Fernsehkameras rücken Bergstadt ins Rampenlicht

Die Dreharbeiten sind für die Kommune im mittleren Erzgebirge eine einzigartige Chance. Dafür wird sogar der Aufbau der Pyramide auf dem Markt verschoben.

VON SANDRA HÄFNER

WOLKENSTEIN - Im Fußball heißt es oft, der Star ist die Mannschaft. Bei den Dreharbeiten zum Spielfilm "Am Ende der Lüge", die derzeit in Wolkenstein stattfinden, ist der Star die kleine, malerische Bergstadt. Denn in deren Gassen und auf dem Marktplatz finden nicht nur zahlreiche Außenaufnahmen statt, die später den Fernsehzuschauern das Städtchen im Erzgebirge näherbringen. Nein. Es ist noch mehr. Denn im Film, dessen Ausstrahlungstermin voraussichtlich der Herbst 2012 sein soll, wird die Stadt auch Wolkenstein heißen und so genannt werden. "Und das ist relativ selten", weiß Karoline van Baars von der Kölner Agentur 67, die für die Pressearbeit zuständig ist.

"Eine bessere Werbung gibt es nicht."

Guntram Petzold Bürgermeister

Unter vier, fünf Städten der Region machte Wolkenstein das Rennen. "Unser Regisseur Marcus O. Rosenmüller war in verschiedenen Orten, hat Fotos gemacht. Wolkenstein war eindeutig Favorit", erklärt Produktionsleiter Jörg Kuhlmann von der Kölner Film- und Fernsehproduktion GmbH, die den Film für ORF und MDR produziert. Entscheidend seien der Charakter Wolkensteins als kleiner Ort mit einem kleinem Marktplatz mit dem Blick zum Schloss gewesen. "Und die vielen Gassen, in denen man einfach verschwinden kann. Und die schönen Blicke, die man hier hat", zählte Kuhlmann auf.

Und Bürgermeister Guntram Petzold (parteilos) rollte den roten Teppich für das Filmteam aus. Er ließ den ehemaligen Lindengarten im Ortsteil Gehringswalde vorrichten, der jetzt als Produktionsbüro dient, er stellte den Saal des ehemaligen Ratskellers zur Verfügung, in dem sich Schauspieler und Komparsen aufhalten können und er verschob die Weihnachtsvorbereitungen. So steht knapp eine Woche vor dem ersten Advent die Pyramide noch nicht auf dem Marktplatz. Auch andere Weihnachtssachen dürfen vorerst nicht in die Fenster gestellt werden - sie passen nicht zur Kulisse. "Eine bessere Werbung für die Stadt als den Film gibt es nicht. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung Verständnis für die Dreharbeiten aufbringt, und die große Masse macht auch mit", sagte er am Dienstag. Der Produktionsleiter spricht von einem "großen Aufwand", der für einen solchen Film betrieben werde. So sei jeden Tag ein 80-kW-Aggregat im Einsatz, müssten mehrere Stromanschlüsse gelegt werden. "Wir lassen jede Menge Geld in der Gegend, so ein Filmdreh ist auch eine wirtschaftliche Größe", weiß der Produktionsleiter und verweist etwa auf die Unterbringung des rund 35-köpfigen Filmteams. Es sei aufgrund der bevorstehenden Weihnachtszeit sehr schwer gewesen, überhaupt genügend Betten aufzutreiben. "Wir haben alles genommen, was frei war." Am 2. Dezember sei der letzte Drehtag in Wolkenstein. "Danach sind auch keine Hotels mehr frei", berichtete Kuhlmann. Und dann sagt er den Satz, der den Bürgermeister besonders freut: "Unsere Erfahrungen zeigen, dass nach der Ausstrahlung die Zuschauer in die Städte, deren Namen in Filmen genannt wurden, fahren, um sich den Drehort anzuschauen. Das hoffen wir auch für Wolkenstein, dass die Leute kommen und etwa den Umsatz der Gaststätten ankurbeln."

Dass der Bürgermeister dann auch noch eine Minirolle mit Minitext übernimmt, wird da zur Nebensache. Am Dienstag spielte er einen Passanten, der zufälligerweise auch Petzold heißt. "Ich laufe über den Markt und werde von einem Schauspieler angesprochen. Darauf erwidere ich ,Nein, leider nicht' oder etwas ähnliches", berichtete er. Seine Tochter, die die Komparsen betreut, hatte den Vater gefragt, ob er nicht auch in dem Film mitwirken wolle. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Zschopauer zeitung, 17.11.2011