Neue Datenbrille für weltoffenes und barrierefreies Kino
Die Fakultät Elektrotechnik der WHZ hat mit ihrem Berliner Kooperationspartner „Greta & Starks“ eine Datenbrille entwickelt, die zu einem Kinofilm Untertitel in verschiedenen Sprachen einblenden kann. WHZ-Mitarbeiter stellen die „Datenbrille für barrierefreies Kino“ ab 16. März auf der Cebit in Hannover vor. Ausländische und gehörlose Kinobesucher werden bisher oft ausgegrenzt Jeder kennt das Problem: man ist im Ausland und möchte sich im Kino einen Film ansehen. Wenn man jedoch die jeweilige Landessprache nicht beherrscht und der Streifen nicht gerade auf Englisch läuft, hat man nichts vom Film. Umgekehrt zieht Deutschland zahlreiche ausländische Gäste, Fachkräfte und Studenten an. Sie alle haben jedoch anfangs, bei eventuell noch geringen Deutschkenntnissen, auch das Problem, dass ein Kinobesuch keinen Spaß macht. Nicht zuletzt gehen auch hörgeschädigten und gehörlosen Menschen gern ins Kino. Mindestens 250.000 Gehörlose gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ganz Europa sind es rund 1,5 Millionen Gehörlose. Es gibt zwar einzelne Kinos , die Filme in verschiedenen Sprachen anbieten, die Auswahl ist jedoch meist überschaubar. Eine neue Datenbrille ermöglicht die individuelle Anzeige der Untertitel Die Westsächsische Hochschule Zwickau hat gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner „Greta & Starks“ ein System entwickelt, das Untertitel zu einem Film in verschiedenen Sprachen einblenden kann. Die Anwendung ist denkbar einfach: Man setzt die Datenbrille auf und schaut wie gewohnt auf die Kinoleinwand. Gleichzeitig projiziert die Datenbrille virtuell die Filmuntertitel unterhalb der Leinwand. Die Datenbrille wird mit dem Smartphone des Kinobesuchers verbunden und überträgt die Untertitel. Die Apps GRETA & STARKS machen die vorhandenen Untertitel einfach mit dem eigenen Smartphone zugänglich. Der Kinobesucher kann den Film über den AppStore für iOS und bei Google Play vorher herunterladen. Die App synchronisiert sich dabei über eine Spracherkennung automatisch mit dem Kinofilm. Der Besucher kann also während des Films das Kino verlassen, um z.B. neues Popcorn zu holen. Wieder am Sitzplatz, synchronisiert sich die App mit dem Film und man bekommt automatisch die richtigen Untertitel angezeigt. Vorteile der Datenbrille Weder der Zuschauer noch das Kino müssen dafür in teure Technik oder Equipment investieren. Das bedeutet eine erhebliche Verbesserung - bisher wurden barrierefreie Filmfassungen oft nur sehr selektiv und zu speziellen Veranstaltungen gezeigt, z.B. auf barrierefreien Festivals, die einmal im Jahr stattfanden. „Die neue Lösung macht alle Filme, in allen Kinos, in allen Sälen und an 365 Tagen im Jahr zugänglich - nicht in einer speziell organisierten und separat gekennzeichneten Vorstellung, sondern jeden Tag, für ganz normale Kinobesuche mit Freunden und Kollegen“, so Prof. Dr. Rigo Herold, Professor für Digitale Systeme an der WHZ, der die Datenbrille mit entwickelt hat. Die neue Datenbrillentechnik wird erstmals am 16. März auf der Cebit in Hannover vorgestellt. Weitere Anwendungen im technischen Bereich geplant Mit dem in Zwönitz ansässigen Unternehmen Komitec hat das Forscherteam um Professor Herold, der selbst aus dem Erzgebirge stammt, einen Prototypen einer Datenbrille gefertigt. Diese soll Tutorials, Bedienhinweise, Montagevorgaben für technische Anwendungen dem Nutzer zugänglich machen. Für deren Serienproduktion wurde ein Projekt bei der SAB beantragt.