Eine Eibenstocker Textilmanufaktur fertigt nachhaltige Mode

Immer schneller, immer billiger, immer mehr. Heute in und morgen schon wieder out. Viele Marken setzen auf Fast Fashion, jagen wie ihre Kunden den neusten Trends hinterher, produzieren ihre Kollektionen im Ausland, weil sie dort von günstigeren Preisen profitieren. Doch welche gravierenden Auswirkungen diese Form der Textilherstellung für Mensch und Umwelt hat, brauchen wir an dieser Stelle wohl nicht mehr zu erläutern. Ein Umdenken in Sachen Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit ist auch in der Modebranche dringend notwendig. Dass es aber auch ganz anders gehen kann, beweist Maria Seifert.

Sie übernahm im vergangenen Jahr eine alte Textilfabrik in Eibenstock und stellt dort mit ihrem Team faire und nachhaltige Mode her. Transparenz, gerechte Löhne und Preise, Nähe zu Kunden, kurze Transportwege, Nachhaltigkeit und der Erhalt von Handwerk und Arbeitsplätzen – diese Leitsätze stehen im Vordergrund. Zum Glück legen immer mehr Marken und Kunden Wert darauf, sodass sich ein Trend in eine grüne und umweltbewusste Richtung abzeichnet.

Maria Seifert ist bereits seit zehn Jahren im Green-Fashion-Bereich tätig und verfügt über umfassende Erfahrungen in allen Segmenten. „Meine Großmutter war es, die mich zur Mode brachte. Sie arbeitete als Modedesignerin und Herrenmaßschneiderin und beeinflusst meine Kollektionen noch heute. Nach dem Abschluss meines Modedesign-Studiums lebte ich noch 15 Jahre in Berlin und kam schließlich zurück in meine Heimat Leipzig“, erzählt Maria Seifert.

Textilmanufaktur Seifert

Dort ging dann auch ihr beruflicher Erfolg so richtig los. 2010 gründete sie ihre eigene Fair Fashion Marke für Frauen, 2011 brachte sie ihre erste Kollektion heraus, die unter anderem im Deutschen Guggenheim Museum ausgestellt wurde. Heute zählt sie zu den bekanntesten nachhaltigen Marken in Leipzig.

Seit letztem Jahr ist sie nun aber im Erzgebirge tätig. Bereits seit 2017 lässt die Modedesignerin ihre eigene Kollektion ausschließlich in der Eibenstocker Manufaktur produzieren. Als die Vorgängerin aus Altersgründen die Textilfabrik aufgab und sie Maria Seifert zum Verkauf anbot, sagte sie zu. Heute nennt sich das Unternehmen „Textilmanfaktur Seifert“. Die Fabrik besteht aber bereits seit 1977, mehrere Inhaberwechsel erschwerten die Produktion über die Jahre. Maria Seifert will nun mehr Beständigkeit in die Manufaktur bringen. „Das Gebäude ist noch im alten Charme von früher. Das mögen viele Kunden, die hierher kommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Nach und nach wollen wir aber alles ein wenig modernisieren“, so die Inhaberin. Auch die sechs Mitarbeiterinnen hat Maria Seifert übernommen, sie arbeiten teilweise schon von Anfang an in der Textilfabrik und bringen entsprechendes Know-How mit. Genauso ist ein Großteil der Maschinen noch von früher, sie werden regelmäßig gewartet.

Zeitlose faire Mode für Frauen

Alles, was in der Mode eher nicht funktioniert, ist Marias Leitsatz und die Stärke der Manufaktur: Lokale und transparente Produktion nachhaltiger Mode und Textilwaren zu fair kalkulierten Preisen. Die Eigenmarke ist ausschließlich aus nachhaltigen zertifizierten Materialien wie Biobaumwolle, Tencel oder recyceltem Polyester hergestellt. Dabei setzt Maria Seifert nicht auf Fast Fashion, sondern auf Slow Fashion: Es gibt eine dauerhafte Kollektion, die regelmäßig erweitert und überarbeitet wird und die zudem wenig Ressourcen verbraucht. Die Kleidung ist zeitlos-modern und von hochwertiger Qualität – Frauen sollen sich von morgens bis abends gut und dabei funktional angezogen fühlen. Noch dazu sind die verwendeten Materialien weder für die Näherinnen noch für die Trägerinnen gesundheitsschädigend.

„Wir sind keine Lokalpatrioten“

Aber auch andere Marken lassen ihre Kollektionen in der Eibenstocker Manufaktur herstellen. Ob Sportswear, Kindermode, Herrenmode, Accessoires oder Outdoorartikel – das Sortiment ist groß. „80 Prozent unserer Kunden verwenden ausschließlich nachhaltige Materialien. Wir haben Kunden deutschlandweit, aber dennoch sind so die Transport- und Kommunikationswege viel kürzer als bei einer Produktion im Ausland. Es gibt auch keine Sprachbarriere, denn wenn der Kunde nicht ganz genau ausdrücken kann, was er möchte oder er nicht hundertprozentig richtig verstanden wird, kann das in der Textilproduktion wirklich ein Problem sein“, erklärt Maria Seifert. Sie fügt hinzu: „Wir sind aber keine Lokalpatrioten, es geht um den Erhalt von echtem Handwerk und damit verbundenen Arbeitsplätzen.“

Produziert werden auch nur sehr kleine Stückzahlen, quasi von eins bis unendlich. Dabei gibt es immer häufiger eine Zusammenarbeit mit der gegenüberliegenden Stickerei Funke. Vom Entwurf, der Warenbeschaffung, Schnitterstellung, über die Verpackung, den Versand bis hin zum Fotoshooting mit den fertigen Produkten übernimmt die Eibenstocker Manufaktur sämtliche Leistungen.

Faire Löhne für Näherinnen

Aber Nachhaltigkeit bezieht sich eben nicht nur auf die verwendeten Materialien, sondern auch auf die Löhne der Näherinnen. Dafür setzt sich Maria Seifert ganz besonders ein: „Wir haben aber große Probleme, den Mindestlohn zu erhöhen, Kunden haben dafür nicht immer Verständnis, einfach weil sie es durch bisherige Preise anders gewohnt sind. Ziel ist es aber, irgendwann einen Handwerker-Stundenlohn zu erreichen, schließlich ist Schneiderei ein Handwerk, das immer gebraucht wird und eine körperlich anstrengende Arbeit.“

Für die Zukunft hat sich die Manufaktur vorgenommen, weiter organisch zu wachsen und mehr Kunden aus der unmittelbaren Region zu akquirieren.

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