Kreispolitik in 11.000 Kilometern Ferne

Acht Jahre ist es her, seit der Altkreis Annaberg letztmals den Partnern in Taiwan einen Besuch abstattete. Nun wird die Pause beendet.

VON THOMAS SCHMIDT

ANNABERG-BUCHHOLZ - Heinz Fischer, der Bürgermeister von Wiesenbad, weiß, was ihn erwartet. Er gehörte 2003 bereits zu jener Delegation, die den Landkreis Kaohsiung auf Taiwan besuchen dufte. An Frank Vogel kann er deshalb wertvolle Tipps geben, denn dieser steigt am 23. Oktober erstmals in ein Flugzeug Richtung Südostasien. "Ich bin natürlich gespannt auf Besuche in Firmen, Schulen, Kulturstätten und im Nationalpark. Und darauf, wie die Verwaltung funktioniert", sagt der Landrat vor seinem Premierenbesuch auf der Insel im Westpazifik. Neben drei Tagen in der Stadt Kaoshiung, die 2010 den ganzen gleichnamigen Kreis eingegliedert hat und jetzt knapp 2,8 Millionen Einwohner zählt, geht es weiter. Die Delegation, zu der zehn Kreisräte und ein Vertreter der Wirtschaftsförderung gehören, besucht zudem unter anderem die Städte Taipeh, Tainan und Kenting. "Alle Reiseteilnehmer tragen die Kosten selbst", heißt es aus der Kreisverwaltung. Organisiert wird das Ganze von der Berliner Vertretung der Republik China, wie der offizielle Name lautet. Dorthin war 1949 Chiang Kai-shek mit seinem Gefolge nach der Niederlage im chinesischen Bürgerkrieg geflüchtet. Seither betrachtet sich die Insel als unabhängig. Einer der bekanntesten Industriezweige ist die Computerherstellung.

Obwohl 2003 wirtschaftliche Kontakte geknüpft werden sollten, ist daraus kaum etwas geworden, selbst wenn die Firmen Kunze aus Gelenau und das Schraubenwerk Bärenstein laut Ex-Landrat Jürgen Förster taiwanesische Maschinen gekauft haben. Generell zu weit ist die Distanz zur rund 11.000 Kilometer entfernten Insel. Dennoch, die 1993 vom Altkreis Annaberg abgeschlossene Partnerschaft führt der Erzgebirgskreis weiter. "2008 hat uns der damalige Landrat besucht. Seither sind mehrere Einladungen ausgesprochen worden. Nun nehmen wir eine an", so Landrat Vogel. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 20.10.2011