Zahnbürsten laufen im Neubau vom Band

Die Stützengrüner Bürstenmann GmbH wächst. Gestern wurde am Firmensitz nach 1999 und 2005 die dritte neue Produktionshalle eröffnet – für Mundhygieneartikel der Marke "Dr. Best".

VON EBERHARD MÄDLER

STÜTZENGRÜN - Der Flachbau, der gestern an der Stützengrüner Bürstenmann GmbH eingeweiht worden ist, wuchs seit April 60 Meter in die Länge, 42 Meter in die Breite und acht Meter in die Höhe. Die nach 1999 und 2005 dritte neue Produktionshalle kostet letztlich 2,3 Millionen Euro, die Ausstattung weitere 5,2 Millionen Euro. Beherbergen soll das neue Gebäude drei vollautomatische Fertigungsstraßen für Zahnbürsten.

Solch eine Anlage kombiniert mithilfe von Robotern sonst getrennt arbeitende Spritzguss-, Beborstungs- und Verpackungsmaschinen miteinander. "Es ist also alles in einem", veranschaulicht Geschäftsführerin Margitta Siegel das Prinzip. "Vorne kommt das Kunststoffgranulat rein und hinten die verpackte Zahnbürste raus." Rechnen würde sich solch eine in der regionalen Bürstenbranche noch nicht vorhandene Großanlage nur für sehr hohe Stückzahlen. Dafür haben die Stützengrüner mit Glaxo Smith Kline aus London bis 2017 einen Vertrag über die Abnahme von jährlich zunächst 40 Millionen Zahnbürsten abgeschlossen. Dem weltweit größten Arzneimittel-Konzern gehört der Markenname "Dr. Best". Jede dritte dieser aus der Fernsehwerbung bekannten "Putzhilfen für den Mund" stammt damit zukünftig aus dem Erzgebirge .

"Für die Vergabe des Dauerauftrages an uns sprach vor allem das motivierte Fachpersonal mit gewachsener Erfahrung", so Siegel mit Blick auf die Verhandlungen. Immerhin werden in Stützengrün bereits seit 1952 Zahnbürsten hergestellt: In der DDR war die damalige Konsum-Bürstenfabrik sogar deren Alleinhersteller. Wenn die neuen Anlagen in vier Monaten laufen, verlassen pro Jahr beachtliche 110 Millionen Zahnbürsten die Stützengrüner Traditionsfirma - nach Brasilien, Neuseeland und sogar auf die Bahamas. Sie avanciert damit zum zweitgrößten deutschen Produzenten für diesen Mundhygieneartikel. 70 Millionen Zahnbürsten kommen bereits jetzt pro Jahr aus dem Dorf. "Es sind eigene Bestellungen der großen Drogerie- und Discounter-Ketten in Europa", so die 62-jährige Geschäftsführerin.

Hauptsächlich werden im - landläufig als "GEG", frühere Groß-Einkaufs-Gesellschaft, bekannten - Betrieb Handfeger, Saalbesen und Nagelbürsten, Fußmatten, Kleiderbügel und Wäscheklammern hergestellt. Insgesamt 1500 solche Haushaltsartikel, die 65 Prozent der Bürstenmann-Produktpalette ausmachen, finden Abnehmer in Japan, Hongkong, Russland, Ägypten und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Wir exportieren ein Viertel unserer Waren in 45 Länder der Welt", berichtet Siegel. "Durch die neue Halle wird sich diese Zahl wohl verdoppeln."

Die Zahl der Beschäftigten bei der Bürstenmann GmbH, zu der seit 20 Jahren auch die Tochterfirma Denta Bross GmbH & Co. KG gehört, steigt im neuen Jahr um 27 auf 253 Mitarbeiter. Der Umsatz klettert bereits in diesem Jahr auf 40 Millionen Euro. Denn inklusive der gestern eingeweihten neuen Produktionshalle Nummer 3 hat der größte Betrieb Stützengrüns seit 1990 stattliche 37 Millionen Euro in seine Zukunft im Erzgebirge investiert. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Auer Zeitung, 07.10.2011