SERIE: MADE IN ERZ - Experten für Daunen, Kaschmir und Co.

Erzgebirgische Steppdeckenfabrik Ehrenfriedersdorf produziert für Kunden in ganz Europa - Firma präsentiert sich ab heute bei großer Messe

VON ANNETT HONSCHA

EHRENFRIEDERSDORF - Alpakawolle oder Wildseide? Gänsedaunen, Kamelhaar oder

vielleicht doch synthetische Fasern? Bei der Materialauswahl fürs heimische Bett gehen die Vorlieben ziemlich auseinander. Das wird sich ab heute auch bei einem Messeauftritt der Erzgebirgischen Steppdeckenfabrik Ehrenfriedersdorf - Erzstef - widerspiegeln. Bei der Imm Cologne in Köln mit mehr als 1000 Ausstellern will das Unternehmen einen breiten Querschnitt seiner Angebotspalette präsentieren. Wenn alle verschiedenen Materialien und Größen berücksichtigt werden, umfasst diese laut Geschäftsführer Olaf Hörtzsch mehrere hundert Artikel.  

Von Baumwolle bis Kaschmir

Die verwendeten Rohstoffe kauft Erzstef weltweit ein. Da steht die Baumwolle aus den

USA neben der Wolle von Kaschmirziegen und neben Polyesterfasern aus Taiwan. Doch

auch deutsche Züchter von Alpakas versorgen die Firma mit Material für das Befüllen von

Decken und Kissen. Zuvor wird es zu einem feinen Vlies verarbeitet.  

Olaf Hörtzsch, der seit 1994 mit im Betrieb arbeitet und seit 2000 Geschäftsführer ist,

kennt jede Maschine. Ein paar geübte Handgriffe nur am Steuerungsgerät - dann wird

etwa ganz automatisch die gewünschte Menge Daunen in die dafür vorgesehene Decke

gefüllt. "In jede Kassette einzeln", erläutert der Chef. Die dafür benötigten Trennnähte

waren vorher schon an einem anderen Arbeitsplatz angebracht worden.

Investition in Steppmaschinen

Das Steppen selbst ist aufgrund individueller Muster ebenfalls eine Wissenschaft für sich. Um diesen Arbeitsbereich mit moderner Technik auszustatten, sind 2006 und 2010 spezielle Maschinen für rund 300.000 Euro angeschafft worden. Einen Teil davon konnte Erzstef mit Fördergeld finanzieren. Die Anlagen ermöglichen es, Decken bis zu einer Größe von 3,20 mal 3,30 Metern anzufertigen. Solche Sonderwünsche kamen schon vor, wenn auch das Gros der Aufträge kleiner ausfällt.  

Allerdings variiert die Größe enorm. "In jedem europäischen Land gibt es ein eigenes

Bettenmaß", sagt der Experte. So würden Österreicher zum Beispiel 1,40 mal 2 Meter

lange Decken bevorzugen, während die Schweizer eher unter solche mit den

Abmessungen 1,60 mal 2,10 Meter schlüpfen. Bei den Kissen sei das Ganze noch

verrückter, da gebe es pro Land manchmal vier, fünf verschiedene Größen.

Da Erzstef mehr als 300 Kunden in ganz Europa beliefert, muss eine enorme Bandbreite

abgedeckt werden. Zu den größten Abnehmern zählen laut Olaf Hörtzsch Fachhändler und Möbelhäuser. Die Mitarbeiter haben jedoch auch schon Ausstattungen für Krankenhäuser, Hotels, Flugzeuge, Kindergärten und ein Schiff angefertigt. "Die meisten unserer Waren werden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg verkauft", berichtet der Unternehmer. Doch erzgebirgische Decken und Kissen gingen ebenfalls schon nach Georgien, Portugal und Spanien.

Zunehmende Materialvielfalt

Die zunehmende Vielfalt an Materialien hat nach Einschätzung des Erzstef-

Geschäftsführers dazu geführt, dass der Trend hin zum Zweit- und Drittbett geht. "Etwa

50 Prozent unserer Abnehmer wollen mittlerweile natürliche Rohstoffe, die andere Hälfte

synthetische", bilanziert Hörtzsch. Dabei variieren nicht nur die Füllungen von Wolle bis

Tencel - einer weichen Faser, die aus Holz hergestellt wird. Auch die Bezugsstoffe, die in

großen Rollen bei Erzstef angeliefert werden, unterscheiden sich sehr.  

Sorge um Rohstoffpreise

In der Ehrenfriedersdorfer Firma, deren Geschichte vor mehr als 80 Jahren begann,

arbeiten derzeit 16 Beschäftigte. Zuletzt wurde jährlich ein Umsatz zwischen 650.000 und 700.000 Euro erzielt. Momentan gibt es jedoch eine Entwicklung, die dem Geschäftsführer wie anderen in der Branche Sorgen bereitet: "Baumwolle und andere Materialien sind teuer und knapp."  

Die internationale Messe Imm Cologne ist von heute bis Donnerstag zunächst für

Fachpublikum geöffnet, von Freitag bis Sonntag für die Öffentlichkeit.  

Internet:

www.imm-cologne.de Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 18.01.2011