Lernspiel WissERZ soll Grundschüler spielerisch zum Welterbe und dem Wirtschaftsstandort Erzgebirge informieren und begeistern

Grundschullehrerin Angela Schwalbe mit Kindern der Klasse 3, GS Pockau-Lengefeld, beim Test von WissERZ.
Grundschullehrerin Angela Schwalbe mit Kindern der Klasse 3, GS Pockau-Lengefeld, beim Test von WissERZ. / © Regionalmanagement Erzgebirge

Seit Oktober 2021 freuen sich Grund- und Förderschulen des Erzgebirges über ein neues Angebot, um regionales Wissen im Unterricht zu vermitteln. Mit dem Lernspiel WissERZ, das gemeinsam vom Regionalmanagement Erzgebirge und dem Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V. mit der Agentur designesgleichen aus Warmbad entwickelt wurde, gelingt es Lehrern nun mühelos, Kindern das teilweise sperrige Wissen zu Welterbe und Wirtschaft begreifbar zu machen.

In welchen Berufen arbeiten die Menschen hier? Welche Produkte werden im Erzgebirge hergestellt? Wann begann der Bergbau und welche Erze wurden hier gefunden? Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen sollten den Kindern des Erzgebirges leicht fallen. Denn der Heimatlandkreis ist laut Grundschul-Lehrplan im Sachunterricht der 3. Klasse Thema. Dabei soll die Heimatregion landschaftlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell und historisch kennengelernt werden. Es mangelt dabei nicht an der Neugier der Kinder oder dem Interesse der Lehrer, hier in die Tiefe zu gehen, sondern an einer kompakten und kindgerechten Materialsammlung. „Als Regionalmanagement Erzgebirge unterstützen wir seit langem die Kollegen der Wirtschaftsförderung Erzgebirge mit Marketing-Know-how in allen Belangen der Fachkräftesicherung“, so Projektleiterin Dr. Peggy Kreller. „Um Begeisterung zu wecken, bedarf es jedoch eines grundlegenden Wissens zur Wirtschaft im Erzgebirge , das so frühzeitig wie möglich vermittelt werden sollte. Deshalb war es für uns schon seit langem eine Herzensangelegenheit, ein spielerisches Angebot über wirtschaftliche Aspekte für Grund- und Förderschulen der Region zu entwickeln, was uns mit den kreativen Köpfen der Agentur designesgleichen auch gelungen ist“. „Die Wirtschaft im Erzgebirge ist unweigerlich mit dem Welterbe verbunden, basiert doch ein Großteil der heutigen Industrie auf dem Montanwesen“, ergänzt Kristin Hängekorb vom Welterbeverein. „Insofern war es naheliegend, dass wir dieses Projekt gemeinsam anpacken.“

Herausgekommen ist das Lernspiel WissERZ, bestehend aus einer tafelgroßen Landkarte, Wissensscheiben zum Anheften an die Landkarte, einer Materialkiste und einem umfangreichem Lehrerheft – handlich verpackt im Lernspielkoffer. Die Materialien selbst wurden und werden interessierten Lehrern im Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen vorgestellt und verteilt.

Herzstück von WissERZ ist die Unterrichtskarte, die neben ausgewählten topografischen Elementen mit grünen, braunen und braun-grünen Kreisen gespickt ist. An 13 braune Kreise dürfen Wissensscheiben oder sogenannte Wissis mit Informationen zum Welterbe geheftet werden. Beispielsweise den Welterbe-Bestandteil der Saigerhütte Olbernhau -Grünthal. Dank Wissi erfahren die Kinder, dass hier seit 1537 Silber verarbeitet wurde und Grünthaler Dachkupfer zum Beispiel auf dem Berliner Dom oder dem Dresdner Zwinger zu finden ist. Alle tschechischen Bestandteile des Welterbes wurden auf einem separaten Wissi zusammengefasst.

Die 19 grünen Kreise stehen für Wirtschafts-Wissis und damit stellvertretend für 19 Schlüsselbranchen der Region, die anhand von Unternehmen, Produkten und Berufen verständlich gemacht werden. Dass dabei typische Branchen an typische Orte gebunden wurden, versteht sich von selbst: so steht Seiffen für das Kunstgewerbe, Stützengrün für die Bürstenindustrie oder Gornsdorf für Elektrotechnik/Elektronik. Denn selbst vielen Lehrern des Landkreises ist nicht bekannt, dass die KSG GmbH drittgrößter Leiterplattenhersteller in Europa ist, einem Produkt, das zum Funktionieren jeder Spielekonsole oder jeden Smartphones zwingend notwendig ist. Weil die Karte nicht jeden Ort und jede Branche berücksichtigen konnte, gibt es Blanko-Wissis, die in der Schule selbständig gestaltet werden können.

Die Kiste enthält darüber hinaus Materialien, die einzelne Branchen besser begreifbar machen sollen. So macht eine Kunststoffdose mitsamt Plastikgranulat deutlich, wie Kunststoff in seine Form gepresst wird. Rohspat-Stücke zum Anfassen machen den aktuellen Bergbau lebendig, denn das Mineral wird in seiner Verarbeitung in Klimaanlagen oder zur Beschichtung von Pfannen gebraucht. Das Lehrerheft bündelt eine Menge Hintergrundwissen, bietet Kopiervorlagen sowie Arbeitsblätter für den Unterricht an.

In der Entwicklung des Lernspiels war neben der Einbindung des Medienpädagogischen Zentrums im Kulturellen Bildungsbetrieb Erzgebirgskreis vor allem die Arbeit mit Grundschullehrern sehr wichtig, um die Ideen aus dem Team auf ihre praktische Umsetzbarkeit im Klassenraum zu prüfen. Angela Schwalbe von der Grundschule Pockau freut sich, dass das Material gut für ein fächerübergreifendes Arbeiten geeignet ist und nicht nur für den Sachunterricht, sowie unterschiedliche Niveaus der Schüler berücksichtigt. „So kann ich im Deutschunterricht beispielsweise mit den Texten aus den Bereichen Wirtschaft oder Welterbe arbeiten.“ Sie hofft, dass künftig noch viele Lehrer dieses Material nutzen werden, denn ein gebündeltes Material in dieser Form gab es noch nie und es erleichtert den Kollegen die Arbeit. Anja Hartmann, die Leiterin der Christlichen Maria Montessori Grundschule Annaberg-Buchholz gefällt gut, dass der gesamte Wirtschaftsstandort zusammen mit touristischen Dingen gezeigt wird, also all das, was zur Region gehört. „Damit kann den Kindern die Montanregion Erzgebirge nahe gebracht und gezeigt werden, was Welterbe bedeutet und wofür das Erzgebirge steht.“ Dank der Mitarbeit ihrer Kollegin Ariane Grund ist nun Material entstanden, das mit den Lehrern und Schülern weiterentwickelt werden kann.“ Der Inhalt im Koffer kann immer weiter wachsen, so wie auch die Wirtschaft in der Region im Fluss ist“, so Anja Hartmann.

Für die Macherinnen hinter dem Lernspiel ist es eine Freude, diese Resonanz seitens der Lehrerschaft zu erleben. Bereits in den ersten Weiterbildungsveranstaltungen wurde deutlich, dass in Zukunft sicher die ein oder andere Klasse den Weg zu einem Welterbebestandteil oder Unternehmen im Ort findet und damit das erlernte Wissen verfestigt.