Geophysikalische Messkampagne im Erzgebirge beginnt
Rund um Schneeberg wird das kristalline Gestein mit zwei verschiedenen seismischen Messverfahren untersucht: Drei schwere Vibrations-Trucks verursachen Erschütterungen, deren Ausbreitung von einigen tausend Geophonen aufgezeichnet werden. Weiterhin werden an 24 Standorten um das zentrale Messgebiet herum kleine Sprengungen durchgeführt und mit Messinstrumenten beobachtet. Ziel ist, aus den Messwerten ein detailreiches 3-D-Modell des Untergrunds bis in sechs Kilometer Tiefe zu entwickeln. Bisher ist der geologische Aufbau der Region durch den jahrhundertelangen Bergbau und Bohrungen etwa bis in zwei Kilometer Tiefe bekannt. „Kristallin-Gebiete für die Tiefen- geothermie nutzbar zu machen, wäre für diese Zukunftsenergie ein großer Schritt nach vorne und die Seismik ist vielleicht der einzige Schlüssel für den Zugang zum Kristallin in der Tiefe", sagt Projektleiter Dr. Rüdiger Schulz vom LIAG. In Deutschland finden sich kristalline Gesteine unter anderem im Schwarzwald, im Bayerischen Wald und im Spessart. Diese Gesteine sind durch hohe Temperaturen und Drücke sowie tektonische Ereignisse während früherer geologischer Epochen geprägt worden, das heißt der Untergrund ist komplex und inhomogen. Durch die Messungen sollen in erster Linie Störungen bestimmt werden, an denen Risse und Klüfte anzutreffen sind und eventuell heiße Tiefenwässer aufsteigen. An solchen Stellen sind die Chancen größer, auf vergleichsweise hohe Temperaturen zu treffen. In kristallinen Gesteinen sind derartige Datenauswertungen wissenschaftliches Neuland. Dr. Hartwig von Hartmann ist beim LIAG für die Datenauswertung zuständig: „Strukturen im kristallinen Grundgebirge herauszuarbeiten? da ist man an der Forschungsfront; und zwar sowohl beim Datenprozessing als auch bei der Interpretation." Die Erfahrungen des Projektes werden beispielhaft für die genannten Mittelgebirge sein. International wurden derartige Untersuchungen im kristallinen Gestein bereits bei Geothermieprojekten in den USA, Japan und Italien durchgeführt. Neben dem LIAG arbeiten die TU Bergakademie Freiberg und das Institut für Geophysik und Geoinformatik der Universität Hamburg im Projekt mit. Das Bundesumweltministerium fördert die Arbeiten im Rahmen der Energieforschung. Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Foto: LIAG