geld verdienen, aber auch an Frauen, die nach dem Erziehungsurlaub wieder berufstätig werden wollen", so Gerhard Rohde. Kein Ansturm von Tschechen
Da ab Mai auch Arbeitskräfte aus Tschechien ohne Genehmigungsverfahren in Deutschland arbeiten können, will die Annaberg-Buchholzer Agentur ihre Zusammenarbeit mit den tschechischen Arbeitsbehörden ausbauen.
Ein Ansturm tschechischer Arbeitnehmer auf den deutschen Arbeitsmarkt sei aufgrund bisheriger Erfahrungen jedoch nicht zu befürchten, wiegelte der Agenturleiter ab: "Auch in Tschechien gibt es derzeit keinen großen Fachkräfteüberschuss." Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 05.01.2011