Was sich Arbeitgeber auf dem Land alles einfallen lassen

Chefin Katja Hillenbrand mit Kindern des Firmenkindergartens ‚Pfiffikus‘. (Foto: micas AG)
Chefin Katja Hillenbrand mit Kindern des Firmenkindergartens ‚Pfiffikus‘. (Foto: micas AG) / © Micas

Ländliche Regionen sind vom Fachkräftemangel besonders betroffen. Um Mitarbeiter zu halten und neues Personal zu gewinnen, braucht es Ideen und Chefinnen wie diese.

Erzgebirge . Für die 20 Kinder der Kindertagesstätte „Pfiffikus“ spielt es keine Rolle, wo ihre Kita steht. Hauptsache, sie dürfen jetzt endlich raus zum Spielen. Vielleicht sehen sie dann sogar Mama oder Papa am Bürofenster. Denn statt am Nachmittag zur Kita zu hasten, müssen die Mitarbeiter des Sensorherstellers Micas im erzgebirgischen Oelsnitz nur über das Betriebsgelände gehen, um den Nachwuchs abzuholen.

Unternehmenschefin Katja Hillenbrand hat den firmeneigenen Kindergarten 2009 ins Leben gerufen - aus eigener leidvoller Erfahrung. Bei ihrem Sohn sei damals 16.00 Uhr Schluss mit der Betreuung gewesen. „Ab 15.30 Uhr wird man nervös, ab 15.45 Uhr ist man im Kopf nicht mehr beim Kunden“, erinnert sie sich.

Da es auch vielen ihrer Mitarbeiter so ergangen sei, habe sie beschlossen, eine eigene Kita zu eröffnen. Deren Türen stehen bis 18.00 Uhr offen und notfalls auch darüber hinaus. Zudem gibt es mittlerweile noch einen Hort inklusive Fahrdienst und Essensversorgung.

Die gebürtige Schwäbin hat für ihre Angestellten noch mehr in petto: Kostenfreie Getränke, Mittagessen für einen Euro, Home Office, verkürzte Arbeitszeiten im Pflegefall und Gleitzeit sowieso.

Der Chefin von 120 Mitarbeitern plus 40 Angestellten in einem Tochterunternehmen liegt zum einen das Wohl ihrer Leute am Herzen - zum anderen verschärfe sich der Wettbewerb um Fachkräfte in ihrer Branche seit 2012 spürbar. „Momentan haben wir fünf offene Stellen, und wir brauchen viel Geduld, um sie zu besetzen“, sagt die 46-Jährige.

„Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte ist leer“, bestätigt Matthias Lißke von der Wirtschaftsförderung Erzgebirge . Habe die Arbeitslosigkeit in der Region 2005 noch bei knapp 25 Prozent gelegen, so seien es heute gut 5 Prozent.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 02.04.2017