"König Richard" schreibt Skisprung-Geschichte

Das Erzgebirge hat nach Jens Weißflog wieder ein Skisprung-Ass. Richard Freitag gewann in Harrachov den ersten Weltcup.

VON ERIK ROOS

HARRACHOV - Als nach seinen Traumflügen die deutsche Hymne erklang, musste auch die "coole Sau" Richard Freitag mehr als einmal schlucken. "Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben. Alles ist von mir abgefallen, das ist Wahnsinn", jubelte der 20 Jährige aus Breitenbrunn nach dem ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Knapp zwei Wochen vor Beginn der Vierschanzentournee setzte Freitag gemeinsam mit dem Dritten Severin Freund (Rastbüchl) den ungeahnten Höhenflug der deutsche Adler fort.

"Wir freuen uns riesig. Richard hat den Sieg mit Ruhe und Leichtigkeit nach Hause gebracht, das war aller Ehren wert", bewerte Bundestrainer Werner Schuster das beste deutsche Ergebnis seit fast neun Jahren. Zwei DSV-Adler auf dem Podium hatte es zuletzt am 13. März 2002 gegeben, als Martin Schmitt und Sven Hannawald im schwedischen Falun auf die Plätze zwei und drei gesprungen waren.

Schon während Freitags Flug riss Schuster siegesgewiss die Arme in die Höhe. Als dann die "1" auf der Anzeigetafel aufleuchtete, ließ sich der Überraschungs-Gewinner im Zielraum von seinen Kollegen feiern. Ein kurzes "Jawoll", dann verschwand der Shootingstar in den Armen von Freund und dem ersten Gratulanten Andreas Wank. "Was für eine coole Sau", lobte ARD-Experte Dieter Thoma.

Schon nach dem ersten Durchgang lag Freitag nach einem Sprung auf 129,0 Metern in Führung, es folgte mit 137,5 m der weiteste Satz des gesamten Tages. "Heute hat einfach alles gepasst", meinte Freitag. Mit 292,4 Punkten lag er am Ende klar vor Vierschanzentournee-Gewinner Thomas Morgenstern (Österreich/283,9) und seinem Zimmerkollegen Freund (Rastbüchl/277,8).

Dieser landete zum zweiten Mal in dieser Saison auf dem Podest und ist damit ebenfalls ein heißer Kandidat für die Tournee. "Severin hat eine fantastische Leistung gezeigt. Ich würde das noch höher bewerten als seinen zweiten Platz in Lillehammer, weil der Wettkampf heute auf sehr hohem Niveau war", sagte Schuster. Im Gesamtweltcup pirschte sich Freitag mit 294 Punkten an die beiden Österreicher Andreas Kofler (358) und Gregor Schlierenzauer (302) heran. Der Erzgebirger hatte schon am Sonnabend im Teamspringen eine überragende Leistung gezeigt und das zweitbeste Einzel-Ergebnis der Konkurrenz erzielt. In der Gesamtwertung reichte es für die DSV-Adler dennoch nur zum vierten Platz. Knackpunkt war ein "Hüpfer" von Mechler im zweiten Durchgang. (sid)

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 12.12.2011