Bergbaukultur soll Teil des Welterbes werden
VON GUNTER NIEHUS
BAD SCHLEMA - Der Bergaltar in der Annaberger Annenkirche, die Wismut-Gemälde im Bad Schlemaer Museum Uranbergbau und die Silbermann-Orgel im Freiberger Dom - all dies wäre ohne den Bergbau im Erzgebirge wohl nie entstanden. Aus diesem Grund sollen auch diese Dinge Teil der Bewerbung des Erzgebirges um den Titel Welterbe werden. Sie gehören zum Kapitel Kunst, Musik und Literatur.
Altar lockt jetzt schon Gäste an
"Dies beginnt schon damit, dass ohne die Gewinne aus dem Bergbau viele kulturellen Errungenschaften gar nicht finanzierbar gewesen wären", sagt Jens Kugler, Mitarbeiter des Projekts. Doch die Verknüpfung zwischen der harten Tätigkeit im Schacht und den schönen Künsten geht viel weiter. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Bergaltar in der St. Annenkirche in Annaberg. Das dem Maler Hans Hesse zugeschriebene Werk besteht aus vier Tafeln und zeigt eine erzgebirgische Bergbaulandschaft und bergmännisches Leben vor etwa 500 Jahren. Es zählt zu den touristischen Anziehungspunkten in der Region.
Noch größere Strahlkraft könnten die Wismut-Gemälde im Museum Uranbergbau in Bad Schlema gewinnen. Einst als stalinistische Propagandakunst diffamiert, werden mittlerweile die verschiedenen Fassetten dieses Genres gewürdigt. In jedem Fall stellen sie die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Uranbergbau im Erzgebirge dar. Mittlerweile gibt es Überlegungen, Teile der umfangreichen Kunstsammlung der Wismut von Chemnitz nach Bad Schlema zu holen. Denn das Uranmuseum soll vergrößert werden. Sollte der Platz nicht ausreichen, könnte das Gebäude der Halde 371 auf Hartensteiner Flur die Exponate aufnehmen. Dort ist zwar zurzeit noch die Wismut-Verwaltung für den Raum Aue untergebracht, doch mittelfristig sollen die Räume leergezogen werden. Dann könnten die Kunstwerke gezeigt werden. Passenderweise ist das Fördergerüst auf der Halde 371 ebenfalls Teil der Bewerbung für das Unesco-Welterbe.
Ein Schritt folgt dem nächsten
"Es wäre allerdings möglich, dass diese kulturellen Werte erst in einem zweiten Schritt Teil des Welterbe-Projekts werden", schränkt Kugler ein. Dies habe eher formale Gründe. Die geistigen Väter der Idee wollen die Bewerbung bei der Unesco wohl nicht unnötig kompliziert machen. "In gewisser Weise sind diese geistigen Errungenschaften dennoch von Anfang an dabei", so Kugler. Beispielsweise stehe das Museum für bergmännische Volkskunst in Schneeberg als Teil der barocken Innenstadt schon lange als Kandidat für den Welterbetitel fest. "Es gibt aber unter den Exponaten Vieles, was ebenfalls dieses Prädikat verdient hätte", so Kugler. Ebenso sehe es mit den Akten des Freiberger Stadtarchivs aus. Diese stellten ein wichtiges Zeugnis für die frühen Gesetze zum Bergbaurecht dar. Zunächst solle ihr Aufbewahrungsort - das Freiberger Rathaus - geschützt werden. Später dann die Akten selbst. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Zschopauer Zeitung, 02.02.2012