Erzgebirge digital

16.02.2021

Willkommen in unserer smarten Zukunft

Drebach, Jahnsdorf, Zwönitz – drei Orte, ein Thema. Digitalisierung für mehr Lebenskomfort und Partizipation.

Zwönitz

SmartCity – Der Mensch im Mittelpunkt

Im Gegensatz zu den umliegenden Regionen ziehen vergleichsweise wenige Menschen aus Zwönitz weg, im Bereich der 30- bis 49-Jährigen verzeichnet die Stadt sogar einen Zuwachs. Weil eine Region aber bekanntermaßen immer nur so stark sein kann wie die Menschen, die sie gestalten, wollen die Zwönitzer im Rahmen des Projekts „SmartCity“ gemeinsam mit den Bürgern das Thema Digitalisierung im ländlichen Raum neu denken und eine Infrastruktur entwickeln, die ein modernes Leben im ländlichen Raum fordert.

Das Projekt wird bis 2026 mit insgesamt 8 Millionen Euro durch das Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat und die KfW gefördert. Dabei soll Zwönitz aber nicht allein profitieren. Vielmehr soll die SmartCity als Modellprojekt fungieren, um dem gesamten Erzgebirgskreis Inspiration und wertvolle Erfahrungswerte in puncto Digitalisierung zu liefern. Zu den geplanten Teilprojekten gehört dabei nicht nur die Entwicklung einer Kommunikations-Plattform, die die Zwönitzer intensiver in städtische Gestaltungsprozesse einbindet, sondern auch eine Verkürzung der naturgemäß langen Wege der Kleinstadt.

Deshalb sollen die BürgerInnen auch unabhängig vom regulären Nahverkehr per App das ERZmobil bestellen können, das sie an den ÖPNV anbindet, während die Fahrzeuge gleichzeitig besser ausgelastet werden, weil sie weniger „Leer-Haltestellen“ anfahren müssen. Herzstück der SmartCity ist aber das neue Gewerbe- und Innovationszentrum „SPEICHER“, das in der ehemaligen Buntweberei Alois Wetzel errichtet wird. Ab 2023 können dort etablierte Firmen, Start-ups, kreative Bürger, Schüler, Vereine und wissenschaftliche Institutionen zusammenkommen, um gemeinsam neue Formen von Arbeit und Stadtleben voranzutreiben.

Zwönitzer Anzeiger



Drebach

#DorfFunk statt Buschfunk

Wie wäre ein eigenes kleines soziales Netzwerk nur für den Heimatort – so ganz ohne Beziehungsstatus und die lästigen Datenaffären des Herrn Zuckerberg!? Mit dem #DorfFunk in der Tasche plauschen die Drebacher wie mit Jodel, bieten und suchen wie mit eBay-Kleinanzeigen, gruppieren sich nach ihren Interessen wie auf Facebook und erhalten die News der Gemeinde wie bei Twitter. Eine private Chat-Funktion erleichtert die Kommunikation immer dann, wenn es um persönliche Absprachen geht.

Zusammen ergeben diese Funktionen eine App, die die Drebacher bei ihrem täglichen Leben in der Gemeinde begleitet – von der Frage nach einem Bäcker, der auch sonntags öffnet, über das Angebot für Mathe-Nachhilfe bis zum nächsten Vereinstreffen. „Toll ist, dass wir durch die hohen Datenschutzmaßnahmen mit der App auch Menschen erreichen, die sich sonst bewusst gegen Facebook & Co. entscheiden“, sagt Thomas Walther, Mitglied des Gemeinderats.

Gerade auch zu Corona-Zeiten hat die App einen wichtigen Beitrag geleistet, wenn es um die Suche nach Hilfe oder die Vorstellung von ortsansässigen Kleingewerben ging. Die App wird Drebach durch das Forschungsprojekt „Digitale Dörfer“ des Fraunhofer Instituts zur Verfügung gestellt. Bereits 2015 startete das Projekt mit dem Ziel, die Herausforderungen des heutigen Lebens in ländlichen Regionen in Bezug zur Digitalisierung zu lösen und das Wir-Gefühl in den Ortschaften zu stärken.

Mehr dazuDigitalbach Funk: App laden und mitfunken


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Jahnsdorf

Warum kompliziert, wenn‘s einfach geht?

Wie lange braucht man in einer Großstadt, um auf einem städtischen Amt genau die Person ans Telefon zu bekommen, die einem tatsächlich weiterhelfen kann? Bis dahin haben Asterix & Obelix den Passierschein A38 meist dreimal bekommen. In Jahnsdorf ruft man hingegen den Bürgermeister einfach per App an. Kurze Wege sind die Maxime des Entwicklers Alexander Krauß: Egal, ob es also um den Kontakt zur Gemeindeverwaltung, um Baustellen, Corona- Infos oder die Schadensmeldung geht – die App hilft den 5476 Einwohnern dort, wo Kommunikation und Informationssuche sonst oft zu einem zähen Unterfangen werden.

Als er die Anwendung entwickelte, war der IT-Profi noch Auszubildender der Gemeinde und wurde für seine Leistung sogar mit dem „IT-Willy“ ausgezeichnet. „Wir wollen als Kommune für unsere Bürger da sein, aber wir wollen auch Feedback bekommen. Das erreichen wir nicht, indem wir nur im Rathaus sitzen.“ Heute ist Alexander Krauß Projektleiter IT bei der Lebenshilfe Chemnitz und leitet seit 2020 neben anderen Projekten auch den Social-Media-Stammtisch „Som.Erz“. Mit den Veranstaltungen will er seine Mission verfolgen, möglichst viele Verantwortliche im Erzgebirge zu erreichen und ihnen laufend die neuesten Nutzungsmöglichkeiten der sozialen Netzwerke nahezubringen.

Jahnsdorf App

Text: Magda Lehnert

Illustration: Haus E