3. Fachkräftetagung „Willkommen im Erzgebirge“:

Podiumsdiskussion zur 3. Fachkräftetagung
Podiumsdiskussion zur 3. Fachkräftetagung
Die Zukunft des Erzgebirges braucht Zuwanderung

„Ostdeutschland wird das Land der schnellen Karrieren“, lautet die These von Soziologieprofessor und Arbeitsmarktexperte, Prof. Michael Behr. Der Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Honorarprofessor an der Westsächsischen Erzgebirgskreis von 4,8 Prozent ist ein Indiz dafür, dass die leistungs-und wettbewerbsfähige Wirtschaft in der Region floriert. Perspektivisch gilt es in den Unternehmen zahlreiche Stellen mit Fachkräften zu besetzen, die nicht allein durch vorhandene Ressourcen abgedeckt werden. Um Fachkräfte zu gewinnen, gehen viele Unternehmen neue Wege, wollen mehr denn je als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Dafür potentielle Arbeitnehmer aus anderen Regionen Deutschlands und dem Ausland zu rekrutieren, wird künftig eine Möglichkeit sein, um die Lücken in den Reihen der Fachkräfte zu schließen. 100 Teilnehmer, darunter Unternehmer, Personalverantwortliche sowie Vertreter verschiedener Fachverbände hatten sich zur Veranstaltung der Fachkräfteallianz Erzgebirge können positiv gestellt werden, wenn es gelingt durch Rück- und Zuwanderung den demografischen Teufelskreis zu durchtrennen, wenn Arbeitgeber attraktiver werden und eine ehrliche Kultur der Integration etabliert wird“, so Behr. Viele Unternehmer der Region werden längst selbst aktiv, wenn es heißt, im Unternehmen optimale Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen. Sie übernehmen soziale Verantwortung, machen sich stark bei der Gewinnung von Auszubildenden sowie beim Halten von bestehenden Mitarbeitern und dem Thema Unternehmensnachfolge. Die Wohn- und Pflegezentrum Annaberg gGmbH ist beispielsweise mit 375 Mitarbeitern ein regionaler Arbeitgeber, der mit pfiffigen Ideen wie einer Azubi-Akademie und zusätzlichen Angeboten wie Möglichkeiten zur Fitness jährlich 14 junge Leute für einen Beruf begeistert, der für manche auf den ersten Blick wenig attraktiv scheint. Personalmanager Alexander Carl machte während der Podiumsdiskussion deutlich, dass eine fachlich fundierte Ausbildung die Basis jeglicher Fachkräftesicherung bildet: „Dafür fangen wir frühzeitig an und werben schon in jüngeren Schulklassen beispielsweise durch Patenschaften für den Pflegeberuf.“  Sich zusätzlich sozial  zu engagieren und Leben nicht nur aufs Arbeiten zu reduzieren, ist seit langem eine Prämisse von Erzgebirgskreis bei lediglich 32 Prozent. Staatssekretär Stefan Brangs, verantwortlich im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr für die Digitale Initiative Sachsen, betonte, wie wichtig es ist, die Infrastruktur im ländlichen Raum fit zu machen und damit die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsorte zu steigern: „Es tut sich was in diesem Bereich, wenn auch noch nicht zufriedenstellend.“ Ausländische Fachkräfte: Ein Weg vom Exoten zum Neu-Erzgebirger Mit dem Abholen, Aufnehmen und Integrieren ausländischer Fachkräfte beschäftigte sich der zweite Teil der Fachkräftetagung. Bereits heute arbeiten und leben Menschen aus verschiedenen Nationen der Welt im Erzgebirge, deren berufliches Können und Fachwissen geschätzt wird. Um den Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren decken zu können, wird das Thema Zuwanderung mehr denn je in der Region eine Rolle spielen. Dabei gilt es jedoch manchen Stolperstein zu überwinden: von skeptischen Kollegen über komplizierten Formalitäten bis hin zu fehlenden Chancen der Integration im direkten persönlichen Umfeld. Ausländische Mitarbeiter und Auszubildende einzustellen, langfristig an die Region zu binden und den Heimatgedanken zu fördern, ist eine umfassende Aufgabe für den Bewerber und sein unmittelbares Arbeits- und Lebensumfeld. Falk Höhn, Director Human Resources von der TURCK Beierfeld GmbH, reflektierte in seinem Bericht, vor welchen Aufgaben das Unternehmen bei der Integration eines ungarischen Mitarbeiters stand und wie die Firma von der Internationalität profitierte. Auch wenn das Unternehmen von über 60 internationalen Standorten aus agiert, ist die Aufnahme eines Zuwanderers im ländlichen Raum trotzdem eine Herausforderung, die sich aber anzupacken lohnt. Der Wille, Migranten als potentielle Arbeitnehmer zu betrachten, ist bei vielen Unternehmern längst vorhanden. Den meisten von ihnen stellt sich allerdings die Frage, wie man internationale Fachkräfte finden und kontaktieren kann. Im Alleingang haben die klein- und mittelständischen Unternehmen kaum eine Chance, selbstständig im Ausland aktiv zu werden. Lisa Wagner, Vermittlerin bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung, stellte Dienstleistungen des Internationalen Personalservice Sachsen der Bundesagentur für Arbeit vor, die einwanderungswillige Fachkräfte vermittelt. „Wir beraten Unternehmer, welche Schritte notwendig sind beim Einstellen ausländischer Fachkräfte. Um die potentiellen Zuwanderer für Deutschland zu interessieren nutzen wir unsere Netzwerke direkt im Ausland und veröffentlichen dort Stellenangebote .“ Welcome Center Erzgebirge als Lotse durch den Behördendschungel Um den Prozess des Aufnehmens ausländischer Fachkräfte zu vereinfachen, erweiterte die Erzgebirge, eine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte aufzubauen. Hintergrund: 2014 bereiteten zwei Fachkräftetagungen den Aufbau des Welcome Centers Erzgebirge untersetzt. Durch Fördermittel der Fachkräfterichtlinie des SMWA gelang es im Sommer 2016, das Projekt „Welcome Center Erzgebirge“ zu starten. Darüber hinaus werden durch diese Mittel weitere Projekte für die regionale Wirtschaft vorangetrieben. Rückblick zur Fachkräftetagung „Willkommen im Erzgebirge“ vom KabelJournal®   Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.