Touchdown fürs Erzgebirge

15.02.2022

Ein neuer Erzgebirger. Ein neuer Verein. Mit Leidenschaft hier angekommen.

Langsam senkt sich die Sonne und lässt einen blassrosa Himmel zurück. Der Wald wird dunkel, nur die Stimmen der Vögel sind noch zu hören. Doch die Idylle am Sportplatz Bärenstein trügt. Laut, ja, fast schon ohrenbetäubend, durchdringt der Ruf von 50 Jungen und Männern die Stille: „Miners on three! Miners on three! One! Two! Three! Miners!“ Es ist Donnerstag, 19:00 Uhr, Trainingsbeginn der neuen Football-Mannschaft Erzgebirge Miners.

Kaum elf Monate ist es her, dass Tom Weinert, ehemaliger Middle Linebacker bei den Leipzig Hawks, in Annaberg-Buchholz seinen eigenen Verein gründete. Um Gleichgesinnte zu finden, startet er einen Aufruf bei Facebook und legt selbstgemachte Flyer in den Geschäften der Region aus. „Ich habe immer noch im Ohr, wie meine Frau sagte ‚Sei aber nicht enttäuscht, wenn sich niemand meldet‘.“

Football is Family.

Jetzt, wenige Wochen später, stehen Tom und sein Team gemeinsam mit anderen Spielern auf dem Feld, jede der elf Feldpositionen ist wenigstens einmal besetzt, erfahrene Coaches, wie Joern Hebestreit, komplettieren das Team. Weil Offense (Angriff) und Defense (Verteidigung) jedoch viel mehr Positionen mit spezifischen Anforderungen haben, braucht die Mannschaft zukünftig noch mehr Spieler, um den etablierten Clubs in Leipzig oder Chemnitz Konkurrenz zu machen.

Erzgebirge Miners Annaberg-Buchholz e.V.

Trainigsstätte: Sportplatz Bärenweg

09471 Bärenstein

Email : info@erzgebirge-miners.de

www.erzgebirge-miners.de

Mit der Idee, eine Football-Mannschaft zu gründen, trifft Tom in der Region einen Nerv. „Football funktioniert ganz anders als Fußball“, erklärt der 27-Jährige. „Die Strategie ist ebenso wichtig wie die körperliche Leistung auf dem Feld. Deshalb kann auch jedes Team das andere schlagen – es gibt nie von vornherein eine Top-Mannschaft. Das sieht man auch an der NFL. Die San Francisco 49ers, die im einen Jahr das zweitschlechteste Team waren, standen im nächsten Jahr im Endspiel des Super Bowls.“

Neben dem Sport selbst ist es aber noch etwas ganz anderes, was für Tom den Football so bedeutsam macht: „Football is Family“, deklamiert er verheißungsvoll. „Beim Football sind wir eine riesengroße Familie. Nicht nur das Team selbst, sondern man ist auch mit den Coaches und den Fans ganz eng.“ Die Football-Familie ist es auch, die Tom und seiner Frau beim Ankommen im Erzgebirge hilft.

Vor einem Jahr zogen der Zeitsoldat und die angehende Lehrerin mit Aussicht auf eine Versetzung nach Marienberg bzw. für eine Stelle an der Evangelischen SchulGemeinschaft Erzgebirge von Leipzig nach Annaberg-Buchholz. Aber gerade das Ankommen fiel zunächst schwer. „Am Anfang waren wir fast ganz allein hier und es war schwer, überhaupt Leute kennenzulernen.“ Außerdem fehlt Tom der heißgeliebte Sport. Statt Trübsal zu blasen, nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand und lernt bei der Vereins- oder besser Familiengründung auch seine zukünftigen Freunde kennen:

Ohne den Verein hätte ich mich hier auch niemals so schnell heimisch gefühlt.

Jetzt, da Tom und seine Frau auch wirklich angekommen sind, bleibt umso mehr Raum, sich auf den Verein zu konzentrieren. Im nächsten Schritt wollen Tom und die Vorstände gemeinsam an den Schulen neue Talente gewinnen. „Ich möchte den Sport hier verbreiten und den Jungs etwas bieten!“ Auch für die Fans hat Tom große Pläne. Wie im Football üblich, plant er schon jetzt den ersten großen Game Day, an dem die Erzgebirge Miners endlich zum ersten Mal gegen eine andere Mannschaft antreten werden. Doch der Pfiff des Coachs reißt ihn aus seinen Gedanken, er muss zurück aufs Feld. „Wenn ich jetzt rüber zu meiner Mannschaft schaue, frage ich mich, wieso diesen Schritt noch niemand zuvor gewagt hat.“

Text & Fotos: Magda Lehnert


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