SERIE: MADE IN ERZ - Bürstenmacher liefert für spezielle Fälle

Spitzenprodukte aus dem Erzgebirgskreis sind weltweit begehrt. "Freie Presse" stellt die pfiffigsten Ideen vor. Heute: Spezialbürstenfirma Hochmuth, Stützengrün

VON MARIO ULBRICH

Stützengrün - Der Laie kennt Kleiderbürsten, Haarbüsten, Schuhbürsten. Aber was

produziert eigentlich ein Spezialbürstenhersteller? Zum Beispiel Bürsten, die helfen, die

Knie- und Fußgelenke von Feuerwehrleuten zu schonen.

Ulrich Hochmuth, Inhaber der gleichnamigen Spezialbürstenfirma in Stützengrün,

erläutert, was sich dahinter verbirgt: Wenn die Feuerwehrmänner bei Alarm an ihrer

Stange vom Bereitschaftsraum nach unten zu den Einsatzfahrzeugen rutschen, kommen

sie auf einer dicken Holzplatte auf. Diese ist gespickt mit stabilen Rosshaarbüscheln,

welche die Landung abfedern - so genannte Sprungdeckel. Die Firma Hochmuth beliefert

einen Feuerwehrausrüster damit.

"Die meisten Einsatzgebiete für unsere Spezialbürsten kriegt niemand zu Gesicht", sagt

Ulrich Hochmuth. "Es sei denn, er arbeitet in der jeweiligen Branche."

Vielleicht in einer Kornmühle. Hier sorgen Bürsten dafür, dass das Mehl Siebe und Walzen nicht verklebt. Oder in einer Fischzuchtanlage, wo Spezialbürsten aus Stützengrün als Filter im Einsatz sind. Sie halten Futterreste, Kot und sonstige Schwebeteilchen so zuverlässig wie ein Sieb fest, sind aber leichter zu reinigen. Andere Bürsten säubern Gewindebohrer von Werkzeugmaschinen - nicht bei Stillstand, sondern während des Betriebs. Und das sind nur wenige Anwendungsgebiete der Erzeugnisse aus dem Stützengrüner Familienunternehmen.

"In der Regel kommt ein Hersteller auf uns zu, erklärt, welche Art Bürste er benötigt, und

wir fertigen sie dann an", sagt Ulrich Hochmuth. "Da sind ausgefallene Sachen dabei, auf

die wir im Traum nicht gekommen wären."

Allerdings können seine Bürstenmacher auch einfach. Für die Bürstenmann GmbH

produziert das Fünf-Personen-Unternehmen jährlich rund eine Million Flaschenbürsten, die in alle Welt exportiert werden. Ein CNC-Automat portioniert Kunststoffborsten zu kleinen Bündeln, steckt sie auf einen Draht und verdrillt diesen so, dass die Borsten eingeklemmt werden und der Draht die bestens bekannte Form einer Flaschenbürste annimmt.

Ein anderer Automat bohrt mit unglaublicher Geschwindigkeit Löcher in einen Besenkopf.

Für das Auge sieht es aus, als würden die Löcher gestanzt. Dann hämmert die Maschine

zahlreiche von Drahtschlingen gehaltene Borstenbündel ins Holz, als wären es Nägel -

fertig ist im Handumdrehen ein Mehlbesen für die Backstube.

Doch nur für Großserien lohnt der Einsatz von Automaten. Viele Stützengrüner

Spezialbürsten sindKleinserien oder Einzelanfertigungen. Sie werden per Hand hergestellt, was harte Arbeit sein kann: Für die größte Bürste des kleinen Unternehmens müssen mindestens 660 Borstenbüschel mittels Drahtschlinge befestigt werden. Möglich sind aber glatt auch mal an die 5000 Büschel ... Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 30.11.2010