Die Ministerin, die auch das Kleine beobachtet

Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, hat gestern die Firma Eurofoam in Burkhardtsdorf besucht.

VON FRANZISKA MUTH

BURKHARDTSDORF - Die Bundesministerin ist pünktlich. Es hat noch nicht 12.30 Uhr geschlagen, als der silbergraue Audi mit Hannoveraner Kennzeichen und Ursula von der Leyen an Bord auf den Parkplatz vor dem Eurofoam-Werk in Burkhardtsdorf biegt. Großes Publikum ist nicht gekommen, aber es hat ohnehin nur kurz Zeit, einen Blick auf die CDU-Politikerin zu werfen.

Denn die macht mit den spitzen Pumps einen beherzten Schritt über die Kieselsteinbegrenzung des Parkplatzes - und ist drin, im Gebäude des Schaumstoffherstellers, der unter anderem Matratzenkerne fertigt. "Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich das sehe. Wir liegen ja viel auf Matratzen...", plaudert sie.

Schnellen Schrittes geht es durch die Betriebskantine zum Lager, wo sich bunte Schaumstoffteile türmen. Vom Gespräch der Ministerin mit Werksleiter Matthias Jancic bekommen nur die beiden etwas mit - denn der Gabelstaplerfahrer fährt unbeirrt weiter laut Gabelstapler.

Schon eilt die Ministerin weiter, sieht in der Produktionshalle Mitarbeitern Heike Drummer zu, die Matratzenkerne voneinander trennt. "Danke", sagt von der Leyen strahlend. "Ich hätte nie gedacht, dass man sie mal live sieht", sagt Heike Drummer. Ihr Eindruck von der Besucherin? "Nett."

Auf der Suche nach dem besten Foto wuselt derweil Betriebsleiter Franz Wild immer um den Tross herum. "Als Betriebsleiter ist man generell Mädchen für alles", sagt er und hebt schon wieder die Kamera. Mittlerweile ist die Ministerin in der Schäumerei angekommen, schaut Anlagenfahrer Tobias Gericke, der vorm Computerbildschirm sitzt, über die Schulter. Am Schalt-Desk hängt ein Zettel, auf dem steht: "Die Kraft, Großes zu entscheiden, kommt aus der ununterbrochenen Beobachtung des Kleinen." Als hätte die Ministerin das Zitat von Verleger und Politiker Gerd Bucerius verinnerlicht, bückt sich die 53-Jährige hinunter zu den Mitarbeitern, die am Becken mit der zähen Schaummasse stehen und sagt: "Sieht aus wie Kuchenteig."

Nach einer halben Stunde ist der Rundgang vorbei. Im Besprechungsraum geht es zur Tasse Kaffee und Keksen um die Themen Mitarbeiter und demografischer Wandel.

Zum Abschied gibt's für Ursula von der Leyen ein Nackenkissen, Bürgermeister Thomas Probst überreicht Oster-Volkskunst. "Sie erweitern meinen Horizont. Ich assoziiere mit dem Erzgebirge vor allem Weihnachtsfiguren", strahlt Ursula von der Leyen. Pünktlich, halb zwei, biegt der Audi wieder auf die Obere Hauptstraße - ohne Schaulustige, dafür aber mit Ursula von der Leyen auf dem Rücksitz - und dem Nackenkissen im Kofferraum. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Stollberger Zeitung, 25.02.2012