Global denken, lokal handeln

Im Erzgebirge wird der Netzwerkgedanke großgeschrieben, erklärt Martin Dietze, Geschäftsführer der Gebrüder Ficker GmbH Formen- und Werkzeugbau aus Marienberg im Gespräch mit dem Magazin „Deutscher Gründergeist 2021“.

Herr Dietze, Sie entwickeln gemeinsam mit drei Partnern ein intelligentes Tankträgersystem für Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Wir beschäftigen uns schon seit längerer Zeit mit der Verarbeitung von neuartigen Leichtbauwerkstoffen, die in Zukunft eine wichtige Rolle im Mobilitätsbereich spielen werden. Diese Werkstoffe wollen wir zusammen mit unseren Projektpartnern mit zusätzlicher Sensorik ausstatten, um deren Zustand zu überwachen.

Was ist denn der Vorteil dieser Methode?

Die Verbindung aus leichtem Werkstoff und funktionsintegrierten Sensoren eröffnet die Möglichkeit, diese Bauteile in sensible Bereiche von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen einzusetzen. Die Idee liegt auf der Hand, man möchte ein möglichst leichtes Fahrzeug, das eine Rückmeldung über den aktuellen Betriebszustand und die intakte Funktion gewisser Baugruppen gibt, um ideale Voraussetzungen für den sicheren und effizienten Einsatz zu gewährleisten.

Sie arbeiten ja auch mit SmartERZ zusammen. Dabei handelt es sich um ein branchenübergreifendes Bündnis zur Entwicklung neuer Materialien, das auch vom Bund gefördert wird. Wie profitieren Sie als Unternehmen von solchen Netzwerken?

Im Bündnis SmartERZ sind inzwischen bereits über 180 Partner aktiv. Als mittelständisches Unternehmen ist es kaum möglich, eine eigene reine Forschungs-und Entwicklungsabteilung aufzubauen. Um im globalen Wettbewerb gegenüber der großen internationalen Konkurrenz bestehen zu können, müssen wir jedoch immer einen Schritt voraus sein. Dies gelingt uns durch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, um die Zukunftstrends rechtzeitig zu erkennen und an deren Entwicklung zu partizipieren.

Welche Chancen sehen Sie in der Netzwerkarbeit für das Erzgebirge? Würden Sie anderen Unternehmern raten, hier aktiv zu werden?

Ja, das würde ich ihnen auf jeden Fall raten. Denn die Vernetzung in der eigenen Region ist für uns ein großer Wunsch. Unsere Produkte sind weltweit im Einsatz und wir arbeiten mit Unternehmen aus ganz Europa zusammen. Global zu denken, jedoch lokal zu handeln ist eine Einstellung, die nicht nur von uns favorisiert wird und für den Standort enorm wichtig ist. Genau aus diesem Grund unterstützen wir den Netzwerkgedanken, um mit verschiedenen Unternehmen in Kontakt zu treten und Projekte voranzutreiben. Über SmartERZ hinaus hat man im Erzgebirge in den letzten Monaten mit dem innovERZ.hub eine digitale Plattform zur Vernetzung und Kooperation geschaffen. Gerade mittelständischen Unternehmen der Region und Forschungseinrichtungen soll damit die Gelegenheit gegeben werden, Partner zum Innovationstransfer zu finden.

Welchen Beitrag leisten Ihrer Meinung nach Projekte wie SmartHydro für die zukünftige Entwicklung der Region?

SmartHydro und ähnliche Projekte machen die Region auf wirtschaftlicher und technologischer Ebene als innovativen Technologiestandort sichtbar, sodass neben UNESCO-Welterbe und Tradition, die unsere Region ja auszeichnen, auch Zukunftsthemen im Erzgebirge großgeschrieben werden.

  

  

Dieses Interview erschien zuerst im Magazin „Deutscher Gründergeist 2021“, das starke Gründerstandorte in Deutschland präsentiert. Die gesamte Publikation kann hier gelesen und heruntergeladen werden.