Eibenstocker spinnen warmes Netz

Sachsens bisher größtes Nahwärmenetz auf der Basis von Holzhackschnitzeln ist in der Bergstadt in Betrieb gegangen. Der Bau der Anlage dauerte nur drei Monate. Beheizt werden sieben Häuser.

VON EBERHARD MÄDLER

EIBENSTOCK - Vor wenigen Tagen ist das Nahwärmenetz in Eibenstock ans Netz gegangen. Die Anlage beheizt sieben Häuser, in denen sie auch für heißes Wasser sorgt. Damit wurden im Pflegeheim "Herbstsonne", in der Seniorenresidenz Betreutes Wohnen, in der Minigolfanlage, der Mittelschule samt Turnhalle, im Rathaus und im Kindergarten "Spatzenhaus" sowie in einem städtischen Wohnhaus Erdgasheizungen überflüssig. Alle Gebäude befinden sich nahe der modernen Heizzentrale an der Pestalozzistraße. "Es ist ja ein Nah- und kein Fernwärmenetz", sagt Markus Unger von der Energie Eibenstock GmbH, deren Mutterfirma - die Umweltschutz Bruckner & Partner AG aus dem badenwürttembergischen Walldorf - 800.000 Euro in die Anlage investierte. Auf 900 Metern Länge wurden Kunststoffleitungen verlegt. Sie sind gedämmt mit Steinwolle und einem Aluminiummantel. "Daher kühlt das Wasser in den Rohren nur wenig ab." Insgesamt sind etwa 40.000 Liter ununterbrochen im Umlauf.

In der Heizzentrale wird es auf knapp 80 Grad Celsius erhitzt, beim Endverbraucher kommt es mit gut 70 Grad Celsius an. "Vorhandene Heizungsleitungen können weiter benutzt werden", sagt Unger. Die Brenner bisheriger Einzelfeuerungen werden dafür ab- und nur wenige Rohre umgeklemmt. Die meist im Keller befindlichen Heizkessel mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 20 Jahren können danach ausgebaut werden. Damit die Bewohner im Havariefall nicht frieren müssen, werden in Heizzentrale und Mittelschule 30.000 Liter Wasser in Boilern auf 75 Grad Celsius "in Bereitschaft" gehalten. "Damit kann der Kreislauf zwei Stunden überbrückt werden", so Unger. "Spätestens dann ist ein Ersatzheizkessel zugeschaltet."

Das computergesteuerte Herzstück des Eibenstocker Nahwärmenetzes ist zwei Meter breit wie hoch und fünf Meter lang. Verbrannt werden kleine Holzstücke. Jene Holzhackschnitzel gelangen über eine Förderschnecke ohne Umladen und "am laufenden Band" aus einem Container ins Kesselinnere. Dort werden durch ihr Verbrennen bei bis zu 900 Grad Celsius ständig 1200 Liter Wasser erhitzt - als Basis für den Kreislauf im Netz.

Zehn bis 15 Kubikmeter Holzhackschnitzel sind täglich für eine Leistung von 1100 Kilowatt nötig. Für Nachschub sorgt die Produktionsstätte der Energie Eibenstock GmbH in Wilzschmühle. Der Rohstoff stammt aus den Wäldern der Forstbezirke Eibenstock und Adorf. "Dieses Restholz lässt sich zu hochwertigen Hackschnitzeln mit nur noch einem Drittel Wassergehalt trocknen", sagt Eibenstocks Bürgermeister Uwe Staab. "So wird es in unserer Heizzentrale benötigt." Bei höherem Wassergehalt würde ein höherer Holzverbrauch drohen. Staab: "Vorteilhaft, dass alles in einer Hand und auch nah beieinander liegt."

Beste Erfahrungen mit einem Nahwärmenetz hat der Bayer Norbert Trunzer gesammelt. So betreibt seine Firma in Seeg im Allgäu seit 2007 eine Anlage für 20 Gebäude, verbunden durch eine 1000 Meter lange Rohrleitung. "Dies ist wahrscheinlich die Kapazitätsgrenze", so Trunzer. "Auch, weil damit immer noch beachtliche 80 Prozent der Energie beim Endverbraucher ankommen." In Eibenstock gibt es fünf weitere Interessenten, die ans Nahwärmenetz wollen. "Damit ließe sich wirtschaftlicher arbeiten und etwas für den Umweltschutz tun", so der Bürgermeister. Dank der stillgelegten Einzelfeuerungen werden fast 300 Tonnen weniger an schäd- lichem Kohlendioxid in die Luft geblasen. Aus dem 18 Meter hohen Schornstein an der Pestalozzistraße komme nur Wasserdampf. Staab: "Und die kompostierbare Asche kann als Dünger wiederverwendet werden." Internet: www.umweltschutz-ubd.de Quelle: Freie Presse, Ausgabe Auer Zeitung, 19.10.2011