Von der Formel 3 zum Menschenkochtopf

31.08.2021

Über die Reise eines erzgebirgischen Handwerksmeisters nach Amerika

Ein Menschenkochtopf? Von Norbert Mann, dem Erfinder des Menschenkochtopfs, geht wahrlich keine Gefahr für Leib und Leben aus. Im Gegenteil, der 35-Jährige Metallbaumeister aus Neundorf – einem Ortsteil von Thermalbad Wiesenbad – sprüht nur so vor Lebensfreude und Tatendrang. Zugegeben, mit Amerika meinen wir nicht das Amerika, sondern Neu-Amerika, einen Flecken zwischen Schlettau und Annaberg- Buchholz – so benannt nach einem, der einst in die große weite Welt zog, aber dann doch in die Heimat zurückkehrte. Hier hat Norbert Mann sein Firmendomizil errichtet. Irgendwie passt alles zusammen: der Mann, der Ort, der Erfindergeist und die Menschen. Aber alles schön der Reihe nach.

Die Geschichte beginnt kurz nach der Jahrtausendwende, als Norbert Mann, jüngster von drei Brüdern, sich entscheidet, eine Lehre als Metallbauer in der Fachrichtung Metallgestaltung zu beginnen. „Mein absoluter Traumberuf “, bestätigt er auch heute noch begeistert. Geprägt von der handwerklichen Tradition des Elternhauses zeigt er großes Geschick, viel Kreativität und Fleiß. Er schließt seine Ausbildung als Jahrgangsbester ab. Sein Gesellenstück: ein drei Meter breiter Schwibbogen mit den Wappen von Neundorf und Sachsen als Motiv. Für ihn steht gleich nach der Lehre fest: „Ich mache mich selbstständig.“ Gedacht, gemacht. 2011 startet er durch.

Geht nicht, gibt’s nicht.

Besonders in der Tuning- und Rennsport- Szene macht sich der junge Metallbauer schnell einen Namen, heißt es doch von ihm, er könne Schweißnähte so gerade wie ein Roboter ziehen. Norbert Mann wird sogar in der Formel 3 zum gefragten Partner, wenn es um knifflige Abgasanlagen geht. So ist der junge Spezialist bald Teil des Rennspektakels.

Ein Schicksalsschlag unterbricht jäh die erfolgreiche Entwicklung. Der Vater stirbt. Norbert Mann wechselt als Angestellter in den technischen Vertrieb und schafft sich so den Freiraum, um der Familie die notwendige Unterstützung zu leisten. Das eigene Unternehmen tritt in dieser Zeit als Nebenerwerb in den Hintergrund.

Doch die Schaffenskraft lässt Norbert Mann nicht los. Und so ist es nur folgerichtig, dass der anerkannte Handwerker sich 2018 noch mal auf die Schulbank setzt und ein Jahr später seinen Metallbaumeisterbrief in der Tasche hat. Auch sein Meisterstück soll etwas Besonderes werden: Er hat sich in den Kopf gesetzt, einen überdimensionalen Badezuber aus Metall zu bauen. Einen Menschenkochtopf, in dem es den Badenden an nichts fehlt. Das Meisterstück ist gelungen und kündet von den handwerklichen Fähigkeiten und dem Erfindergeist seines Schöpfers.

Der Badezuber sieht aus wie ein Kochtopf zu Omas Zeiten, mit einem zum Löffel gestalteten Schornstein und Henkel. Über eine Leiter gelangt man bequem in den Badebereich. Die selbst entwickelte Heizschleife im Boden des Kessels und eine Umwälzpumpe erwärmen die 4.000 Liter Wasser binnen drei Stunden. Die sechs höhenverstellbaren Einzelsitze sorgen dafür, dass auch Badende verschiedener Körpergröße den Spaß genießen können. Wenn man die Sitze auf eine Ebene einstellt, haben im Kochtopf immerhin bis zu 12 Personen Platz.

mann kreativer Metallbau

Zschöppelstraße 1

09487 Schlettau / OT Neu Amerika

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Mit dieser Zuber-Entwicklung sorgt Norbert Mann für Furore. Medien werden auf den bescheidenen Meister aufmerksam. Der Menschenkochtopf bildet den Höhepunkt der einen oder anderen privaten Feier und krönt so manchen Hotelaufenthalt im Erzgebirge . Hier sieht Norbert Mann noch enormes Entwicklungspotenzial. Deshalb plant er auch eine Menschenkochtopf-Tour quer durch die ganze Montanregion. Einheimische Hotels buchen den Badezuber für ein paar Tage und bieten so ihren Gästen ein einzigartiges Erlebnis.

Der Menschenkochtopf ist allerdings nicht das Hauptgeschäft des Betriebes. „Im Prinzip machen wir in Sachen Metall all das, woran sich andere nicht herantrauen“, schmunzelt der umtriebige Handwerker. „Wir sind alles Fachleute, technisch super aufgestellt, mit moderner Ausstattung und ordentlichem Arbeitsschutz.“ Am liebsten ist Norbert Mann mit seinen 6 Mitarbeitern im Erzgebirge tätig, was ihn aber nicht davon abhält, auch komplexe Herausforderungen anzunehmen, die weiter entfernt auf ihn warten: So zum Beispiel ein Fluchttreppenturm in Ingolstadt, bei dem er vom ersten Bleistiftstrich bis zur letzten Schraube den Hut aufhat. „Geht nicht, gibt’s nicht“, bestätigt der Metallbauer.

Da die Firma am alten Standort aus allen Nähten platzt, ergreift Norbert Mann 2020 die Gelegenheit beim Schopf und wechselt mit Mann und Maus an den neuen Standort in Neu-Amerika. Hier gibt es mit 500 m2 Fertigungshalle Platz in Hülle und Fülle. Hier eröffnet der auf dem Gelände bereits bestehende Holzhandel auch spannende Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

Wir sind alles Fachleute, technisch super aufgestellt, mit moderner Ausstattung und ordentlichem Arbeitsschutz.

Hobbys? Klar, gibt es die. Wie es sich für einen Tüftler gehört, haben die auch etwas mit Technik zu tun. In der Garage stehen ein Berliner Roller mit Hänger und ein VW Typ3 zum Restaurieren – beides echte Liebhaberstücke. Mit seiner Frau und Tochter Tessa bewohnt Norbert Mann ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert. „Wir sind leidenschaftliche Althausbesitzer. Da bekommt man so richtig Bodenhaftung, wenn man sieht, wie die Altvorderen gebaut haben. Wir leben als Familie ganz bewusst in dieser heimatlichen Tradition und möchten alte Handwerkskunst mit der modernen Zeit verschmelzen.“ Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.

Text: Steffen Wollmerstädt

Foto: Lukas Ullmann


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