Wertvolles Metall

Firma bohrt riesiges Zinnvorkommen in Sachsen an

In Ostdeutschland schlummern riesige Rohstoffschätze. Ein Unternehmen aus Heidelberg hat jetzt mit den Erkundungsbohrungen nach Zinnlagerstätten begonnen. Das Erzgebirge könnte bald eine Renaissance des Bergbaus erleben - die Unternehmen wittern Milliardengeschäfte.

Geyer - Ob Öl, Gas, Seltene Erden, Gold, Silber oder Kupfer - seit dem Fall der Mauer schielen zahlreiche Firmen auf die Rohstoffschätze, die tief unter der Erde im Osten Deutschlands schlummern. Gesucht wird nach allem, was auf dem Markt gute Preise verspricht. Längst haben Geologen die staatlichen Erkundungsdaten der DDR analysiert und ihrerseits zahlreiche Erkundungsprojekte durchgeführt, so dass inzwischen fundierte Abschätzungen über die wahrscheinlichen Vorkommen in weiten Teilen Ostdeutschlands existieren.

Nun wittern viele Unternehmen eine große Chance - und ein Riesengeschäft. So hat eine Firma aus Heidelberg jetzt mit Bohrungen begonnen, die in einem der größten Bergbau -Projekte Deutschlands münden könnten: Dabei sollen zwei Zinnlagerstätten erkundet werden. Insgesamt lagern darin, so die Schätzungen der Geologen, etwa 180.000 Tonnen des wertvollen Metalls. Damit wäre es die größte Zinnressource der Welt. 2,7 Milliarden Euro sind beide Lagerstätten nach aktuellem Marktpreis demnach Wert - die Tendenz der Preise für wertvolle Metalle ist steigend.

In Geyer (Erzgebirge) wird mit zwei Bohrgeräten nach dem Metall gesucht, in Gottesberg (Vogtland) beginnen voraussichtlich am kommenden Montag die Erkundungen, teilte der Vorstand der Deutschen Rohstoff AG, Thomas Gutschlag, am Freitag mit. Wenn das Wetter mitspiele, könnten die Bohrungen in Gottesberg schon vor Weihnachten abgeschlossen sein. Dort sollen drei Bohrer eingesetzt werden. Ursprünglich hatte die DRAG für ihre Erkundungen einen Zeitraum bis Ende März 2012 veranschlagt. Dabei geht es in eine Tiefe von etwa 400 Meter.

Konkurrenz für China und Indonesien Die Lagerstätten an sich sind lange bekannt. Nach den Worten von Gutschlag hat schon die DDR sehr solide erkundet. Und auch jetzt kam das Unternehmen gut voran. "Die ganzen Vorbereitungen liefern sehr gut", sagte Gutschlag. Auch die Zusammenarbeit mit den sächsischen Behörden sei sehr gut gelaufen. Gutschlag rechnet damit, dass auch die Arbeiten in Geyer schon vorfristig enden.

Ob es wirklich zu einer Renaissance für den Zinnbergbau im Erzgebirge kommt, ist aber noch unklar. Erst später soll das Konzept mit allen Details von der Förderung bis zur Verhüttung vorgelegt werden. Doch mit diesem Projekt könnte das Heidelberger Unternehmen zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die weltgrößten Zinnlieferanten werden.

Der Großteil der Weltproduktion stammt heute aus China und Indonesien. Experten gehen davon aus, dass gerade China wegen wachsenden Eigenbedarfs und auch aus wirtschaftspolitischem Kalkül künftig den Export einschränkt. Zinn ist ein wichtiger Bestandteil von Metalllegierungen und wird auch für elektronische Bauteile benötigt. In den vergangenen Jahren stieg der Zinnpreis im Schnitt um vier bis sechs Prozent pro Jahr. Derzeit liegt er bei 15.400 Euro pro Tonne.

In der Lausitz laufen bereits Probebohrungen für den Abbau von Kupfer, das geschätzte Investitionsvolumen beträgt eine Milliarde Euro. Ende 2013 oder Anfang 2014 will die Kupferschiefer Lausitz GmbH mit dem Bau des Bergewerks beginnen. cib/dpa Quelle: Spiegel Online, 25.11.2011