Schauspieler Johannes Kühn über Vorurteile und echte Begegnungen im Erzgebirge

12.06.2025

Im aktuellen hERZschlag-Podcast „Erzgebirge – zum Kotzen schön“ spricht Schauspieler Johannes Kühn über seine Rolle als Großstadtreporter Ingo Kleinelt und seine ganz persönlichen Erlebnisse im Erzgebirge . Der Podcast begleitet die Mockumentary „Nah dran am Abgrund: Erzgebirge“, die inzwischen über 100.000 Views erreicht hat.

Zwischen Klischees und echtem Leben

Johannes Kühn berichtet im Gespräch offen über Vorurteile, Erwartungen und das, was ihn während der Dreharbeiten wirklich überrascht hat. „Ich hatte das Gefühl, es gibt so viele Vorurteile zum Osten, zum Erzgebirge, zum Rand der Gesellschaft. Und dann gibt es eben die Realität hier vor Ort“, erzählt Kühn. Gerade der direkte Kontakt zu den Menschen habe ihn beeindruckt. Statt verschlossener Fenster und Skepsis erlebte er Offenheit und ehrliche Neugier. „Egal, wo wir hingekommen sind – die Leute waren neugierig und offen.“ Die sei ein großes Potential für die Region. Und er selbst würde immer neugierig in neue Situation hineingehen.

Besonders berührend sei für ihn gewesen, wie nahbar die Region geblieben ist. Trotz aller Herausforderungen und Klischees begegnete Kühn einer Gemeinschaft, die ihre Heimat lebt und verteidigt. „Ich habe das Gefühl, dass wir dem Klischee hier etwas entgegensetzen – echte Menschen, echte Geschichten, echte Begegnungen“, so Kühn.

Mockumentary als Spielfeld für Improvisation

Besonders reizvoll war für Kühn das Mockumentary-Format selbst. Statt starrer Drehbücher lebten viele Szenen vom Improvisieren und vom Aufeinandertreffen mit echten Erzgebirgern. „Es ist einer der größten Späße überhaupt, in eine Rolle zu schlüpfen und nicht zu wissen, was passiert“, sagt Kühn. Diese Arbeitsweise habe ihm große Freude bereitet und ermögliche einen unverstellten Blick auf die Region.


Johannes Kühn im hERZschlag-Podcast




Einprägsam war für den Schauspieler auch die Szene, in der Ingo als Neuer im Erzgebirge im Weihnachtsfieber eskaliert. Glaubend, dass man ein noch besserer Erzgebirger wird je mehr traditionelle Holzkunst man anschafft. Die Überforderung der Figur, den Erwartungen und Traditionen gerecht zu werden, habe sich für ihn als Schauspieler in der Intensität der Drehs unmittelbar übertragen.

Manchmal war das wirklich schweißtreibend. Aber genau darin lag der Reiz und es war gut, dass wir in dem Film an diese Grenzen gegangen sind.

Persönliche Verbindung zur Region

Als gebürtiger Görlitzer und Wahlberliner schätzt Johannes Kühn das Erzgebirge inzwischen sehr. Eine Dauerliebe? „Ich könnte nicht einfach so hierherziehen. Aber wenn es ein neues Filmformat gäbe – warum nicht?“, meint der Schauspieler. Besonders die Natur und die Bodenständigkeit der Region haben es ihm angetan. Im Podcast verrät er, wie sehr ihm die Nähe zu Wäldern und Weite als Ausgleich zum Großstadtleben wichtig ist.

Ehrliche Gespräche statt Vorurteile

Ein zentrales Thema im Gespräch bleibt der Umgang mit Klischees und Vorurteilen. Kühn wünscht sich mehr persönliche Begegnungen statt pauschaler Meinungen aus der Distanz. „Man muss miteinander reden, über den Gartenzaun hinweg, auf dem Markt, beim Bäcker. Nur so kommt man weg von Vorurteilen und falschen Bildern.“ Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Debatten und digitaler Schnellurteile sei das Erzgebirge für ihn ein Beispiel, wie Dialog gelingen könne.