Traditionsbetrieb EIA schließt seine Tore

Die Beschäftigten der M. Schneider GmbH sind frustriert. Die in Annaberg nur als EIA bekannte Firma wird bis Ende 2012 nach Ungarn verlagert.

VON PATRICK HERRL

ANNABERG-BUCHHOLZ - Der Traditionsbetrieb EIA steht vor dem Aus. Geschäftsführer Falko Heinrich und Standort-Manager Andreas Altenhuber haben die Verlagerung der Produktion von elektronischen Sicherungen nach Ungarn gestern bestätigt. Gespräche über die Zukunft der hiesigen Mitarbeiter - 80 Angestellte und 48 Dienstleister des Lebenshilfewerks - sind angelaufen.

"Diese Botschaft ist für uns alle ein Schock. Zumal wir bis dato stets ein funktionierendes Unternehmen waren", sagte Betriebsratsvorsitzender Siegfried Rothe. Das belegen auch die Zahlen. Bis März 2011 hatte das Elektrowerk stets volle Auftragsbücher. Bis aufs Krisenjahr 2009 habe der Standort jährlich zirka zehn Millionen Euro Umsatz erzielt. "Umso überraschender kommt für uns, dass der Laden dicht gemacht wird", sagte Rothe, der zugleich Produktionsmeister ist.

Eine leise Vorahnung beschlich ihn und die anderen Beschäftigten aber bereits vor der Bekanntgabe dieses Entschlusses. Der 1995 von der Firma "M. Schneider" übernommene Betrieb, der zu Spitzenzeiten vor der Wende rund 1300 Menschen beschäftigte, wurde im Mai des vergangenen Jahres an das französische Unternehmen Mersen verkauft. "Dessen Leitung hat sich nie zum Standort Annaberg geäußert", erklärt der Vorsitzende des Betriebsrates. Nun wurde die schlimmste Vermutung bestätigt.

"Wir haben den endgültigen Beschluss gefasst, den Annaberger Standort zu schließen und die Produktion aus strategischen Gründen nach Ungarn zu verlagern", sagte Altenhuber, ehemaliger Inhaber und jetziger Standort-Manager der Firma Mersen. Im ungarischen Kaposvár sind derzeit 500 Arbeiter tätig. "Zwei parallel laufende Produktionseinheiten kamen für uns nicht infrage", so Altenhuber. Die Verlagerung erfolgt dabei jedoch schrittweise. "Wir müssen technologische Abfolgen beachten", betonte Geschäftsführer Heinrich. Damit bestätigte er zugleich, dass es schon vor Ende 2012 Entlassungen geben wird.

Zu Einzelheiten wollte bislang niemand Stellung nehmen. "Wir führen derzeit Gespräche mit dem Betriebsrat und arbeiten den Sozialplan aus", fügte Altenhuber an. "Die Stimmung ist gedrückt. Ich muss der Belegschaft aber meine Hochachtung aussprechen. Es gab keine überstiegenen Trotzreaktionen." Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist noch unklar. Rothe: "Ich setze mich für den Erhalt der Arbeitsplätze und des Standorts ein. Zumindest aber streben wir einen ordentlichen Interessenausgleich an."

"Die Enttäuschung ist groß, schließlich haben wir schon zu DDR-Zeiten zusammen gearbeitet", sagte die Geschäftsführerin des Lebenshilfewerks Annaberg, Uta Langer. Die dort betreuten Menschen erarbeiteten laut Rothe fast ein Viertel des Produktionsvolumens.

Rothe hat bereits eine Betriebsversammlung einberufen. "Dort beraten wir weiter. Auch, ob wir eventuell Protest einlegen", so der 58-Jährige, der seit 42 Jahren in diesem Unternehmen tätig ist. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 06.05.2011