Kein Fördergeld für neue Kabinenbahn
Eine veränderte Förderrichtlinie schafft möglicherweise das, was der Bürgerinitiative von
Oberwiesenthal nicht gelungen ist: den Erhalt der ältesten Luftseilbahn in Deutschland. Denn die Pläne für eine neue Schwebebahn liegen auf Eis.
OBERWIESENTHAL: Überraschende Wende beim Projekt neue Achter-
Kabinenumlaufbahn am Fichtelberg in Oberwiesenthal. Da die erwarteten 2,5 Millionen
Euro Fördermittel nicht vom Freistaat Sachsen bereitgestellt werden, liegt das mit
annähernd sieben Millionen Euro veranschlagte Vorhaben erst einmal auf Eis, bestätigt
Bürgermeister Mirko Ernst (FDP). Zwar müsse die letzte Entscheidung der Stadtrat treffen
- er geht aber nicht davon aus, dass sich das Vorhaben unter den gegebenen Umständen überhaupt realisieren lässt.
Es habe zwar kurzzeitig Überlegungen gegeben, den Bau auf eigene Kappe zu realisieren - Bauherr wäre dann die Fichtelbergschwebebahn (FSB) GmbH gewesen, ein
hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt Oberwiesenthal. Die würde durch das
Millionenprojekt aber über Jahre finanziell handlungsunfähig sein, schildert das
Stadtoberhaupt die Sachlage. Als Alternative nennt Ernst die Reparatur der mehr als 85
Jahre alten Anlage, deren Betriebserlaubnis allerdings im März des nächsten Jahres erst
einmal ausläuft - mit dem Ende der Wintersaison in Oberwiesenthal. Auch deshalb sei jetzt schnelles Handeln notwendig, um bis dahin alle notwendigen Unterlagen und
Genehmigungen beisammen zu haben und dann umgehend mit der Reparatur beginnen zu können - vorausgesetzt, der Stadtrat entscheidet sich für diese Variante. Deshalb soll
bereits in der nächsten Sitzung des Gremiums darüber diskutiert werden. Finanziell würde eine Rekonstruktion die FSB nach derzeit vorliegenden Berechnungen annähernd 1,2 Millionen Euro kosten, erläutert der Bürgermeister.
Darüber gibt es allerdings geteilte Auffassungen: Unternehmer Hans-Jürgen Ludwig -
CDU-Stadtrat und zugleich einer der Gesellschafter des Vierersesselliftes, der sich
unmittelbar neben der Schwebebahn befindet und von der Liftgesellschaft Oberwiesenthal (LGO) betrieben wird - rechnet vor, das aus seiner Sicht für die Reparatur lediglich 315.000 Euro notwendig sind. Mit der Zahl konfrontiert, hält der Verwaltungschef
entgegen, dass einer Beteiligung des örtlichen Unternehmens aus der Elektrotechnikbranche an der Ausschreibung für die anstehenden Arbeiten nichts im Wege stehe.
Einschließlich Bewirtschaftungskosten ergebe sich für die FSB auf die Dauer von zehn
Jahren eine finanzielle Belastung von insgesamt etwa 4,3 Millionen Euro rechnet Mirko
Ernst vor. Das Geld stehe zur Verfügung, macht er deutlich. Allerdings seien parallel zur
möglichen Reparatur und einem Neuerwerb der Betriebserlaubnis auch flankierende
Maßnahmen notwendig, die das Defizit der Schwebebahn senken. "Die Bahn muss
attraktiver gemacht werden", fordert der Bürgermeister. Er denkt dabei unter anderem an
die Verlegung des Einganges oder an Leuchtreklame. (Antje Flath) Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 17.06.2011