Produkte retten viele Menschenleben
Von Sven Günther
Elterlein. Ihre Produkte retten Leben. Tausende täglich, Zehntausende pro Jahr. Wie Thomas Drechsel schrauben, schweißen und kleben bei Takata 430 Kollegen Airbags zusammen, rund 35.000 Stück am Tag. Arbeit im Dreischicht-System, in Spitzenzeiten rollende Woche. Und das seit 1995. Damals entschied sich Firmeneigentümer Jim Takada, im Erzgebirge zu investieren. Die Gemeinden, das Landratsamt und der Freistaat hatten den weltweit operierenden Japaner vom Standort Scheibenberg /Elterlein überzeugt. Werkleiter Mathias Ullmann ist seit 1997 mit dabei, erklärt: "Wir bauen hier in erster Linie Seiten- und Kopfschutz-Airbags, auch einen kleineren Anteil Fahrer-, Beifahrer- und Knie-Airbags." Schutzsysteme, die in fast allen Autos eingesetzt werden. "Wir beliefern im Prinzip alle Marken", sagt Ullmann. "Volkswagen, BMW, Mercedes, Honda, Toyota, Nissan. Überall stecken Airbags von Takata drin. Aber auch Ferrari oder Bentley gehören zu unseren Kunden."
Ein Kundenstamm, der Qualität voraussetzt. Der Werkleiter: "Wir geben das Urteil unserer Kunden direkt an die Arbeitsplätze weiter. So wissen die Kollegen, was besser werden muss." Dann lacht er: "Allerdings gibt es bislang nur ganz selten Beschwerden." Kaizen heißt dafür das japanische Zauberwort, eine Lebens- und Arbeitsphilosophie, die das Streben nach ständiger Verbesserung zum Inhalt hat. Mathias Ullmann: "Wir kontrollieren permanent unsere Arbeitsabläufe, sind immer wieder auf der Suche nach Verbesserungen. Auf diese Weise können wir die Produktion möglichst optimal organisieren."
Eine Produktion, die beinahe klinisch rein abläuft. Keine mit Öl verschmierten Maschinen, keine dreckigen Arbeitsmonturen, Material ist nur für zwei Stunden Produktion auf Vorrat gelagert, wird immer neu angeliefert, pausenlos rollen Sattelschlepper an. Die Airbag-Fabrik in Elterlein ist ein Hightech-Zentrum. Klassifizierung: 5 A. Die Höchstnote in Sachen Arbeitsorganisation, Effektivität und Sauberkeit. "Die Kollegen ziehen voll mit", verrät Ullmann. "Sie sind flexibel. Nahezu jeder kann an vier verschiedenen Linien eingesetzt werden. Alle zwei bis vier Stunden wird der Arbeitsplatz gewechselt."
Die Airbags, die das Werk verlassen, sind Spitzenprodukte. "Inzwischen produzieren wir intelligente Modelle, die sich entsprechend der Unfallschwere entfalten. 40 Prozent bei einem leichten, 60 Prozent bei einem schwereren, 100 Prozent bei einem ganz schlimmen Crash", sagt Ullmann - und nimmt sich einen der Airbags aus einem Regal. "Umso ein Teil herzustellen, helfen uns zirka 100 Zulieferfirmen, die zum Teil aus der Region kommen. Auch die können stolz auf ein Produkt sein, das täglich Leben rettet."
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Marienberger Zeitung, 16.09.2010