Gizef liebäugelt mit Ressourceninstitut
VON STEFFEN JANKOWSKI
FREIBERG - Fachleute der TU Bergakademie und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf haben sich an der Chemnitzer Straße 40 bereits umgesehen: Das ehemalige Freiberger Forschungsinstitut für Aufbereitung ist ihr präferierter Standort für das Ressourceninstitut, das sie im Auftrag des Bundes gründen sollen. Das hat Thomas Lindner, der Geschäftsführer der Gründer- und Innovationszentrum Freiberg/ Brand-Erbisdorf GmbH (Gizef), bestätigt: "Es sind aber noch einige Fragen zu klären."
"20 Jahre nach der Wende steht generell die Frage nach der Zukunft der Gründerzentren."
Thomas Lindner Gizef-Geschäftsführer
Das Gizef betreibt seit Anfang der 1990er Jahre den Komplex, der inzwischen der Stadt Freiberg gehört und rund 10.000 Quadratmeter Gewerbefläche hat. Und zumindest für die Startphase des vom Bundesforschungsministerium mit fünf Millionen Euro pro Jahr geförderten Ressourceninstituts wäre genug Platz. Aktuell ist das so genannte Gizef I zu rund 85 Prozent ausgelastet, Hauptmieter unter den rund 30 Firmen ist die UVR-FIA GmbH.
Das neue Institut soll zunächst mit einem etwa zehnköpfigen Aufbaustab beginnen. "Die entsprechende Fläche dafür haben wir frei", weiß der Geschäftsführer. Sollte die Entscheidung tatsächlich für sein Objekt fallen, würden für bestehende Mieter einvernehmliche Lösungen gefunden: "Das neue Institut soll in fünf Jahren auf rund 100 Mitarbeiter anwachsen."
Die notwendige technisch-technologische Profilierung der Standorte der Gizef GmbH sei bereits beim Fraunhofer Technologiezentrum Halbleitermaterialien (THM) gelungen, das für 2,5 Millionen Euro im Gizef II Am St. Niclas Schacht entsteht. Der Bau, der dieses Jahr abgeschlossen werden soll, werte den Technologiestandort im Gewerbegebiet Süd auf. Momentan seien dort 25 Firmen tätig. Weitere sieben Mieter habe die Gizef GmbH im Kunsthandwerkerhof an der Burgstraße - in allen drei Objekten liege die Auslastung bei 85 bis 95 Prozent.
Insgesamt seien rund 330 Mitarbeitern in den Firmen beschäftigt. Seit 1991 hätten gut 215 Firmen mit rund 830 Mitarbeitern in den Gründungs- und ersten Wachstumsjahren die Betreuungs- und Unterstützungsleistungen des Gizef in Anspruch genommen.
"20 Jahre nach der Wende steht aber generell die Frage nach der Zukunft der Technologie- und Gründerzentren", führt Lindner aus. Inzwischen gebe es ausreichend Gewerbeflächen. Innovative Gründungen hätten heute viel mehr mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Darauf hat auch der Sächsische Rechnungshof hingewiesen, der voriges Jahr sechs der 19 Technologiezentren im Freistaat unter die Lupe genommen hat. Neben Finanzierungsproblemen sahen die Prüfer das ursprüngliche Ziel des Technologietransfers nur noch vereinzelt erreicht. Eine Ausnahme sei Freiberg, das auch mit der Verbindung zu Forschungseinrichtungen wie der Bergakademie und seiner Infrastruktur punkte. Landesweit kritisierten sie jedoch eine Entwicklung der Zentren zu reinen Wirtschaftsförderungs- oder Vermietungsgesellschaften: Das könne zu Fördermittel-Rückforderungen führen.
Im Gizef I werden 2000 Quadratmeter vom Grundbuchamt des Amtsgerichts sowie vom Finanzamt genutzt. Dass der Fiskus sein mittelsächsisches Domizil in die Lessingstraße 45 in Freiberg verlegen wolle, bestätigt Andrea Krieger vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement vorerst nicht. Die ehemalige Kaserne mit rund 6700 Quadratmetern Nutzfläche gehöre zwar dem Land, so die Pressesprecherin. Aber an Details für die vom Kabinett beschlossene Standortkonzeption werde bis zum 31. Mai gefeilt. "Erst dann steht fest, wie mit den Immobilien weiter verfahren wird", betont Krieger. Der gesamte Prozess könne dann durchaus noch einige Jahre beanspruchen. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 18.02.2011