Innovative Gesundheitstextilien mit erzgebirgischer Beteiligung
Die Textilindustrie des frühen 19. Jahrhunderts markierte den Beginn der Industrialisierung in Europa und Sachsen. Heute kommt unsere Kleidung überwiegend aus Asien. In der sächsischen Textilindustrie arbeiten noch rund 12.000 Menschen. Zusammenarbeit und kluge Spezialisierung in diesem Industriezweig sind Voraussetzungen für diesen Erfolg. Wirtschaftsminister Martin Dulig gab heute (8. Juli 2017) symbolisch den Startschuss für das neueste Zukunftsprojekt dieser innovativen Branche, das sich den Gesundheitstextilien widmet. Dazu der Minister: „Sächsische Gesundheitstextilien können beispielsweise helfen, das Problem der multiresistenten Keime in deutschen Krankenhäusern zu lösen. Die Kliniken können auf solche Lösungen aber nur dann im Alltag zurückgreifen, wenn es gelingt, den herkömmlichen Wäscheprozess komplett gleichwertig zu ersetzen. Das ist die Aufgabe des Netzwerkes Health.Textil 4.0. Zwölf sächsische Unternehmen wollen gemeinsam dafür sorgen, das Leben von Patienten und Krankenhauspersonal zu erleichtern.“ Zur Unterstützung dieser und anderer guter Ideen hat das Wirtschaftsministerium im vergangenen Jahr ein Förderprogramm für Cluster und Netzwerke der Wirtschaft aufgelegt. „Neue Lösungen finden wir meist dann, wenn wir uns mit kreativen Partnern zusammen tun“, begründet Minister Dulig. Das Projektteam von Health.Textil 4.0, koordiniert vom Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (vti), ist der erste Antragsteller, der die Förderung nach der neuen SMWA-Förderrichtlinie für Cluster und Netzwerke der Wirtschaft erhält. Die Anwendungsbreite neuer Gesundheitstextilien ist groß. Sie reicht von intelligenter und vernetzter Kleidung, über antibakterielle Bettlaken bis hin zu Funktionstextilien mit Sensoren wie z.B. Sturzmattensensorteppiche oder nässesensorische Inkontinzenz-Betteinlagen, auf deren Basis Pflegekräfte besser nach Bedarf eingesetzt werden können. In Zukunft sind beispielsweise auch Wundauflagen denkbar, die Wirkstoffe dosiert abgeben oder den Heilungsfortschritt selbständig dokumentieren. Hier entstehen neue Produkte, die in Verbindung mit telemedizinischen Lösungen eine flächendeckende Gesundheitsversorgung auch in Zeiten von Fachkräftemangel sichern helfen. Den Aufbau des Netzwerkes und die Arbeit an passenden Geschäftsmodellen und zusätzlichen Anwendungen unterstützt der Freistaat bis 2019 mit bis zu 166.000 Euro. Aus dem Erzgebirge sind die Brändl Textil GmbH und die h&b Strumpf GmbH als Projektpartner bei Health.Textil 4.0 beteiligt. Hintergrund: Nach der Richtlinie Clusterförderung können Unternehmensnetzwerke drei Viertel ihrer Personal- und Sachkosten über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren als Zuschuss erhalten. Die im November 2016 neu gefasste Richtlinie öffnet das Instrument für bestehende Clusterstrukturen, wenn diese sich substantiell weiterentwickeln wollen. Neu ist außerdem, dass die Netzwerke sowohl im Antragsprozess als auch in der Umsetzungsphase eine qualifizierte Unterstützung erhalten. Das SMWA hat hierfür mit der VDI/VDE Innovation und Technik GmbH (Berlin) einen erfahrenen Projektträger gewonnen. Flexible Kooperationsstrukturen bieten besonders für kleine und mittelgroße Unternehmen die Chance, um im aktuellen Umbruch vieler Branchen mit innovativen sächsischen Lösungen neue Marktanteile zu gewinnen.