Freiberg will nicht der Buhmann sein
VON GABRIELE FLEISCHER
FREIBERG - Freiberg will im aktuellen Streit um die Bewerbung der Montanregion Erzgebirge als Unesco-Welterbe nicht die Rolle des Buhmanns übernehmen. "Da wir dem Stadtrat die von der Projektgruppe vorgelegte Studie zu Freiberg bisher noch nicht zur Abstimmung vorlegen konnten, sieht die Gruppe um Helmuth Albrecht offenbar ihre Felle davonschwimmen", kommentierte Freibergs OB Bernd-Erwin Schramm (parteilos) die jüngste Aufregung um die Rolle der Bergstadt im Bewerbungsverfahren. Mittlerweile nämlich wird die Zeit bis zum Einreichen der Bewerbungsunterlagen im ersten Quartal 2012 tatsächlich knapp. Mangelnde Einbeziehung der Stadt und Fehler bei der Erarbeitung der Studie wirft die Freiberger Rathausspitze der Koordinierungsgruppe vor. Denn in dem von der Unesco geforderten Papier sind laut Schramm wichtige Stadtentwicklungsaspekte von Freiberg nicht beachtet worden. Details nannte er nicht, verwies jedoch auf Probleme bei der "Reichen Zeche", die mit auf der Liste für die Bewerbung der Montanregion steht. Möglicherweise könnte ein Denkmalstatus für das Areal die geplante weitere Entwicklung als Wissenschaftsstandort gefährden.
TU-Professor Helmuth Albrecht gibt sich selbstkritisch: "Darüber hätte längst geredet werden müssen." Allerdings glaubt er, dass sich der Welterbe-Status von Teilen der "Reichen Zeche" mit der Weiterentwicklung dieses Standortes vereinbaren lassen würde - "solange die auch ohne Welterbe bestehenden Regelungen des Denkmalschutzes beachtet werden".
Die Kritik von Experten an der fehlenden Denkmalschutzsatzung Freibergs weist Schramm ebenfalls zurück. Das sei nie Thema gewesen. Es gebe schon genügend Einzeldenkmale. Eine Satzung werde auch nicht gefordert, entgegnet Albrecht, sie würde nur die Nominierung vereinfachen. Unterschiedlich sind zudem die Meinungen zum Miteinander: Während Schramm kritisiert, dass die Stadt nicht in die Erarbeitung der Studie einbezogen wurde, weist Albrecht darauf hin, dass Zwischenresultate einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vorgelegt wurden.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 23.11.2011