Choren-Technologie weiter verkauft

Insolvenzverwalter Bruno Kübler hat einen weiteren Investor für Teile der Choren-Gruppe gefunden. Linde Engineering gilt als denkbar bester Partner auf dem Weltmarkt für diese Technologie.

VON RAMONA NAGEL

FREIBERG - Eine der innovativsten Technologien zur Herstellung von sauberem Treibstoff gehört jetzt der Linde Engineering Dresden. Wie Insolvenzverwalter Bruno Kübler gestern mitteilte, will das Unternehmen die Technologie zur Herstellung von Synthesegas weiterentwickeln. Aus dem Gas kann unter anderem Biokraftstoff der zweiten Generation industriell hergestellt werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

In einem mehrmonatigen Investorenprozess hatte der Verwalter zu mehr als 200 potenziellen Investoren weltweit Kontakt aufgenommen. Keiner der potenziellen Käufer sei jedoch bereit gewesen, die notwendigen Investitionen für die Überleitung der Synthesegas-Demonstrationsanlage (Beta-Anlage) in den industriellen Betrieb zu finanzieren. Über deren Höhe wollte das Büro des Insolvenzverwalters keine Angaben machen.

Mit der Linde Engineering sei nun für die Technologie der denkbar qualifizierteste Partner auf dem Weltmarkt gewonnen worden, sagte Kübler. "Es besteht damit die echte Chance, dass die von Choren entwickelte Technologie Marktreife erlangt." Alle noch verbliebenen 65 Mitarbeiter werden vorerst weiterbeschäftigt. "Mit dem Kauf investieren wir in Zukunftstechnologien und das Zukunftsgeschäft, zudem passt die Technologie in unser Gesamtkonzept", sagte Jörg Linsenmayer, Geschäftsführer von Linde Engineering. Kunden in Skandinavien hätten bereits Interesse signalisiert.

Choren galt als Pionier für die industrielle Fertigung von umweltfreundlichen Treibstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, den Biokraftstoffen der zweiten Generation. Diese werden in komplizierten Verfahren aus organischen Abfällen wie Stroh, Holz oder anderen pflanzlichen Stoffen hergestellt. Sie gelten als deutlich umweltfreundlicher als der derzeit häufig genutzte Biodiesel aus Raps. Allein im vergangenen Jahr haben deutsche Bauern auf rund zwei Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut. Den größten Teil nimmt mit 910.000 Hektar Raps für Biodiesel in Anspruch, 800.000 Hektar waren Mais für Biogasanlagen.

Als Partner für diese wegweisende Technologie hatte Choren den Mineralölkonzern BP sowie die Automobilproduzenten Daimler und Volkswagen gewonnen. Nachdem in einer Versuchsanlage die Produktion von synthetischem Kraftstoff aus Biomasse gelang, wurde eine Demonstrationsanlage für die Serienproduktion errichtet. Darin sollten nach einer Anlaufphase stündlich aus neun Tonnen Biomasse rund 2500 Liter Bio-Diesel entstehen. Doch trotz starker staatlicher Förderung kam die Beta-Anlage nie richtig zum Laufen. Im November 2009 stieg Shell aus. Trotz weiterer Finanzspritzen hielten die Finanzierungsschwierigkeiten an. Anfang Juli beantragte Choren schließlich die Insolvenz. Davon waren 290 Mitarbeiter in drei Gesellschaften betroffen.

Zum Verkauf weiterer Teile der Choren-Gruppe dauern die Gespräche an. Im Oktober 2011 wurde bereits die Komponentenfertigung an den langjährigen Geschäftsführer Jonas Kappeller verkauft. Das neue Unternehmen firmiert unter TAF Thermische Apparatebau Freiberg GmbH und damit genau unter dem Namen, den das Unternehmen bei seiner Gründung im Jahre 1997 schon einmal getragen hatte, bis es nach Eingliederung in die Choren-Gruppe umbenannt worden war. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 10.02.2012