Spezialisten machen gleich fünf eiserne Damen wieder flott

In der Lokwerkstatt in Oberwiesenthal gibt es zurzeit ein seltenes Aufeinandertreffen. Ein Quintett von alten Lokomotiven der Baureihe 7 K wird dort überholt. Nur ein Teil fährt sonst für die Fichtelbergbahn.
 

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Doch hinter den Hallentoren der Hauptwerkstatt an der Oberwiesenthaler Hüttenbachstraße wird mächtig rangeklotzt. Mit Hochdruck werden die stählernen Dampfrösser der Revision unterzogen. Dabei schlägt der Blutdruck der Lokschlosser und des Zugpersonals diesmal durchaus etwas höher: "Erstmals in der jüngeren Geschichte sind alle fünf Altbaulokomotiven der Baureihe 7 K unseres Eisenbahnunternehmens in Oberwiesenthal unter einem Dach vereint. Noch nie stand so geballte Maschinenkraft in unserer Lokwerkstatt", berichtet Bahnmeister Sven Oettel.

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"Wir arbeiten derzeit die Modelle 1734, 1741, 1747, 1761 und 1762 auf. Dabei unterscheiden wir die Zwischenuntersuchungen, die alle vier Jahre anberaumt werden und etwa vier bis fünf Monate pro Maschine dauern oder die Hauptuntersuchung, für die schon mal ein ganzes Jahr benötigt wird", so der Oberwiesenthaler.

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"Das ist hoch spezialisierte Arbeit. In Mitteldeutschland sind wir das einzige Ausbesserungswerk, das derart verantwortungsvolle und filigrane Tätigkeit an Schmalspurtechnik ausführt", erklärt Sven Oettel stolz. Diesem Umstand sei es auch zu verdanken, dass in Sachsen überhaupt noch planmäßiger Dampfregelbetrieb in einem Eisenbahnunternehmen gewährleistet werden könne. Das Augenmerk gilt der betagten, aber eben sehr anspruchsvollen Technik. In den seltensten Fällen liegen noch Konstruktionsunterlagen vor. "So zählt eine der letzten bei Richard Hartmann in Chemnitz gebaute Lokomotive zu unserem Bestand", berichtet der Bahnmeister. Für ein Dampfexemplar sei jetzt erstmals ein neuer Zylinder hergestellt worden. Bauunterlagen für diesen Typ waren mit der Wende verloren gegangen. "Aber dank hauseigener Fachleute konnte das Aggregat gefertigt werden." Dabei fühlen sich die aktuell fünf aufgeweckten Azubis des Unternehmens wohl in ihrer Haut, die zudem weder Öl noch Ruß samt eisenschwerer Teile fürchten.

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Quelle: Freie Presse vom 23.11.2019, Christof Heyden