Ostseeurlauber wandeln bald auf Pfaden aus dem Erzgebirge

Zwischen Bansin und Swinemünde wird die längste Strandpromenade Europas ausgebaut. Die Reluma GmbH aus Großrückerswalde liefert dafür Strandzugänge sowie Teile des Hochweges samt Unterbau aus recyceltem Kunststoff.

VON BABETTE ZAUMSEIL

GROSSRÜCKERSWALDE - Die Reluma GmbH will in diesem Jahr ihren Umsatz von knapp einer Million auf 1,8 Millionen Euro verdoppeln. Dieser Sprung hätte eigentlich früher kommen sollen, doch die Finanzkrise funkte den Großrückerswaldern dazwischen. "Öffentliche Aufträge wurden verschoben, und so traf die Krise auch uns", sagt Geschäftsführer Klaus Seubert.

Ihren Hauptumsatz macht die Reluma heute im Erd- und Wasserbau, nachdem das 1995 gegründete Unternehmen mit Palisaden, Bänken, Tischen und anderen Produkten aus dem Garten- und Landschaftsbau begonnen hatte. Bohlen und Strandzugänge liefert sie vor allem an die polnische Ostsee, unter anderem für Projekte auf der Halbinsel Hel, nach Swinemünde und Kolberg.

Kunden hat sie auch in den Niederlanden "und immer mehr in Deutschland, zum Beispiel an den Tagebauseen wie dem Neuseenland". In der Türkei stünden drei große Referenzobjekte: eine Steganlage, ein Geröllschutzprojekt sowie ein Plateau am Meer.

Ein weiteres Referenzobjekt dürfte mit der nach seinen Worten längsten Strandpromenade Europas entlang der Kaiserbäder entstehen: "Und wir sind dabei." Wobei die Heringsdorfer angesichts des Materials und seiner Eigenschaften erst skeptisch gewesen seien, sagt Klaus Seubert: "Aber sie haben sich in Swinemünde überzeugt."

Das Material sei unter anderem montage-, ramm- und vibrierfähig, absorbiere kein Wasser, sei für eine Haltbarkeitsdauer von 70 Jahren ausgelegt, witterungsbeständig und gebe keine Schadstoffe ab. Hergestellt werden die Bohlen, Stege und anderen Formen mittels Hochdruckintrusion - einem Kunststoffverarbeitungsverfahren, bei dem das Material nach dem Erhitzen in Stahlformen gefüllt und bis zur Erstarrung abgekühlt wird.

Auch Straßenbahnschwellen aus recyceltem Kunststoff verkauften die Großrückerswalder zunehmend. Seit sieben Jahren betreibe die Straßenbahn mit Erfolg in Dresden eine Teststrecke. Jetzt laufe in der Landeshauptstadt das vierte Projekt an, bei dem die zu 100 Prozent aus Kunststoff bestehenden Schwellen verbaut werden. Zudem habe es eine Anfrage aus Köln gegeben: "Das Produkt spricht sich immer weiter herum."

"Das Produkt spricht sich immer weiter herum."

Klaus Seubert Geschäftsführer

Auf dem Vormarsch sei ein weiteres Erzeugnis aus Großrückerswalde: ein Lichtmast. Etwa 200 Stück sind seit 2010 in die Niederlande verkauft worden. In den vergangenen Jahren hat die Reluma in viele Projekte investiert, erläutert der Geschäftsführer: "Wir wussten noch nicht, in welche Richtung der Markt explodiert." Das zeige sich jetzt, und das Unternehmen reagiert. So gebe es Überlegungen, den Vertrieb für die Straßenbahnschwellen und die Lichtmasten an Joint-Venture-Partner abzugeben: "Wir schaffen das nicht mehr allein." Die Firma könne nicht überall investieren: So koste allein die Form für einen Lichtmast 20.000 Euro. Wenn fünf Formen für die Produktion gebracht würden, "wären gleich wieder 100.000 Euro nötig".

35 Mitarbeiter sind heute im Unternehmern tätig, zehn wurden vergangenes Jahr eingestellt. Und die Reluma selbst hat sich ebenfalls verändert. Ingenieur Klaus Seubert arbeitet seit 2007 als Geschäftsführer. Seit 2010 hält er 60 Prozent der Anteile an der Firma. Lutz Elges, neben der im Vertrieb tätigen Renate Roth Firmengründer, hält weitere 30, die amerikanische Re-Group zehn Prozent.

Diese Unternehmensberatung soll die Türen zu starken Finanzpartnern und zum amerikanischen Markt öffnen. Denn gerade dort, will die Reluma ein weiteres, immaterielles Produkt verkaufen: ihr Wissen und Können, recycelbare Kunststoffe zu verarbeiten. Ohne einen Partner wie die Re-Group, der global denke seien diese nächsten Schritte nicht machbar, stellt Klaus Seubert fest. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 06.05.2011