Am Wochenende öffnet die Manufaktur der Träume
Annaberg-Buchholz . Mit einem Festwochenende feiert Annaberg-Buchholz mit Einwohnern und Gästen von Freitag bis Sonntag die Eröffnung der Manufaktur der Träume. Vom 29. bis 31.Oktober laden zahlreiche Glanzlichter in die Stadt ein. Eine multimediale Lasershow, ein Kunsthandwerkermarkt, tolle Kinderprogramme und ein Jugendkonzert mit angesagten Bands sind nur einige der Höhepunkte. „Nicht nur für die Stadt Annaberg-Buchholz, für ganz Sachsen und seine Gäste ist die Sammlung Erika Pohl-Ströher ein echter Schatz“, sagt Pressesprecher Matthias Förster. Die Sammlung vereint etwa 1000 historisch wertvolle Objekte der Volkskunst und des Kunsthandwerks, die ihre Wurzeln zum Großteil im sächsischen und böhmischen Erzgebirge haben. Zeitlich erstreckt sich die Sammlung über vier Jahrhunderte – vom frühen 17. Jahrhundert bis hinein in unsere Gegenwart. Schönheit, Vielfalt, Buntheit, Glanz und Pracht der Stücke, aber auch Erfindungsgabe, Einfallsreichtum und Improvisationstalent von Künstlern und Handwerkern stehen im Mittelpunkt der Präsentation. Spielzeug- und Weihnachtsproduktion, bergbauliche und sakrale Themen, Schnitzkunst, Weihnachtsberge und Pyramiden, Lichterträger und Massefiguren bilden dabei besondere Schwerpunkte.
Motto: Sehen – Machen – Staunen
Eine spannende Ausstellungskonzeption rückt die Ausstellungsstücke ins Licht der Öffentlichkeit. Das Besondere ist dabei die Art und Weise der Inszenierung. Unter dem Motto: Sehen – Machen – Staunen erleben die Gäste mit interaktiven Installationen das Haus. Das Erzgebirge wird mittels Tönen, Lichteffekten und Geräuschen lebendig. Die Besucher selbst können auf Entdeckungsreise gehen. Multimedia-Stationen, Informationstafeln, Filme und Audio-Stationen vertiefen die Eindrücke der Sammlung. Wunderbare Kinderspielzeuge, voll funktionsfähige Weihnachtsberge, uralte Buckelbergwerke und Flaschenpyramiden, ganze Bergparaden, eine begehbare Weihnachtsvitrine und ein großer Engelschor bieten außergewöhnliche Einblicke in die Volkskunst und das Handwerk des Erzgebirges. Auf Kinder und Familien hat sich die Manufaktur der Träume besonders eingestellt. Historische Spielzeuge, Entdeckertunnel für die Jüngsten und interaktive Stationen, an denen Kinder selbst aktiv werden können, laden dazu ein, das Haus mit allen Sinnen zu erleben. Fantasie und Entdeckerfreude sollen angeregt und Wissen spielerisch vermittelt werden.
Museen rücken zusammen
Mit der Fertigstellung der Manufaktur der Träume rücken das Kulturzentrum Erzhammer, das Adam-Ries-Museum und der Studienraum Carlfriedrich Claus zu einem museal-touristischen Gesamtkomplex zusammen. Das Foyer des Erzhammers bildet den Eingang in die Manufaktur der Träume. Über eine Brücke erreichen die Besucher die Sammlung Erika Pohl-Ströher. Neben der attraktiven Ausstellung laden dort das „Schokogusch’l“ – eine Chocolaterie und ein Café - ein. Das Café ist eine Referenz an das einst berühmte Café Central, in dem sich am Ende des 19. Jahrhunderts Posamenten- und Bortenhändler aus aller Welt trafen.
Mehrere Millionen Euro investiert
Am 29. August 2008 wurde der Grundstein für die Manufaktur der Träume gelegt, zum Richtfest am 24. April 2009 schlug Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch den letzten Nagel ins Gebälk.Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September 2009 und zum Neujahrsempfang am 15. Januar 2010 waren die Bürger zu ersten Einblicken eingeladen. Am 29. Oktober, 14 Uhr, werden der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch die Manufaktur der Träume offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Interessierte Gäste können am gleichen Tag die Sammlung Erika Pohl-Ströher von 20 bis 24 Uhr erstmals in Augenschein nehmen. Insgesamt besitzt die Manufaktur der Träume auf vier Etagen etwa 1800 Quadratmeter Nutzfläche, rund 1100 Quadratmeter davon sind Ausstellungsfläche. Ein gläserner Treppenturm erschließt alle Etagen. Gekrönt wird das neue Haus von einer Terrasse, die einen traumhaften Ausblick über die Stadt und die Region bietet. Etwa 5,5 Millionen Euro sind in die bauliche Hülle investiert worden, rund 2 Millionen Euro waren für die Gestaltung, Inszenierung und wissenschaftliche Betreuung der Ausstellung sowie für Werbung und Marketing notwendig. Umfangreiche Mittel flossen aus Förderprogrammen.
Sammlung in Erinnerung an familiäre Wurzeln
Im Jahr 2006 entschied Erika Pohl-Ströher, ihre Sammlung der erzgebirgischen Volkskunst in Annaberg-Buchholz dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie ist darüber hinaus die Leihgeberin der „terra mineralia“ in Freiberg und gehört zu den größten Kunstmäzenen in Deutschland. Entstanden ist ihre Volkskunstsammlung im Andenken an ihre Großmutter Marie Ströher. Ihre Vorfahren stammen aus dem Erzgebirge. Anfangs in Böhmen beheimatet, kamen sie im 17. Jahrhundert als evangelische Glaubensflüchtlinge nach Sachsen. Ein Vorfahre der Familie gehörte zu den Mitbegründern der erzgebirgischen Bergbaustadt Johanngeorgenstadt. Später ließ sich
die Familie in Oberwiesenthal nieder. Der Großvater der Sammlerin Erika Pohl-Ströher war Friseurmeister. Aus seiner Firmengründung entwickelte sich das Weltunternehmen Wella. Nach ersten Anfängen in Oberwiesenthal war die Firma eine Zeit lang im vogtländischen Rothenkirchen ansässig. Nach 1945 musste die Familie Ströher ihre erzgebirgisch -vogtländische Heimat verlassen und baute im hessischen Hünfeld ihren Betrieb neu auf. Später verlegte die Wella AG ihren Sitz nach Darmstadt. Im Jahr 2003 übernahm der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble das traditionsreiche Familienunternehmen. Heute lebt Erika Pohl-Ströher in der französischen Schweiz. Am Bau beteiligt waren in den zurückliegenden Monaten allein 32 Baufirmen, weitere sieben Unternehmen zeichnen für die Gebäudetechnik, darunter Elektroinstallation, Lüftungs- und Heizungsbau sowie Blitzschutz verantwortlich. Drei Unternehmen kümmerten sich um den Ausstellungsbau, weitere engagierte man für die künstlerische Gestaltung. An den Bauplanungen des Millionenobjektes waren acht Planungs- und Prüfbüros beteiligt. Weitere drei begutachteten den Ausstellungsbau. (ari)
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 27.10.2010