Marienberger rettet das Lebenswerk des "Pilz-Professors"
Für ihn sind Pilze mehr als nur eine Delikatesse. Schwamme sind sein Leben, sie haben ihm sogar vor dem Tod bewahrt, wie Roland Münzner selbst betont. Er kennt sich mit Pilzen aus wie kein Zweiter. Bereits in den 1980er-Jahren machte der Reitzenhainer Unternehmer sein Hobby zum Beruf, verkaufte seither verschiedene Züchtungen in seinem gleichnamigen Betrieb. Und das tonnenweise - jede Woche.
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Er baute sich daher ein zweites Standbein auf, gründete 1996 die Hefeknödelfabrik unweit des Firmensitzes. Zehn Jahre später übernahm er auch die Hefeklößeproduktion in Frankfurt/Oder. Zu Hochzeiten beschäftigte Münzner 220 Mitarbeiter, erwirtschaftete einen Jahresumsatz zwischen 13 und 14 Millionen Euro.
Sein Aushängeschild aber blieb immer die Pilzzucht. Um sein Wissen zu erweitern, bereiste er Länder wie China und Mexiko, züchtete fortan auch Edel- und Heilpilze - wie etwa den Reishi.
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Gerüchte wurden laut, die Firma sei pleite. Quatsch, widerspricht Münzner. Einen Nachfolger fand er aber tatsächlich nicht. Im April 2018 folgte die Auflösung des Unternehmens. Die Hefeknödel- und Hefeklößefabrik wurden an die Feinschmecker Hefekloß GmbH verkauft, die Mitarbeiter übernommen, die Produktion fortgesetzt. Die Pilzzucht hingegen musste im Oktober eingestellt werden. "Dass ich keinen Nachfolger fand, war wie ein Schock. Ich habe eine Weile gebraucht, das zu verdauen", sagt Münzner.
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Nur einer entschied sich letztlich, doch das Erbe des "Pilz-Professors" anzutreten: Roberto Kaden.
"Ich bin vom Produkt so überzeugt, dass ich Rolands Lebenswerk fortsetze", sagt der 43-Jährige, der zwölf Jahre lang von Münzner gelernt hat. Seit Januar werden in Reitzenhain wieder Pilze gezüchtet. Allerdings mit anderer Unternehmensphilosophie und nur noch vier Mitarbeitern. "Mit der Massenproduktion von Champignons ist Schluss. Wir spezialisieren uns auf Edel- und Heilpilze. Die gibt es sonst nirgends aus deutscher Produktion", erklärt der Marienberger.
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Zudem kooperiert Kaden mit der Uni Dresden, wo die Pilzzucht optimiert und an Substraten geforscht wird. "Mein Anspruch: hochwertige Produkte", so Kaden.
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Quelle: Freie Presse vom 08.08.2019, Patrick Herrl